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umso mehr, als ich bei ihnen einige Einrichtungen gesehen, die ich in der Litteratur nicht oder nur teilweise
ano-eo-eben g-efunden habe. Da aber besonders durch die Untersuchungen von Gkobben, Hebemann und Sabatier
der Bau dieser Spermien schon ziemlich ausführlich dargestellt ist, dürfte es nicht nötig sein, auf alle Details
ausführlich einzugehen.
Es ist nun in der Tat eine eigentümliche Erscheinung, dass die Spermien von Astacus von denen von
Nephrops und Homarus so sehr abweichend gebaut sind und in mancher Beziehung denen der Brachyuren ähneln.
In den Eig. 1—8 der Taf. XIV sind einige Abbildungen der reifen Spermien von Astacus wiedergegeben. Des
Baumes wegen sind nur Eig. 1 — 4 in der am meisten von mir angewandten hohen 3-maligen linearen Vergrösserung
dargestellt, die übrigen (Fig. 5—8) sind ohne diese bei der Vergröss. von Zeiss' Apochr. Horn. Imm. 2 min Ap.
1.30 nebst Okul. 12 gemacht.
Wenn man eine Astacus-Spermie von der Seite betrachtet (Fig. 1), findet man sie abgeflacht, und vor
allem ist die Schwanzkapsel niedrig und breit. Der Kopf besteht aus einem, von der Seite gesehen, abgeplatteten
elliptischen Kuchen, welcher in seiner hinteren Bartie die Schwanzkapsel aufgenommen hat und an ihr ansteigt.
Yon der vorderen oder hinteren Fläche betrachtet, hat er einen rundlichen, hier und da mit Zacken versehenen
Umriss (Fig. 2, 5—7), so dass die runde Form hierdurch oft etwas unregelmässig wird. Die Zacken sind Ursprünge
der Seitenfortsätze, welche also nicht, wie bei Nephrops und Homarus, von einer besonderen Halssubstanz,
dem Nebenkernorgan, sondern vom Kopfe selbst, gebildet sind. Sie stellen, um die Terminologie Koltzofp's zu
benutzen, nicht Hals-, sondern Kopffortsätze dar, durch welche Eigenschaft sie von den sonst verwandten Makruren
abweichen und Organisationsverhältnisse der Brakyuren angenommen haben. Diese Kopffortsätze finden sich in
sehr verschiedener Anzahl und haben auch sehr verschiedene Stärke und Länge. Bald sind nur wenige vorhanden;
in der Fig. 6 sieht man 5, von denen 3 stärkere und 2 dünnere und ganz kurze. In Fig. 8 sind 6, in Fig. 2
und 7 ebenso, in Eig. 1 sind 7 und in Fig. 5 nicht weniger als 12 Fortsätze sichtbar. In anderen Fällen kann
die Zahl noch grösser sein. Die Fortsätze entspringen in der Begel von dem äusseren abgerundeten Umfange
des Kopfes; wenn man aber die Spermien von der hinteren Fläche betrachtet (Fig. 5, 6 und 7), erkennt man,
dass ihre Wurzeln bis zu dem Kapselrande verfolgbar sind, indem an der Oberfläche des Kopfes Büschel von
Streifen von dem Fortsatz nach dem Kapselrande laufen, und zwar etwas schief; diese Streifen ähneln gewisser-
massen Falten in einer den Kopf als eine Hülle umgebenden Membran oder Schicht. In den Fortsätzen selbst
sieht man nur hier und da eine undeutliche Streifung. Die Fortsätze sind übrigens von ziemlich weicher
Beschaffenheit und biegen sich deshalb bei der Fräparation in den verschiedensten, sogar wellenförmigen, Bichtungen,
ohne geknickt zu werden (Fig. 5, 8). Im ganzen fand ich sie viel umregelmässiger distribuiert und viel mehr
gewunden als die meisten bisherigen Abbildungen der Astacus-Spermien sie wiederzugeben pflegen.
In der Substanz des Kopfes, v. a. an seiner Oberfläche, fand ich nach schwacher Osmiumbehandlung oder
nach kurzer Wassermaceration eine Zusammensetzung aus ziemlich grossen Kugeln (Fig. 2). Der im Inneren des
Kopfes gelegene Kern färbt sich mit Beale'schem Karmin rötlich.
An der vorderen Fläche des Kopfes fand ich nun auch einen interessanten Körper, welcher, so weit ich
ersehen kann, nicht hinreichend beachtet worden ist. Er besteht aus einem Klumpen von etwas verschiedener
Grösse und Form und ist aus grösseren runden Körnern oder Kugeln zusammengesetzt, welche von einer sie verbindenden
, sich mit Bosanilin stark färbenden Substanz eingehüllt sind. Die Fig. 1 stellt an der vorderen .(unteren)
Fläche rechts dieses Organ dar. In Fig. 2 sieht man es links von der Kapsel; in Fig. 5 und 6 rechts; in Fig. 7
ebenfalls, aber in zwei Abteilungen getrennt; In Fig. 8 findet man es links. Dieses Organ, welches konstant
ist — es kann zwar zuweilen durch die Fräparation abgestreift sein — und stets seine körnige Beschaffenheit behält,
kann ich nur als das Nebenkernorgan auffassen. Beim Flusskrebs hat sich dies dann in einem besonderen Klumpen
erhalten, anstatt in die Zusammensetzung der Halsfortsätze überzugehen, wie dies bei Homarus und Nephrops der
Fall ist.
Es bleibt nun noch übrig, die Schwanzkapsel zu besprechen. Sie ist, wie man in der Seitenansicht (Fig. 1
etc.) erkennt, tief in die Kopfsubstanz eingesenkt. Yon hinten (oben) betrachtet, hat sie, wie bekannt, einen
rundlichen Umriss (Fig. 2, 5, 6, 7); von der Seite (Fig. 1, 3, 4, 8) erscheint sie bi-konvex; sie hat also gewisser-
massen die Gestalt einer optischen Linse. Von hinten her erkennt man in ihr oft nicht weniger als fünf, sonst
vier Binglinien; die innerste umgrenzt eine kleine runde Fläche, rings um welche ein ziemlich breiter dunklerer,
dann ein schmaler heller Bing liegt, nach aussen von diesem findet sich ein ziemlich dunkler und breiter Bing,
in welchem eine körnige Zeichnung hervortritt; und dann kommt ein dunkler, glänzender, stark lichtbrechender
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