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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/biol_unt_1892_04/0023
2.

Das sensible Nervensystem der Mollusken.

Taf. IV—vi.

Nachdem Leydig (1851) bei gewissen Wirbellosen (Branchipus u. A.) gefunden hatte, dass die sensiblen
Nerven nahe an ihrem peripheren Ende mit ganglienkugelähnlichen Zellen versehen sind, stellte er sogar in Zusammenhang
hiermit die Frage auf: »Ja sollte es überhaupt nicht ein allgemeiner anatomischer Charakter der sensiblen
Nerven sein, peripherisch noch einmal mit Ganglienkugeln in Verbindung zu stehen?» Und in seinem
classischen »Lehrbuch der Histologie des Menschen und der Thiere» (1857) äussert er im Abschnitt »Von den Tastwerkzeugen
der Wirbellosen»: »Zum Tasten können verschieden gestaltete, mit Nerven versehene Fortsätze der
Haut, namentlich Anhänge des Kopfes (Antennen, Girren, Tentakeln etc.) behülflich sein, oder es werden gewisse
Hautstellen durch ihre Structur zu einer präciseren Empfindung befähigt und auf diese Art ebenfalls zu Tastorganen
umgeschaffen. Diese Structur scheint zu verlangen, das der Nerv an seinem Ende mit Ganglienzellen in Verbindung
steht, wozu noch besondere Ausrüstungen, Fortsätze der äussersten Hautschicht, den Tasthaaren der Säuger
vergleichbar, sich gesellen können. Bei Helix geht der Fühlernerv (in den oberen und unteren Tentakeln) in ein
längliches Granglion über, aus dessen vorderem, etwas verbreitertem Ende eine Anzahl von Nerven hervorkommt,
welche sich dichotomisch theilen und wieder mit einander in Verbindung treten, wodurch ein Geflecht erzeugt wird,
dessen letzte Ausstrahlungen sich in einer Zellenmasse, die ich für Glan glienkugeln halten möchte, verlieren. Auch
der Tentakelnerv von Firola enthält nach Leuckart solche Elemente. Blanchard sah bei Janus ebenfalls das Anschwellen
der Tentakelnerven zu einem Ganglion. Gangliöse Enden von Hautnerven mit Hinzutritt äusserer Hülfs-
werkzeuge sind von mir an Krebsen, Insekten und Eotatorien nachgewiesen worden.»

Aus der früheren Literatur über die Tastorgane der Mollusken hebe ich v. A. Kefersteln's Darstellung in
Bronns Klassen und Ordnungen des Thier-Reichs (Bd 3, 1862—66) hervor. In Betreff der Structur der äusseren
Haut der Lungenschnecken sagt er, dass dieselbe aus einer dicken, muskulösen Schicht, der Cutis, in deren äussere
Lage viele Drüsen eingelagert sind, und aus einem sie überziehenden Epithel besteht; eine Schicht eylindrischer
Zellen, deren Länge aber an den verschiedenen Körpertheilen verschieden ist, bildet das Epithel, das überall von
einer deutlichen Cuticula, die z. B. an den Tentakeln eine bedeutende Dicke erreicht, bekleidet wird und an einigen
Stellen, unter andern an der Fusssohle, ein Cilienkleid trägt. Über die Nerven und Nervenendigungen in der Haut
finde ich bei ihm keine näheren Angaben. Dagegen bespricht er als besondere Tastorgane die Tentakeln am Kopfe
der Pulmonaten. In den Spitzen der Tentakeln befindet sich eine ovale gangliöse Endanschwellung des recht dicken
Tentakeln ervs; in seinem oberen Theile, besonders an der rechten und linken Seite, und, wie bei den Ganglien
überhaupt, in der Peripherie enthält das Organ dichtgedrängte Ganglienzellen, welche sich auch eine Strecke weit
in die zahlreichen Nerven fortsetzen, die von dem Ganglion, vor allen in drei Zügen, ausstrahlen. »Diese Nerven
lassen sich vielfach zertheilt bis zum Cylinderepithel der Tentakelspitze verfolgen und bisweilen schien es als ob
sie dort noch eine kleine Zelle in ihrem Verlauf aufnähmen und dann in einen Faden ausliefen.»

I seinen »Beitr. zur vergl. Histologie des Molluskentypus» legte Boll \ im Anschluss an einzelne Angaben
von Claparede, Max Schultze und Leydig, das ausgedehnte Vorkommen borstenähnlicher Haare an der Haut-
oberfläche der Mollusken dar. Ein einziges Mal gelang es auch Boll aus der Haut von Arion ater ein Präparat zu
gewinnen, welches deutlich die Continuität des Borstenhaares mit einer zwischen den gewöhnlichen Cylinderepithelien

1 Fr. Boll, Beiträge zur vergleichenden Histologie des Molluskentypus. Archiv f. mikroskop. Anatomie. Suppl. Heft, zu Bd 5, 1869.


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