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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/biol_unt_1892_04/0021
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An dem Gehörorgan selbst suchte Ehlers die Frage vom Verhalten der die Nervenfläche desselben bekleidenden
Epithelzellen zu den Nervenfasern zu eruiren. »Es musste sich die Frage aufdrängen, ob die Ausläufer
der Epithelzellen dieses Fasemetz der Nervenschicht nur durchziehen, oder ob die Fasern des einen und anderen
Gewebes zusammenhängen.» An Schnittpräparaten war darüber irgend welche sichere Auskunft nicht zu erlangen.
Bei Macerationen beobachtete Ehlers, allerdings nur selten, solche Vorkommnisse, dass ein Kern des Fasernetzes
mit dem Ausläufer einer Epithelzelle zusammenhing, und zwar durch kurze, von ihm abgehende Fäden. »Die Frage»,
sagt Ehlers, »welche sich hier vor Allem aufdrängt, ist die, ob die beschriebenen Fasernetze und ihre Kerne Nervenfibrillen
und Nervenkerne vorstellen, oder ob sie nicht etwa nur einem Stütz- und Hüllgewebe angehören, in dessen
Maschen die eigentlich leitende nervöse Substanz verborgen sei. Ich hatte gehofft, durch Behandlung mit Methylenblau
, hier eine Entscheidung zu erhalten, bin aber dabei zu keinem Ergebnis gekommen. So kann ich endgültig
meine Ansicht nicht beweisen, dass das Fasernetz mit seinen Kernen aus Nervenfibrillen und Nervenkernen gebildet
werde, und dass wenigstens ein Theil der Epithelzellen mit diesem Nervennetz durch einen Ausläufer in Verbindung
steht, der an der Zellkante bis unter die Cuticula zu verfolgen ist.»

Die hier angeführten Angaben reichen hin, um zu zeigen, wie unsicher die Kenntniss vom Baue der Haut
und den in diesem Organ befindlichen und dort endigenden Nervenfasern bei den Polychäten gewesen ist. Es ist
/.war nicht meine Absicht, diesmal den Bau der Haut dieser Thiere eingehender zu behandeln. Die von Wiren
und Ehlers hauptsächlich untersuchten Thiere habe ich in dieser Hinsicht auch nur mehr beiläufig studirt, indem ich
bald sah, dass dieselben für die Ehrlich'sehe und die Golgi'sche Methode nicht gerade günstige Objecte darstellen.
Nach Allem aber, was ich sowohl bei ihnen als in noch viel grösserem Masse bei anderen Polychäten gesehen habe,
kann ich nicht umhin, die Angabe zu bestätigen, dass, wie schon oben hervorgehoben worden ist, die verschieden
langen sog. Cylinderzellen des Epithels der äusseren Körperhaut in der Pegel nach, unten hin verzweigt sind und
mit ihren Füssen an einer bestimmten Grenze endigen; eine distinete Basalmembran konnte ich jedoch hier an
meinen Präparaten, welche indessen bei der Golgi'schen Färbung hierfür nicht günstig sein können, nicht nachweisen
. Ein Aufsteigen von bindegewebigen Fasern ins Epithel sah ich nie und halte es bei den von mir untersuchten
Thieren für unglaublich. Dagegen ist es ja möglich, dass die von mir beschriebenen sensiblen Nervenzellen
mit ihren Fortsätzen solche Elemente vortäuschen können; ferner ist es wahrscheinlich, dass die von Ehlers
erwähnten und von ihm als Nervenfibrillen und Nervenkerne gedeuteten Fasernetze dem durch Methylenblau- sowie
durch Chromsilberfärbung scharf und deutlich demonstrirbaren sensiblen Nervenplexus entsprechen.

Durch die hier oben gegebene Darstellung der sensiblen Nervenelemente in der Haut der Polychäten glaube
ich indessen auch einen Beitrag zur Lösung dieses Problems darbieten zu können, und es würde mir angenehm
sein, wenn die vorliegenden Untersuchungen Anlass zu weiteren Arbeiten in dieser Richtung geben sollten.

Auf die wichtige Frage, in welcher Beziehung der Typus des sensiblen Nervensystems und seiner Endorgane
bei den Polychäten zu den entsprechenden, bisher bekannten Einrichtungen bei anderen Thieren in phylogenetischer
Hinsicht steht, werde ich in einer unten folgenden Abtheilung noch einmal zurückkommen, weshalb ich hier nicht
weiter auf dieselbe einsehe.

Dagegen werde ich eine andere, mehr specielle Frage kurz besprechen, welche oben nur ganz beiläufig berührt
wurde; ich meine die Art der letzten Endigung des peripheren Fortsatzes der sensiblen Nervenzellen.

Ich erwähnte oben, dass ich sowohl in Methylenblau- wie in Chromsilberpräparaten von der Haut von Nereis
diversicolor hier und da gesehen habe, dass ein schmaler Faden des fraglichen peripheren Fortsatzes durch die
Cuticula hindurch bis zur äusseren Fläche derselben hinaustrat, und dass in den ersten Präparaten sogar zuweilen
auch noch ein von diesem Faden aus frei hinausragendes Stiftchen nachweisbar war.

Als ich vor einigen Jahren mit dem Nervensystem anderer Polychäten arbeitete, sah ich in Methylenblaupräparaten
, v. A. an den Fühlern von Lepidonotus, eine Reihe hierauf bezüglicher Bilder, von denen ich mehrere
noch in Abbildung vor mir habe. Die Cuticula ist offenbar stellenweise von feinen senkrechten Canälchen durchbohrt
, welche hier und da sich nach innen hin trichterförmig erweitern. In diese Canälchen stecken die Enden
der peripheren Fortsätze der sensiblen Zellen, und man sieht sie auch bei diesem Thiere hier und da aus denselben


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