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derselben genauer untersuchen. In den Chrom Silberpräparaten bekommt man auch nach sorgsamer Abwaschung
vor dem Eintauchen in die Silberlösung einen kleinen Oberflächenniederschlag, welcher die hier befindlichen feinsten
StructurVerhältnisse deckt. Die von Flemming am äussersten Ende seiner Zellen zwischen den Cylinderzellen-
enden gesehenen Haarbündel habe ich leider in Folge dessen in meinen Präparaten nicht constatiren können, ich
zweifle aber keineswegs an der Eichtigkeit der stets so sicheren Angaben dieses Forschers. Es mag aber hervorgehoben
werden, dass Flemming diese Haarspitzen bei den Limaciden nur bei sehr starker Vergrösserung sehen
konnte, welche sich dagegen für die Golgi'schen Präparate im Allgemeinen nicht gut eignet.
Um so viel mehr zeigen aber, wie schon angedeutet wurde, diese Präparate in Betreff der Gestalt und der
Lagerung der Zellen sowie der Verlaufsweise ihrer Fortsätze. Nur ganz selten trifft man Zellen, deren Zellenkörper
bis in die eigentliche Epithelschicht emporreichen; die bei weitem meisten, ja fast alle Zellenkörper
liegen unter, d. h. nach innen von der übrigens sehr unebenen und indistincten Epithelgrenze, also in dem cutanen
spongiösen Gewebe eingebettet. Sie liegen aber keineswegs in einer bestimmten Eegion oder Schicht, sondern in
sehr verschiedener Tiefe unter dem Epithel, wie auch aus den beigegebenen Abbildungen zu ersehen ist.
Die meisten befinden sich indessen in einer Eegion, welche so weit unter der inneren Epithelgrenze liegt, wie
die Epithelhöhe selbst, oder noch ein wenig mehr. Die Zellenkörper sind im (ranzen klein, aber doch nicht alle
gleich gross. Ihre Gestalt wechselt zwischen der lang spindelförmigen und der rundlich ovalen; jedoch ist die
spindelförmig ovale die bei weitem überwiegende, wobei das schmalere Ende der Ovale peripher gerichtet ist und
in den peripheren Fortsatz übergeht.
Oft laufen, wie auch Flemming hervorhebt, die Fortsätze vom Zellenkörper nicht ganz oppositipol, sondern
einander etwas genähert, ans; bisweilen ist diese Annäherung sehr stark.
Die meisten aller dieser Zellen zeigen keine Vergrösserung ihrer Fortsätze. An dem peripheren Fortsatz habe
ich in der That nie sicher eine Theilung gesehen, obwohl Bilder vorkommen, welche in solcher Eichtling gedeutet
werden können. Dagegen sah ich nicht selten eine dichotomische Verzweigung am centralen Fortsatz. In der
Fig. 7 der Taf. V habe ich eine solche Zelle abgebildet, von deren centralem Fortsatz einige Zweige abzugehen scheinen
, die jedoch nach kurzem Verlaufe nicht weiter verfolgt werden konnten. In Fig. 6 derselben Tafel (V) ist
eine derartige Zelle zu sehen, deren centraler Fortsatz einen Seitenzweig abgiebt. In diesen Fällen lässt sich indessen
eine andere Erklärung denken, nämlich dass die Fortsätze zweier oder mehrerer Zellen eine Strecke dicht
zusammenlaufen, um sich später zu trennen; dafür spricht die Theilung am unteren Ende der Faser in Fig. 6
(der Taf. V). Es sprechen in der That für eine solche Auffassung die Bilder, wo von einer scheinbar einfachen
Faser zwei noch mit ihren Zellen verbundene Fortsätze abgehen, wie mitten in der Fig. 3 der Taf. VE.
Indessen giebt es auch Fälle, wo eine derartige Erklärung nicht ausreicht. Vom centralen Fortsatz einer Zelle sieht
man zuweilen Seitenzweige abgehen, welche sich wiederholt dichotomisch theilen und knotig-varicös werden; diese
Seitenzweige durchlaufen das spongiöse Gewebe und steigen sogar bis in das Epithel empor. Hier sind im Ganzen
zwei Annahmen möglich: entweder sind wirklich frei endigende Seitenzweige (»Collateralen») vorhanden, oder auch
sind den centralen Fortsätzen Fasern anderer Art (motorische) beigemischt, welche sich später von ihnen wieder
trennen. Für die letztere Auffassung sprechen Bilder wie Fig. 4 und 5 der Taf. V, ebenso die Thatsache, dass
viele centrale Fortsätze sich weit nach innen hin verfolgen lassen, ohne dass man an ihnen etwaige Spuren von
Theilung oder Verzweigung wahrnehmen kann.
Wie zahlreich sind nun die fraglichen Zellen? Sie färben sich in den Präparaten nie in dicht gedrängter
Anordnung, sondern scheinen im Ganzen zerstreut im. Gewebe zu stehen und finden sich, soweit ich wahrnehmen
konnte, überall in der Haut der Körperoberfläche, sowohl an den papillären Erhabenheiten, wie in den Falten zwischen
ihnen; im letzteren Falle biegen sich die peripheren Fortsätze in der Eegel mehr oder weniger winklig um,
um senkrecht durch das Epithel emporzuragen (Taf. VI, Fig. 2 sz, rechts). Hier und da trifft man die Zellen auch
zu kleinen Gruppen gesammelt. An Stellen, wo sie zahlreicher vorkommen, stehen sie etwa so dicht wie in der
Fig. 1 der Taf. VI.
In denselben Schnitten aus der Körperhaut der Limacinen trifft man noch eine Art von Zellen, welche
ein eigenthümliches Aussehen darbieten. In Fig. 3 der Taf. VI sind in vz mehrere Exemplare derselben abgebildet
. Von dem kleinen Zellenkörper, welcher an der inneren Epithelgrenze oder noch weiter hinab liegen, steigen
mehr oder weniger reichlich verzweigte Fortsätze nach aussen durch die Epithelschicht empor, oft fast bis zur
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