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gelegenen spindelförmigen Zelle zeigte. »Die Annahme des Zusammenhanges der die Borstenhaare tragenden Zellen
mit Nervenfasern stützt sich ebenfalls nur auf eine einzige directe Beobachtung.» In dem Gehörorgan der Hetero-
poden hatte er nämlich den Zusammenhang Borsten tragender Zellen mit Nervenfasern sicher constatiren können.

Erst durch Flemming's bahnbrechende Arbeiten auf diesem Gebiete wird unsere Kenntniss von der Endi-
gungsweise der sensiblen Nerven der Mollusken in höchst bedeutender Weise gefördert. Er begnügte sich nicht
damit, das ausgedehnte Vorhandensein der starren, borstenähnlichen Spitzen an verschiedenen Stellen der Hautoberfläche
darzulegen, sondern suchte durch geeignete Methoden, v. A. die Macerationsmethode, ihr Verhalten zu dem
Epithel und den Nerven zu ermitteln. In zwei bald nach einander erschienenen gründlichen Abhandlungen 1
legte er seine Erfahrungen nieder. In der ersten behandelte er die Sinneszellen der Oberhaut, in der zweiten
v. A. die Fühler. In der Oberhaut entdeckte er, dass die von ihr hervorragenden starren Haare je aus einem
Bündel feinerer Härchen bestehen, welche an Köpfchen sitzen, die sich in der Oberfläche des Epithels befinden
und obere Enden von Zellen darstellen. Bei vorsichtiger Isolation macerirter Hautpartien konnte er ermitteln, dass
diese Zellen sich nach unten hin in einen feinen Eaden fortsetzen, der sich, oft, ohne zu reissen, lang aus dem
Gewebe hervorziehen lässt. Er nannte diese Elemente »pinselförmige Zellen», und er konnte schon auf Grund
ihrer Länge annehmen, dass nicht alle ihre Kerne im Epithel liegen, sondern viele tiefer im Bindegewebe stecken.
Diese Zellen kommen beim Teichmuskel nicht bloss auf den Papillen des Mantels und der Siphonen vor, sondern
man trifft sie auch, obwohl spärlicher, in der Umgebung der Kloake, am vorderen Theil des Mantelrandes, auf den
Mundlappen, noch minder häufig am Fuss, und endlich an der Innenfläche des Mantels. Bei den Prosobranchiern
traf er die pinselförmigen Zellen wieder. Die Verbreitung an der Oberfläche des Cephalophorenkörpers ist der Art;
dass man die Pinselzellen überall am dichtesten stehend an dessen Fühlern antrifft, demnächst am vorderen Mantelrand
und vorderen Fussrand, minder dicht gestellt am Kopf und auch an der Fusssohle. An den Fuss- und
Mantelrändern der landbewohnenden und amphibischen Schnecken — Limax agrestis, Arion ater, Succinea amphibia
und verschiedene Helixarten — scheinen die Verhältnisse ganz dem zu entsprechen, was bei den Wassermollusken
statt hat. Die starren Spitzen stehen nur etwas seltener und sind sehr kurz und fein. An den Fühlern der luftlebenden
Gastropoden wird der dicke Cuticularsaum der cylindrischen, unbewimperten Epithelzellen auch nicht durch
eine einzige Haarspitze überragt; zwischen diesem Epithel und zwar besonders an jenem vorderen Knöpfchen hält
sich eine Menge kleiner Gebilde versteckt von so grosser morphologischer Aehnlichkeit mit den Pinselzellen, dass
ihr Anblick sofort an diese erinnern muss.

In seiner oben citirten zweiten Abhandlung hat Flemming gerade diesen letzten Gegenstand eingehender
behandelt. Der sehr starke Fühlernerv verläuft nahezu in der Mitte des Fühlerstiels und verdickt sich von dort
an, wo der Hülsenmuskel ihn einschneidet, um das 2—3-fache zu dem unregelmässig kolbenförmigen Ganglion des
Knopfes. Er besteht aus feinen blassen Fasern, welche überall in dicht-feinkörnige, blassgraue Masse eingebettet
liegen. Der ganze hintere und centrale Theil des Ganglion zeigt durchaus dieselbe Structur, und man kann ihn
deshalb eigentlich nur als Verdickung des Nerven in Anspruch nehmen; in der Peripherie dieser Anschwellung aber,
und namentlich in der vorderen, beginnt der gangliöse Theil; es treten hier in der faserig-körnigen Masse eine
Unzahl Zellen auf, die innen gelegenen grösser, rundkernig, mit zahlreichen verästelten Ausläufern; nach aussen
nimmt die Zahl der letzteren ab, die Zellen werden kleiner und in der Peripherie finden sich deren fast nur spindelförmige
mit wenig Protoplasma und zwei, selten mehr, langen Ausläufern, ziemlich ähnlich den Zellen der äusseren
Körnerschichte in der Retina. Jene körnig-faserige, centrale Substanz mag als Nervenmasse, die peripherische zellenreiche
Schicht als Ganglienstratum bezeichnet werden. Das ganze Gewebe vom vorderen Ende des Nervenkolbens
bis zu den Füssen des Epithels ist eigentlich nichts weiter als Ganglienstratum, in welches sich die Nervenmasse in
zahlreichen Ausbuchtungen hineindrängt. Gegen das Epithel zu aber ordnen sich die peripherisch gelegenen Spindelzellen
jedes Lagers und ihre Ausläufer zu einer Menge von Zügen, welche, durch die wenigen subepithelialen
Muskelzüge hindurch, direct zwischen die Deckzellen des Fühlerknopfes hineinstrahlen. Die ganze Schicht unterhalb
des Knopfepithels besteht aus fast nichts Anderem als diesen Nervenzellenzügen. Nur eine spärliche spon-
giöse Bindesubstanz durchsetzt jene Züge und bildet für sie eine Art Stützgewebe. Noch finden sich im Fühlerknopf
ausser einzelnen Muskelzügen gewisse Züge grosser, opaker, sehr feinkörniger, dicht aneinanderlagernder

1 W. Flemming, Die haaretragenden Sinneszellen in der Oberhaut der Mollusken. Archiv f. mikroskop. Anatomie, Bd 5, 1869. — Untersuchungen
über Sinnesepithelien der Mollusken. Archiv f. mikroskop. Anatomie, Bd 6, 1870.


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