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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/biol_unt_1892_04/0057
6.

Ueber die Nervenendigungen an den Haaren.

Taf. XV und XVI.

Auf dem Anatomencongresse in "Wien im Juni d. J. legte Van Gebuchten eine Reihe schöner Präparate über
die Nervenendigung an den Mäusehaaren zur Demonstration vor, welche Präparate mittelst der Golgi'schen Methode
gewonnen waren. Und Bonnet demonstrirte in Zusammenhang damit seine ebenfalls sehr schönen Präparate über
die fragliche Nervenendigung, welche schon längst mit der Goldmethode präparirt waren. Kurz vorher erschien
auch im Anatom. Anzeiger (v. 21. Mai) eine Mittheilung Van Gehuchten's über diesen Gegenstand.

Bald nach meiner Rückkehr revidirte ich meine Golgi'schen Präparate von Mäuseköpfen; ich fand in der
That hier und da in der Haut derselben die fraglichen Nervenendigungen an den Haaren. Bei meinen folgenden
Arbeiten mit derselben Methode bekam ich ferner oft gelegentlich bei Mäusen und Kaninchen solche Endigungen
gefärbt und ich besitze jetzt eine ganze Menge derselben, welche zum genauen Studium geeignet sind.

Da die Frage von diesen Nervenendigungen mit dem Thema, welches in der vorhergegangenen Abtheilung (No.
5) dieses Bandes — über die periphere Endigung der sensiblen Nerven der äusseren Haut und der Schleimhäute
bei den Wirbelthieren — besprochen worden ist, in innigem Zusammenhang steht, so werde ich dieselbe hier,
obwohl nur ganz kurz, in einem besonderen Capitel anhangsweise behandeln und zugleich eine kleine Auswahl von
Abbildungen meiner Präparate beifügen (Taf. XV und XVI).

Die geschichtliche Darstellung der Präge ist schon mehrmals geliefert worden1; Van Gehuchten hat neulich in
seiner angeführten Mittheilung die herrschenden Ansichten zusammengestellt, und ich werde deshalb hier nur seine
eigenen Angaben wiedergeben. Unter Hinweis auf seine Figuren legt er dar, dass jedes Haar nur eine einzige Nervenfaser
empfängt. »Ranvier ist», sagt er ferner, »der einzige, welcher dieses Verhalten als sehr gewöhnlich angiebt.
Schwalbe und Kölliker, welche sich auf die Beobachtungen Bonnet's stützen, führen an, dass jedes Haar einen aus
8—G Nervenfasern bestehenden Nervenstamm empfängt. Die Beobachtungen von Bonnet sind zum grossen Theil
bei der Ratte ausgeführt, ein Thier, welches auch bei unseren Untersuchungen benutzt wurde; er studirte jedoch
hauptsächlich den unteren, unmittelbar über den Pfoten befindlichen Theil der Haut der Extremitäten. Diese einzige
Nervenfaser kommt nicht direct von dem tiefen Nerven, sie stellt nur den Collateralast einer angrenzenden Nervenfaser
dar, welche dazu bestimmt ist, vermittelst ihrer Endäste eine bedeutende Partie der Epidermis zu innerviren.
Die Haare besitzen also keine specielle Innervation, sondern die Sensibilität des Haares und die der Haut stehen unter
dem Einfluss derselben peripherischen Nerven. Es ist sehr leicht, sich von dieser Thatsache zu überzeugen. Der für
das Haar bestimmte collaterale Ast trennt sich in der Regel von der Nervenfaser etwas unter der Epidermis ab
und steigt in die Cutisschicht hinab, um das Haar zu erreichen, für dessen Innervirung er bestimmt ist. Dieselbe
Nervenfaser kann an verschiedene Haare Aeste abgeben.» Bisweilen zweigt sich jedoch der Innervationsast von
einem in den tieferen Schichten befindlichen Axencylinder ab und steigt dann nach seiner Endigung empor. Nachdom
der Nervenfaserast, etwas unterhalb der Einmündung der Talgdrüse, das Haar erreicht hat, dringt er in den
Haarfollikel ein und theilt sich in zwei Endzweige, welche eine horizontale, gegen das Haar senkrechte Richtung
einschlagen; der eine verläuft hinter und der andere vor dem Haare; wenn sie hinreichend lang sind, begegnen sie
sich an der anderen Seite, kreuzen sich, ohne Anastomosen einzugehen, und endigen frei. Sie bilden also rings um
das Haar einen mehr oder weniger vollständigen nervösen Ring. In der Regel sind jedoch die Zweige kürzer; sie

1 S. v. A. in Merkel's Monographie »Über die Endigungen der sensiblen Nerven in der Haut der Wirbelthiere».


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