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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/biol_unt_1895_07/0020
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Was nun den Verlauf der Stammfortsätze betrifft, so habe ich denselben in einer Reihe von Fällen schön
verfolgen können, vor Allem bei den vorderen Zellen. Diese Fortsätze ziehen zuerst eine Strecke nach innen, nach
dem Centrum des Ganglions hin, biegen sich dann wieder winklig um und verlaufen nach den von der vorderen-seit-
lichen Ecke des Ganglions abgehenden Nervenästen, um in sie einzutreten und ihren Weg nach der Peripherie hin
fortzusetzen. Ein Theil dieser Stammfortsätze treten in die Nervenäste ein, welche die vorderen Muskelgruppen des
Kopfes (m), der Antennen (a) und Palpen (p) innerviren. Es findet sich in den Palpen, und zwar an ihrem inneren
Umfange, jederseits ein eigenthümlicher Nervenzweig, welcher aus einer beschränkten Anzahl von Fasern besteht,
die ein grob-variköses Aussehen darbieten und vorn einen kolbenförmigen Klumpen (k) bilden; in diesem treten
starke Verdickungen der Nervenfasern hervor, die jedoch nicht als kleine kernhaltige Nervenzellen imponiren, sondern
eher das Aussehen von motorischen Nervenendigungen darbieten. Indessen ist mir die Natur dieser Nervenzweige,
welche bei allen von mir untersuchten Nereiden vorkamen, zweifelhaft, und dieselben erfordern daher eine weitere
Nachforschung. Die motorischen Nervenfasern verhalten sich in Betreff ihrer Endigungen in der Weise, wie ich es
schon bei früheren Gelegenheiten geschildert habe. Sie verästeln sich mehrfach und endigen mit varikösen Knötchen
an den Muskelfaserbündeln. Diese Endverästelung ist oft ziemlich sparsam, zuweilen aber auch reichlich und
gedrungen, wie z. B. in der Fig. i der Taf. II bei m. Ein Theil der Stammfortsätze der motorischen Zellen zieht
ferner in die Commissurenstränge (c) des Schlundrings hinein, und zwar thun dies nicht nur Fortsätze der vorderen,
sondern auch der seitlichen Zellen. Manche dieser letzteren Zellen schicken ihren Stammfortsatz in die Zweige derselben
Seite, andere aber quer über das Ganglion nach der entgegengesetzten Seite, um ihn erst dann in die Nerven«
zweige der letzteren zu senden. Es sind dies also kreuzende Fasern.

Was nun das sensible Nervensystem betrifft, so stimmen alle meine neueren Erfahrungen vollständig mit der
Darstellung überein, welche ich im Jahre 1892 von den Verhältnissen bei Nereis und anderen Polychäten gegeben
habe. Gerade bei dem Gehirnganglion lassen sich diese Verhältnisse mit vorzüglicher Klarheit ermitteln. Von den
beiden vorderen Antennen zieht je ein schon längst beschriebener Antennennerv aus; früher nahm man zwar an, dass
diese Nerven vom Gehirn ausgehen und in den Antennen endigen. Nunmehr ist es jedoch offenbar, dass diese Auffassung
nicht das Richtige traf. Die beiden Nervenzweige besitzen alle ihre Nervenzellen in der Peripherie, also in
den Antennen, wie es die Methylenblaupräparate in evidenter Weise zeigen (Taf. II, Fig. 1 a, a). Die sensiblen
Nervenzellen, die Sinnesnervenzellen, sind, wie ich schon früher beschrieben habe, spindelförmig oppositipol-bipolar,
liegen theils in der Axe der Antenne, theils, seitlich von ihr, unter oder in dem Epithel, in der Epidermis oder der
Hypodermis und schicken den distalen Fortsatz durch die Epidermis und deren Cuticula hinaus, wogegen der proximale
unverästelt in dem Antennennerv nach dem vorderen Umfange des Gehirnganglions zieht, um dort in die Neu-
ropilemmasse einzutreten; hier verzweigen sich diese Fasern und endigen mit freien Enden.

In ganz derselben Weise verhalten sich die Sinnesnervenzellen der beiden Palpen (p). Von der äusseren ausstülpbaren
Partie dieser Fühler läuft ein trompetenförmig verbreiteter Nervenzweig (pn) aus, welcher seine Fasern
aus je einer bipolaren Sinnesnervenzelle bezieht, deren distaler Fortsatz durch die Epidermis und die hier besonders
dünne Cuticula hinauszieht; die proximalen Fortsätze der Sinnesnervenzellen, welche ihre Lage weit hinaus im
verbreiterten Stamme des Nerven haben, sammeln sich zu dem bekannten Palpennerv, der dicht nach innen von den
beiden vorderen Augen, an der vorderen-äusseren Ecke des Ganglions, in die Neuropilemmasse eintritt, um hier
verästelt zu endigen. Die seitlichen ausgebuchteten Partien der Palpen besitzen ebenfalls viele bipolare Sinnesnervenzellen
dicht unter und in ihrer Epidermis. Die meisten dieser letzteren Zellen schicken ihren proximalen Fortsatz in
Nervenzweigen, deren Aeste unter der Epidermis verlaufen, nach dem Ganglion hin, wo er in ganz derselben Weise
wie die Fasern der eigentlichen Palpennerven endigt.

Zu den vier in der Peripherie schwarz pigmentirten, rundlich-ovalen Augen von Nereis konnte ich trotz
eifrigen Suchens keine Nervenfasern gehen sehen ; zwar ziehen an ihnen dicke Nervenzweige vorbei; vor Allem sind am
unteren vorderen und hinteren Umfang des vorderen Augenpaares die dicken Commissurenzweige des Schlundrings
zu bemerken; ich konnte aber weder von ihnen, noch von anderen Aeste sich nach den Augen hin abtrennen und
in diese eintreten sehen. Am vorderen Umfang des vorderen Augenpaares färbt sich aber eine Gruppe rundlich-
birnförmiger, recht grosser Zellen, welche, wie es scheint, einen schmalen Fortsatz nach dem Innern des Auges
schicken; diese Zellen ähneln gewissermassen Nervenzellen, doch bin ich über ihre Natur nicht ins Klare gekommen.

Vom vorderen Umfang des Ganglions erhebt sich ferner beiderseits ein eigenthümlicher, rundlicher oder auch
rundlich-ovaler Hügel, welcher offenbar aus Nervensubstanz besteht. Diese beiden Organe, welche ähnlichen Partien


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