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8.
Die Spermien von Aurelia aurita (L).
Taf. XXIV, Fig. 1—13.
Im XI. Bande dieses Werkes x) habe ich Spermien von Gyanea capillata beschrieben und in Bildern
dargestellt.
Hier werde ich nun zum Vergleich die Spermien von Aurelia aurita schildern und darstellen.
In seiner Abhandlung über Evertebraten-Spermien v. J. 1894 hat E. Ballowitz2) die Spermien dieses Tieres
in folgender Weise beschrieben: »Bei Aurelia ist der Kopf kurz, cylindrisch und spitzt sich nach vorne hin allmählich
kegelförmig zu; seinem vorderen Ende sitzt eine feine, sehr deutliche, relativ lange Spitze auf, die bisweilen
umgebogen ist: das Spitzenstück. An das hintere, quer abgeschnittene Kopfende schliesst sich ein fast kugeliger
Körper an, der meist dieselbe Breite hat, wie der Kopf, bisweilen aber auch etwas breiter erscheint . . . Ohne
Zweifel handelt es sich in dem hinteren Abschnitte um ein Verbindungsstück.» Durch Maceration zerlegt sich nach
ihm der Axenfaden in Fibrillen. An Schwänzen, von welchen der Kopf abgefallen ist, erscheint ein sehr deutliches
Endknöpf chen.
Dieser Beschreibung von Ballowitz kann ich auch beitreten, ich habe aber eine nicht unwichtige Sache
hinzuzufügen. Wie Ballowitz ebenfalls hervorhebt, ist die Verschiedenheit zwischen den Spermien von Cyanea
und Aurelia nicht gering, und zwar nicht nur hinsichtlich der Gestalt des Kopfes, die bei denen von Cyanea weit
mehr in die Länge gezogen und schmäler ist, wie Ballowitz betont, sondern auch andere Bauverhältnisse darbietet.
Es zeigt sich nämlich, dass der von Ballowitz erwähnte, am hinteren Kopfende befindliche »fast kugelige Körper»
nach der Osmiura-Rosanilin-Behancllung, in eine mehr homogene, stark gefärbte Masse eingebettet, einige kugelige
Körner enthält (Fig. 1—-8), welche sich weniger färben lassen und deshalb als helle Körner hervorschimmern. Zuweilen
ist die sie einbettende und zusammenhaltende Masse nur gering, so dass diese Körner nicht nur ziemlich
frei hervortreten (Fig. 9), sondern sogar gezählt werden können (Fig. 10) und sich dann als 5 erweisen; ob diese
Zahl konstant ist, konnte ich aber nicht entscheiden, da die Körner meistens mehr oder weniger von der erwähnten
Masse umgeben und in sie eingebettet sind. Jedenfalls ähnelt der Körper in einem so hohen Grade dem von mir beschriebenen
Nebenkemorgan, wie es bei so vielen anderen Evertebraten, v. a. aber bei anderen Coelenteraten und
bei Echinodermen vorkommt, dass ich mich berechtigt ansehe, es auch bei Aurelia als solches Organ zu betrachten.
Wie es gewöhnlich der Fall ist, umgibt das Organ auch hier die Ansatzstelle des vorderen Schwanzendes an dem
hinteren Kopfumfang und zeigt, wie die Figuren angeben, eine etwas wechselnde, nicht nur eine kugelige, Gestalt
und auch eine wechselnde Grösse.
Auch die Gestalt des Kopfes selbst wechselt, indem sie bald mehr breit-oval (Fig. 4, 7, 8) oder sogar kugelig
(Fig. 9), bald mehr elliptisch oder länglich oval (Fig. 1, 2, 5, 6) erscheint. Meistens ist der Kopf an seinem
vorderen Ende mehr oder weniger spitz auslaufend (Fig. 1—6, 8), ohne dass man hier ein sicher abgesetztes
Spitzenstiick wahrzunehmen vermag. Zuweilen, wie in Fig. 6, glaubt man ein solches Stück zu sehen; in den
meisten Fällen geht aber der Kopf ohne bestimmte Grenze in das spitze Ende über, so dass es mehr aussieht,
als ob eine den Kopf eng umschliessende Hülle in dieser Weise hinausgezogen wäre und die eigentliche Spitze des
*) Gustaf Betzitjs, Zur Kenntnis der Spermien der Evertebraten I. Biolog, Unters. Band XI, Taf. XIII, Fig. 1—13, 1904.
2) Emil Ballowitz, Bemerkungen zu der Arbeit von Dr. Karl Ballowitz etc. Internat. Monatschr. f. Anat. u. Phys. 1894. Bd. XI.
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