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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/biol_unt_1895_07/0024
3.

Das sensible Nervensystem der Crustaeeen.

Tafel IV—VI.

Als ich vor einigen Jahren (im Sommer 1890) mit Untersuchungen über das Nervensystem der Crustaceen
(Paleemon, Astacus) beschäftigt war, beabsichtigte ich vor Allem den Bau der Ganglien des Bauchstrangs, namentlich
aber das Verhalten der Fortsätze der verschiedenen Arten von Nervenzellen und die eigentliche Beschaffenheit der
Punktsubstanz zu erforschen.

Da die Zeit, die mir hierfür zu Gebote stand, wegen des am 1. October beginnenden Unterrichtssemesters
sehr beschränkt war, konnte ich den Bau des peripherischen Nervensystems und der Sinnesorgane nicht eingehender
untersuchen. In der am Ende des Jahres erschienenen Beschreibung] theilte ich deshalb in Betreff des Baues des
peripherischen Nervensystems nur anhangsweise einen kurzen Abschnitt über einige von mir gelegentlich bei
Palsemon gemachte Befunde mit. Durch die Methylenblaufärbung konnte ich meine schon früher (1888)2 gemachte
Entdeckung von Myelinscheiden und regelmässig angeordneten Einschnürungen an den peripherischen Nerven von
Palsemon bestätigen. Die Endigungsweise der motorischen Nervenfasern wurde bei Astacus und Palasmon dargelegt.
Das Verhalten der Nervenfasern zu den Chromatophoren habe ich bei Palsemon angegeben. Was aber die Endigung
der sensiblen Nervenfasern betrifft, so konnte ich zwar bei Palaemon die Verzweigungen dieser Fasern in der Haut
nicht selten wahrnehmen, vermochte mich aber von dem Vorhandensein der von Leydig, Claus u. A. beschriebenen,
dicht unter den Borsten belegenen peripherischen Ganglien nicht zu überzeugen. Ich sah zwar hier und da eine
Strecke vor der Endigung der Fasern ansitzende Kerne, fasste dieselben aber als Kerne der Scheiden der Nervenfasern
und die Endigung selbst als eine fein verzweigte auf, dies sowohl in der Hypodermis (Epidermis) des Rückenpanzers
, wie in den Borsten und Antennen, wovon ich einige Abbildungen mittheilte.

Bald nachher (1891) machte M. von Lenhossek die Entdeckung der sensiblen Zellen in der Haut von
Lumbricus, und ich konnte dann (1892) bei erneuter Untersuchung diesen schönen Befund vollauf bestätigen. Es
gelang mir auch (1892), eine entsprechende Einrichtung in resp. unter der Hypodermis der Polychäten und Mollusken
aufs Deutlichste nachzuweisen.

Es erschienen mir nun meine oben erwähnten Befunde in Betreff der peripherischen Endigungsweise der
sensiblen Nervenfasern der Crustaceen sehr zweifelhaft. Es lag nahe, anzunehmen, dass eine derjenigen der Würmer
und Mollusken ähnelnde Einrichtung auch bei diesen Thieren vorhanden sei. In einer übersichtlichen Besprechung
der neuen Prinzipien vom Bau des sensiblen Nervensystems 3 äusserte ich in dieser Hinsicht Folgendes: »Aber auch
bei den Articulaten ist unsere Kenntniss in dieser Richtung sehr mangelhaft. Bei Insecten und Crustaceen sind schon

1 gustaf Retzius, Das Nervensystem der Crustaceen. Biologische Untersuchungen von Gustav Retzius, N. F. Vol. I, 1, 1890.

2 Ich bemerke hier noch einmal, dass ich schon ein Jahr früher als Friedländer bei Palaemon diese Entdeckung gemacht und ausführlich
beschrieben habe (s. Verhandl. des Biolog. Vereins zu Stockholm, 1888, Ueber myelinhaltige Nervenfasern bei Evertebraten). B.Fried-
Länder hat dies selbst zugegeben (s. seine eigene betreffende Arbeit: Ueber die markhaltigen Nervenfasern und Neurochorde der Crustaceen
und Anneliden. Mitth. aus d. zool. Station zu Neapel, 9. Bd., 1889). Ich liebe Prioritätsstreitigkeiten zwar nicht. In einem solchen Falle, wie
hier, wo die Daten so klar vorliegen, betrachte ich es jedoch als richtig, diese Thatsache zu betonen, um so viel mehr, als von einigen
Seiten her Friedländer als der Erste angeführt worden ist, dem diese Entdeckung gebührt.

3 Gustaf Retzius, Ueber die neuen Prinzipien in der Lehre von der Einrichtung des sensiblen Nervensystems. Biolog. Untersuchungen
, N. F. IV, 1892.


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