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Setzung derselben aus mehreren, gewöhnlich drei, Fasern nachweisen (Taf. IV, Fig. 12); an den noch nicht ganz
fertigen Spermien hingen noch einige spindelförmige Protoplasmatropfen, ringsum den Faden, wie dieselbe
Fio-. 12 an zwei Stellen zeigt. In früheren Stadien bemerkte man grössere solche Protoplasmaklumpen (Fig. 13),
und in noch früheren hing am Ende des Fadens ein rundlicher Klampen, in dem man einen runden Kern und
zwei bis drei sich mit Anilinfarben dunkel färbende Gebilde sah, von denen wohl eines dem Nebenkern zu entsprechen
scheint (Fig. 14 und 15). Diese Spermien sind indessen so eigentümlich differenziert, dass nur eine
eingehende Verfolgung ihrer ganzen Entwicklung von Anfang bis zu Ende, wozu ich keine Gelegenheit hatte,
ihren Bau endgültig zu entscheiden vermag. Ich kann also hier nur auf ihre noch rätselhafte Beschaffenheit
hinweisen.
C. Die Spermien der Copepoden,
(Taf. I, Fig. 20—28.)
Obwohl im System der Crustaceen die Ostracoden den Cladoceren am nächsten geführt zu werden pflegen,
werde ich doch, der Gestalt der Spermien im Allgemeinen wegen, hier die der Copepoden zuerst besprechen. Ich.
habe zwar die Spermien dieser letzteren Tiere bisher nur bei einem Paracalanus und einer Eurytemora untersuchen
können, wozu noch die ganz abweichenden Spermien eines parasitischen Tieres kommen. Aus den in der monographischen
Litteratur über die Copepoden gemachten Angaben findet man indessen, dass die Spermien dieser Tiere
nur mehr gelegentlich erwähnt und beschrieben worden sind. Indessen hat schon im Jahre 1854 Zenker1) die
Spermien von Cyclops quadricornis dargestellt. »Ausgebildet sind diese», sagt er, »0,005"' 1., 0,00035"' d., stab-
förmig, zweimal herumgedreht und unbeweglich»; er gibt von ihnen auch eine Abbildnug, welche später von
anderen Autoren wiedergegeben worden ist.
Spermatophoren hatte aber schon vorher v. Siebold 2) bei Diaptomus angetroffen und beschrieben, und später
haben mehrere Forscher sie gesehen. W. Lilljeborg 3) fand sie nicht nur bei Diaptomus, sondern auch bei den
meisten Arten der Copepoden, und zwar nicht nur an den Weibchen, bei denen 1—6 solche Säcke zu finden
waren, sondern auch im Innern der Männchen. Wie v. Siebold, sah er in den häutigen Säcken drei verschiedene
Substanzen, eine vordere, am Halse der Spermatophore zunächstliegende, opake, welche aus ovalen, scharf begrenzten
Corpuscula besteht (Spermatozoen nach v. Siebold), eine mittlere, dickflüssige, klebrige (Materia glutinosa v. Siebold)
und eine hintere (Austreibestoff, Materia expultrix v. Siebold).
a. Paraealanus parvus (Claus.).
(Taf. 1, Fig. 20.)
Bei dem Paracalanus parvus fand ich im Juli in unserem westlichen Meere (Grullmarfjorden), wo die
Calaniden oft im Plankton massenhaft vorkommen, und zwar in den den Weibchen angehefteten, langen, rohr-
förmigen Spermatophoren, die Spermien in reichlicher Menge in der Grestalt von äusserst kleinen Körnchen (Fig. 20).
Es sind wohl dies die kleinsten tierischen Spermien, die man bisher kennt. Sie nahmen nach Behandlung mit
Osmium-Eosanilin und Kaliacetat eine ziemlich starke rötliche Farbe an; mit Beale'schem Karmin färbten sie sich
auch. Sie sind meistens mehr oder weniger kugelig, zuweilen ein wenig höckerig. Ihre Grösse wechselt, indem
unter den grösseren Körnchen auch noch recht viel kleinere vorkommen, wie die Fig. 20 zeigt. Man könnte
zweifelhaft werden, ob nun auch alle die kleineren Körnchen als wirkliche Spermien zu betrachten sind. Eine
innere Struktur Hess sich indessen weder bei ihnen, noch bei den grösseren erkennen. Alle zeigten dieselben
Eigenschaften sowohl hinsichtlich des Lichtbrechungs- als des Färbungsvermögens, und alle Übergangsgrössen
waren zu finden. Die grössere Form war jedoch die bei weitem am meisten vorkommende. In Betreff der Struktur
mag jedoch hier erwähnt werden, dass in einzelnen, mehr ovalen Körnchen an jedem Ende eine dunklere Stelle
:) Zenker, lieber die Cyclopiden des süssen Wassers. Wiegmann's Archiv f. Naturgesch., herausg. v. Troschel, 20 Jahrg. 1 Band, 1854.
2) Th. v. Siebold, Über das Begattungsgeschäft des Cyclops castor, Neueste Schriften der naturforsch. Gesellsch. in Danzig, 3. Band.
3) W. Lilljeborg, De crusta-ceis ex ordinibus tribus, Cladocera, Ostracoda et Copepoda, in Scania occurrentibus, Lund 1853.
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