http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/biol_unt_1892_04/0045
4.
Die Nervenendigungen
in den Endknospen, resp. Nervenhügeln
der Fische und Amphibien.
Taf. XI, Fig. 6—11; Taf. X, Fig. 3-6.
Im Anschluss an die in der vorigen Abhandlung gegebene Darstellung der Nervenendigungen in den sog.
Geschmacksorganen der Säugethiere und Amphibien werde ich hier die Nervenendigung in den sog. Endknospen
und den ihnen verwandten Gebilden bei Fischen und Amphibien besprechen.
Was die Geschichte unserer Kentniss von diesen zuerst von Leydig bei Fischen entdeckten und von ihm
als »becherförmige Organe» bezeichneten Sinnesorganen betrifft, so haben schon frühere Autoren 1 dieselbe mehrmals
dargestellt. Ich kann also darauf verzichten und will hier nur betonen, dass schon mehrere hervorragende
Forscher diese Frage behandelt haben, unter denen bekanntlich Fr. E. Schulze durch seine berühmten Arbeiten
obenan steht. Nachdem ferner auch Langerhans, Bugnion und Malbranc den Gegenstand eingehend bearbeitet
hatten, gab Merkel (1880), auf eigene ausgedehnte Untersuchungen gestützt, in seiner grossen Monographie eine
übersichtliche Darstellung der ganzen Frage. In derselben theilte er nun die betreffenden Sinnesorgane in zwei
grosse Gruppen, die Nervenhiigel und die Endknospen ein, welche Gruppen besonders durch die Gestalt ihrer
Sinneszellen charakterisirt sind, indem die der Nervenhügel als birnförmig, die der Endknospen aber als stäbchenförmig
beschrieben werden.
In einer neulich erschienenen Abhandlung hat Maurer 2 meiner Ansicht nach mit vollem Eecht darauf hingewiesen
, dass diese beiden Arten von Organen durch Uebergangsformen verbunden sind, weshalb die Trennung
der Hügel und Knospen keineswegs so durchgefürt werden kann, wie Merkel dies angiebt.
Was nun den feineren Bau der fraglichen Organe und besonders die Nervenendigung in denselben betrifft,
so gehen, v. A. auf Grund der Untersuchungen Fr. E. Schulze's, die Ansichten in der Eichtling, dass in diesen
Organen zwischen langen mehr indifferenten Stützzellen eingelagerte, am freien Ende haartragende Sinneszellen vorkommen
, welche mit den vorhandenen Nervenfasern in directem Zusammenhang stehen. »Demnach)), sagt also
Fr. E. Schulze (1870) bezüglich des Baues der Nervenknöpfe der Seitenorgane der Fische, »ist der Zusammenhang
der im Epithel befindlichen markhaltigen Nervenfasern mit jenen haartragenden Zellen nachgewiesen.» Indessen
fand er, dass an einigen der mit Müllerscher Lösung gewonnenen Präparate isolirte, frei vorstehende Axencylinder
am oberen Ende in mehrere (bis zu 4) Fasern sich theilen, welche von einem Punkte aus schräg nach aussen und
oben verlaufen und ohne Zweifel jenen dünneren Verbindungsstücken entsprechen, welche wir zwischen den starken
markhaltigen Nervenfasern des Epithels und den birnförmigen Haarzellen finden. »Es würde demnach», schliesst
er, »zu jeder in das Epithel von unten her eindringenden markhaltigen Nervenfaser immer mehrere dieser Nervenzellen
gehören, womit auch die Beobachtung übereinstimmt, dass letztere weit zahlreicher vorhanden sind, als die
aus dem Bindegewebsstroma aufsteigenden Fasern.»
1 S. v. A. Merket/s Monographie »Über die EndiguDgen der sensiblen Nerven in der Haut der Wirbelthiere». Rostock, 1880.
: F. Maurer, Haut-Sinnesorgane, Feder- und Haaranlagen etc. Morpholog. Jahrb., 18 Bd, 1892.
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