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bald höher gegen die Oberfläche hin mit frei auslaufenden Endästen endigen; einige dieser Endäste gelangen sogar
bis in die äusserste Zellen schiebt und scheinen zuweilen die Oberfläche zu erreichen. Ein Zusammenhang derselben
mit Zellen (Nervenzellen), wie ihn Elin beschreibt, kommt in diesem Epithel nie vor.

Im Plattenepithel der Zunge sah ich überall ganz ähnliche Nervenverästelungen, die übrigens schon theil-
weise in der 3:ten Abtheilung dieses Bandes in Zusammenhang mit den Geschmacksknospen besprochen wurden.

In der Schleimhaut der Epiglottis und aller jenen Partien des Kehlkopfes, wo geschichtetes Plattenepithel
vorkommt, ist eine Verästelung und Endverzweigung der Nervenfasern vorhanden, welche mit dem oben im Gaumenepithel
beschriebenen fast in jeder Hinsicht übereinstimmt. In den Fig. 1, 2 und 3 der Taf. XIII habe ich
einige Partien von Yerticalschnitten der Epiglottis des Kaninchens und in Eig. 4 derselben Tafel von derjenigen
der Katze abgebildet. In dieser letzteren Figur findet man zugleich eine der bekannten Endknospen mit einer in
ihr verästelt endigenden Nervenfaser. Die Fig. 5 stellt die Partie eines Verticalschnitts aus der Eegion der Cart.
arytenoidese dar, wo sich ein hohes geschichtetes Plattenepithel vorfand. Die Fig. 10 rührt aus der Eegion der
falschen Stimmbänder her und stellt eine wahrhaft prachtvolle Nervenverästelung dar; nahe an der Oberfläche des
Epithels biegen sich mehrere der zahlreichen, dorthin im ganzen ziemlich senkrecht emporsteigenden, feinen, varicösen
Aeste, winklig um und laufen eine Strecke in tangentialer Richtung weiter, bevor sie frei endigen. Ich habe eine
ganze Reihe solche Präparate gesehen, wo ähnliche Verhältnisse vorkamen. Von der Oberfläche her (Fig. 11 der
Taf. XIII) bemerkt man in den äussersten Zellenschichten feinste, gekörnte, verzweigte Fäserchen, welche an den
Rändern der Zellen verlaufen und den tangential ziehenden Nervenfäserchen zu entsprechen scheinen. Die Fig. G
der Taf. XIII stammt aus der Stimmbandsregion und ebenso die Fig. 7, in welcher der Uebergang in das Flimmerepithel
dargestellt ist. Die Figuren stellen das typische Verhalten dar und brauchen keiner weiteren Beschreibung.
Es kommen hier keine besonderen Endorgane vor, sondern nur die mit frei und interzellulär auslaufenden Enden
versehenen varicösen Nervenfasern.

Was die Enalmospen oder Endzwiebel der Epiglottisschleimhaut betrifft, so findet man ganz denselben Bau
wie in den Endknospen der Zungenpapillen. In Fig. 9 der Taf. XIII ist aus der untersten Epiglottisregion der
Katze eine Gruppe solcher Endknospen abgebildet, in welchen man ein paar gefärbte Stabzellen (»Geschmackszellen»)
und eine reichliche Nervenverästelung findet, welche sowohl aus interbulbären wie aus intrabulbären Fasern besteht,
ganz wie in den Geschmackszwiebeln der Zunge. Kein directer Zusammenhang der Nervenfasern mit den Zellen
ist vorhanden, sondern die Nervenfasern enden alle mit freien Spitzen auslaufend.

Nachdem ich diese Endigungsverhältnisse gefunden hatte, suchte ich in einigen anderen Schleimhäuten, wo
geschichtetes Plattenepithel vorhanden, aber das Verhalten der Nervenendigungen wenig bekannt ist, dieses Verhalten
zu eruiren. Ich wählte den Oesophagus, in dessen Epithel, wie es scheint, nur Krohn Nerven gesehen hat, und die
Harnblase aus. Im Oesophagus der Katze gelang es mir bald, eine Reihe von Präparaten zu bekommen, welche
nicht nur darlegen, dass Nervenfasern in sein Epithel austreten, sondern dort auch eine reichliche interzelluläre Verästelung
eingehen. Die Fig. 1, 2 und 3 der Taf. XIV stellen einige solche Nervenfasern dar. Es muss indessen
bemerkt werden, dass ich solche Fasern in der Schleimhaut des Oesophagus nicht nur in der oberen, sondern ebenso
oft in der unteren Hälfte bis gegen Cardia hin antraf; ich sah sie jedoch keineswegs in so reichlicher Zahl wie
im Gaumen und im Kehlkopf und fand sie auch nicht so weit gegen die Oberfläche des Epithels reichend, wie an
(Ion genannten Stellen. Indessen ist ihr Vorhandensein auch in der Schleimhaut des Oesophagus von Interesse.

Noch interessanter schien es mir aber zu sein, dass ich auch im Epithel der Schleimhaut der Harnblase die
gesuchten interzellulären Nervenendigungen entdeckte. In der Harnblase des Kaninchens sah ich nämlich, wie die
Fig. 4—S der Taf. XIV zeigen, aus der Bindegewebsschicht gefärbte Nervenfasern in das Epithel hinaustreten, um
in demselben nach einer mehr oder weniger reichlichen Verästelung mit freien Enden zu endigen. Alle die
von mir in diesen Präparaten beobachteten Nervenfasern boten einen eigenthümlichen Verlauf dar, indem sie
gewöhnlich auf weite Strecken tangential verliefen und dabei starke Biegungen um die Zellen machten (Fig. 4, 5),
auch nie die eigentlichen Endigungen in den äusseren Schichten des Epithels zeigten, sondern einen charakteristischen
recurrenten Verlauf der Aeste aufweisen, welcher zwar ausnahmsweise auch in anderen Epithelien (Zunge,
Oesophagus) vorkommt, aber in der Harnblase als Regel vorhanden zu sein scheint. In der Fig. 4 und 8 ist dieses
A erhalten in auffallender Weise ausgedrückt, indem die feinen verästelten Endzweige der tangential verlaufenden
Mutterfasern sich sämmtlich nach der Tiefe des Epithels wenden, um dort unweit der Bindegewebsgrenze zu endigen.


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