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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/biol_unt_1892_04/0070
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Die Golgi'schen Zellen sind, wie früher betont worden ist, von sehr verschiedener Grösse. Es kommen unter
ihnen viele kleine und auch mittelgrosse vor; hier und da trifft man aber ansehnliche Zellen, welche ungefähr die
Grösse der Purkinje'schen Zellen haben. Unter diesen grösseren Zellen sah ich hin und wieder Exemplare, welche
Eigentümlichkeiten darboten. Eine solche Zelle habe ich in der Fig. 2 der Taf. XIX abgebildet. Sie sandte
Protoplasmafortsätze nicht nur in weiter Ausbreitung nach der anliegenden Molekularschicht, an deren äusserer
Grenze mehrere Enden der Fortsätze tief in die äussere Körnerzone hinausdrangen, sondern sie schickte noch jeder-
seits einen starken und langen Protoplasmafortsatz durch die innere Körnerschicht weit nach den Seiten hinaus,
wonach diese Fortsätze in gewöhnlicher Weise in die Molekularschicht emporstiegen und sich verästelten; ferner
entsprangen, wie bei den grossen Golgi'schen Zellen oft der Fall zu sein scheint, zwei getrennte Fortsätze — es kommen
auch drei vor — und liefen nach innen in die Körnerschicht hinein und lösten sich dort in einzelne Aestchen auf; ob
nun beide diese Fortsätze als »Axencylinderfortsätze» anzusehen sind, oder nur der eine, kann ich nicht entscheiden.
Die Verästelung der »Axencylinderfortsätze» dieser in dem fraglichen Präparate allein gefärbten Zelle nahm die
ganze Körnerschicht bis tief gegen die Markschicht hin ein; in der Figur konnte nur der äussere Theil dieser
Verästelung gezeichnet werden, weil die Figur sonst gar zu viel Eaum eingenommen haben würde.

In meiner citirten vorigen Mittheilung über die nervösen Elemente der Kleinhirnrinde (Biol. Unt. N. F. III,
S. 24) erwähnte ich beiläufig eine Art faserigen Flechtwerks, »dessen Herkunft mir zweifelhaft blieb», das aber von
den Golgi'schen Zellenfortsätzen herrühren konnte. Ich bin nun davon überzeugt, class dies der Fall ist, obwohl
die Zellenkörper selbst nicht immer gefärbt oder in die Schnitte gefallen sind.

Aus dem hier Angeführten geht hervor, dass die Golgi'schen Zellen, wenigstens nach den Verhältnissen
bei der Katze zu urtheilen, eine sehr weit verbreitete, constant und in einer bestimmten Region der Kleinhirnrinde
vorkommende, sehr charakteristische Zellengattung bilden und nicht nur durch vereinzelte, sparsam und zerstreut
auftretende Eepräsentanten vertreten sind.

In Zusammenhang mit diesen Zellen will ich erwähnen, dass ich hin und wieder auch in der Markstrahlung
des Kleinhirns, mehr oder weniger tief unter der Körnerschicht, vereinzelte grosse multipolare Ganglienzellen in
gefärbtem Zustand angetroffen habe, welche nur von Markfasern umgeben waren, die in einer und derselben Richtung
verliefen. In der Fig. 4 der Taf. XIX ist eine solche, von gefärbten Axencylindern in) der Markfasern
umgebene Ganglienzelle abgebildet; der Fortsatz af scheint die Charaktere eines Axencylinders darzubieten, obwohl,
wie hier bemerkt werden soll, es nicht möglich war, ihn weiter zu verfolgen.

B. Die Kleüerfasern (Taf. XIX, Fig. 1).

Bekanntlich hat Eamön y Cajal unter seinen vielen Verdiensten um die Erforschung des Baues der Kleinhirnrinde
auch denjenigen, mehrere neue und sehr charakteristische Arten von Nervenfasern entdeckt und genau beschrieben
zu haben.

Ich werde diesmal nur die Kletter fasern berühren. Ich habe sie in der letzten Zeit etwas weiter verfolgt,
weil sie mir in gewisser Beziehung besonders mystisch erschienen.

Eamön y Cajal beschrieb zuerst eine Art von Fasern, welche mit ihren Endästen die Körper der Purkinje'schen
Zellen umspannen, die Nestfasern (Fibres se terminant en nids pericellulaires). Später suchte er darzulegen,
dass diese letzteren Fasern als frühere Entwicklungsstadien der Kletterplexus anzusehen sind.

Ich hatte beide Arten von Fasern zusammen gesehen und war deshalb anfangs etwas zweifelhaft.
Nachdem ich aber Uebergangsformen gesehen hatte, war ich geneigt, die Ansicht Eamön y Cajal's als richtig
anzuerkennen. Es erschien mir aber eigenthümlich, dass ich in den Fällen, wo die Kletterplexus ausgebildet
waren, um die Purkinje'schen Zellen keine Nester mehr antraf. Nur einzelne feine Aeste konnten zuweilen
bis zu den Zellenkörpern verfolgt werden (siehe z. B. die Fig. 2 der Taf. VIII in dem vorigen Bande der
Biol. Unt.).

Nun habe ich aber aus der Kleinhirnrinde junger Katzen eine Eeihe von Präparaten bekommen, in welchen
diese Kletterplexus oder Kletterfasern in schönster Weise gefärbt sind, und zwar ohne Färbung anderer nervöser
Elemente als gerade der Kletterfasern und der ebenso merkwürdigen Moosfasern Eamön y Cajal's. In diesen Präparaten
sah ich nun, dass die Kletterfasern nicht nur in grosser Anzahl und weit verbreitet, wahrscheinlich sogar


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