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B. Das Geschmacksorgan der Amphibien.
Tafel X und Taf. IX Fig. 3—7.
Nachdem Leydig (1857) hervorgehoben hatte, dass die Papillse fungiformes der Froschzunge an ihrer oberen
vertieften Fläche ein Epithel tragen, welches eine ganz andere Natur annimmt als am Eande der Papillen, indem
die Zellen ihr helles Aussehen und ihre Cilien verlieren, feinkörnig werden und einen Stich ins Gelbliche annehmen
, untersuchte Billroth (1858) etwas eingehender die verschiedenen Papillen der Froschzunge, unter denen er
die breiten, nervenführenden von den schmalen nervenlosen unterschied. Nachdem, er früher behauptet hatte, dass
auch die Nervenpapillen mit Flimmerepithel besetzt seien, nahm er dies jetzt zurück, und er beschrieb es nun
folgendermassen: »Diese Zellen haben eine im Allgemeinen längliche Gestalt und einen den Zellkörper fast allein
ausfüllenden Kern. Nach der freien Fläche zu zeigen sich verschiedene Formen: zum Theil sieht man verästelte,
an ihren Enden leicht geknöpfte Fäden, theils stäbchenartige Körper, theils trichterförmige membranöse Aufsätze.»
»Nach der Papille zu haben die Zellen einen Fortsatz, der in ein verästeltes, fasriges, wurzelähnliches Gewebe ausgeht
, durch welches die Zellen unter einander in Verbindung stehen und enorm fest an einander gehalten werden;
dies Wurzelgewebe adhärirt wieder ebenso innig mit der Papillaroberfläche. Ob die Nervenenden mit diesen Zellen
zusammenhängen, dafür habe ich keinen directen Nachweis liefern können, doch ist es wahrscheinlich, wenn sich
die Beobachtungen über die Endigungen des Geruchsnerven weiter bestätigen sollten». In einem früheren Aufsatze
hatte er sich jedoch bestimmter in dieser Richtung ausgesprochen und sogar geäussert, dass er die mittleren Zellen
für die Endzellen der Nervenfasern, für terminale Ganglienzellen halte, »die man jedoch nicht in Zusammenhang
mit den Nervenfasern sehen kann, weil die übrigen Epithelialzellen nicht isolirt entfernt werden können, was
ebenso für die Riechzellen gilt.»
Fixen (1857) sah die Nervenfasern in den fraglichen Papillen entweder mit stumpfen Enden, oder etwas
zugespitzt endigen, ohne in umgehende Theile überzugehen. Er unterschied zwei Formen der Epithelzellen, spindelförmige
und cylindrische, welche sich beide mit ihren feinen Fortsätzen am unterliegenden Gewebe inseriren; die
Spindelzellen bilden die tiefere, die Cylinderzellen die oberflächliche cilientragende Schicht; viele Cylinderzellen haben
getheilte Fortsätze.
Hoyer (1859) fasste die hierauf bezüglichen Resultate seiner Untersuchung an der Froschzunge in folgender
Weise zusammen: »Es giebt an der oberen Fläche der Froschzunge zwei Arten von Papillen, breite oder nerven-
haltige und schmale oder nervenlose. Die ersteren sind die wahren Organe des Geschmacks, sie enthalten ein
dünnes Nerven stämmchen, das aus einfach contourirten Fasern besteht. Die Fasern endigen einfach blind, und
zwar innerhalb des Substrates dicht unterhalb der Anlieftungsstelle des Epithels am freien Ende der Papille. Das
Epithel oberhalb des Nervenendes hat eine andere Beschaffenheit, als das auf den Seitenflächen der breiten und
auf allen schmalen Papillen befindliche; es besteht aus schmalen, langen, cilienlosen Cylinderzellen, die mit einem
einfachen spitz zulaufenden Ende dem Substrate angeheftet sind.»
Axel Key (1861) gab eine eingehende Darstellung vom Baue der Nervenpapillen der Froschzunge und von
der Endigungsweise der Geschmacksnerven in denselben. Die zellulären Elemente in dem eigenthümlichen, die
obere abgeplattete Fläche der Papillen bekleidenden, cilienlosen Epithele sind, gleichwie in der Regio olfactoria,
von zwei verschiedenen Arten, nämlich modificirte Epithelialzellen, die nicht in Zusammenhang mit den Nerven
stehen, und dazwischen eingelagerte eigenthümliche zelluläre Bildungen, die nervöse Endbildungen sind. »Die modi-
ficirten Epithelialzellen stehen in einer einfachen Lage und bestehen aus cylindrischen Zellkörpern, die fast in
gleicher Höhe mit einander in verschmälerte Fortsätze übergehen, welche nach der von der Nervenschale gebildeten
Grundlage fortlaufen, und hier oder schon etwas früher in mehrere Zweige sich verästeln, die mit einander ana-
stomosiren, hie und da deutliche Kerne enthalten und über der ganzen Oberfläche des Substrates ein zusammenhängendes
Netzwerk bilden.» »Durch quere Verbindungsfäden stehen die Fortsätze oft mit einander in Verbindung,
schon bevor sie sich in ihre Endzweige auflösen. Unmittelbar bevor der Zellenkörper in seinen Fortsatz übergeht,
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