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gesetztes Endstück ausläuft. Am vorderen Ende des Kopfes findet sich ein relativ langes, fein nadeiförmiges
Spitzenstück, welches mittelst eines abgeplatteten Fussstückes am vorderen Kopfende befestigt ist. In den Präparaten
liess sich nicht sicher entscheiden, ob das Spitzenstück sich in die Substanz des Kopfes tiefer einsenkt. Nach
Behandlung mit Zenker-Heidenhain erscheint das Spitzenstück hell, der Kopf und die vier hinter ihm liegenden
Körner dunkel (Fig. 16). In der Ansicht von der Seite lassen sich natürlich nur 2 oder höchstens drei von
diesen Körnern wahrnehmen; von hinten her sieht man alle vier.
Die Spermien dieser Nereide zeichnen sich also, wie schon oben angedeutet wurde, nur durch die geringe
Grösse ihres Kopfes und Schwanzes und durch die relative Länge ihres Spitzen- und Endstückes aus. Im
übrigen sind sie denjenigen der verwandten Polychäten ähnlich.
b. Nereis diversicolor o. r. Müll.
(Taf. XXIV, Fig. 17—24.)
Wie oben angeführt wurde, erhielt ich einmal im J. 1902 (Aug.) von einem Exemplar von Nereis diversicolor
, welches noch im Sande eines Meerbusens des Grullmarfjorden geblieben war, reife Spermien in Menge.
Leider wurde aber nur ein einziges Präparat davon aufbewahrt, welches aber zahlreiche Spermien enthält. Dieses
Präparat wurde nach Zenker-Heidenhain behandelt. Ich habe also keine Spermien mit Osmium-Rosanilin-Kaliacetat
zu beschreiben. Die mit Zenker-Heidenhain behandelten Spermien sind nun in zweifacher Beziehung recht eigentümlich
. Erstens sieht man an ihnen nur sehr schwache Spuren, oft sogar nichts, von den Körnern des Neben-
kernorgans (Fig. 18—24). Zweitens nimmt man im Innern des Kopfes einen dünnen dunklen Stab wahr, welcher in der
Mittenaxe desselben liegt. Hierdurch unterscheiden sich diese Spermien so wesentlich von denen der Polychäten
im allgemeinen, dass ich bisher zweifelhaft war, ob ich die fraglichen Befunde veröffentlichen solle. Da ich aber
bei wiederholt erneuerter Untersuchung des Präparates immer dieselben Verhältnisse wahrnahm, habe ich mich nun
entschlossen, einige Abbildungen dieser Spermien zu veröffentlichen (Fig. 19—24). Zugleich habe ich vom Präparate
einen Teil abgetrennt, den Canadabalsam gelöst und die hier befindlichen Spermien mit Posanilin und
Kaliacetat behandelt. Es zeigte sich nun, dass an manchen dieser Spermien am hinteren Umfang des Kopfes
eine körnige Schale vorhanden war. In den Fig. 17 und 18 sind zwei solche Spermien wiedergegeben. Dass das
Nebenkernorgan durch die Behandlung mit Zenker iu irgendwelcher Weise gelitten hat, ist offenbar, denn es zeigt so
verschiedene Bauverhältnisse, dass keine eigentliche Norm vorliegt. Bald sieht man 4—5 Körner in eine hellere
Substanz eingebettet, bald erkennt man in dieser Substanz keine deutlichen Körner. Es ist wohl anzunehmen,
dass auch bei Nereis diversicolor, wie bei Nereis pelagica und bei allen anderen Polychäten, im normalen Zustande
vier distinkte Körner vorhanden sind, obwohl sie durch die Präparation verändert und verwischt werden können.
In den in Canadabalsam eingeschlossenen Spermien wird aber dies Nebenkernorgan sehr undeutlich.
Der Kopf aller dieser Spermien ist mehr oder weniger kugelig, oft von vorn nach hinten etwas abgeplattet;
seine Grösse wechselt; in der Eegel ist er aber grösser als bei Nereis pelagica. An seinem vorderen Umfang
bemerkt man eine rundliche, dunkler gefärbte Platte, von deren Mitte ein schmales, oft stäbchenförmiges, aber zusammen
mit der Platte konisch gestaltetes Spitzenstück hervorragt. Das Stäbchen endet aber hinten nicht in der
Platte, sondern man nimmt nun auch wahr, dass es sich durch die Kopfsubstanz hindurch nach dem hinteren
Umfang des Kopfes fortsetzt. Es sieht sogar oft aus, als ob dieses Stäbchen bis zum hinteren Ende des Kopfes
reiche. Bald verläuft es in der Mittenaxe des Kopfes gerade (Fig. 19, 20), bald biegt es sich etwas nach der
einen Seite hin (Fig. 21, 23). Es sieht auch oft so aus, als ob dieses Stäbchen mit dem Anfang des Schwanzes zusammenhinge
, was aber offenbar nur irrig sein muss. So weit ich nun diese Verhältnisse zu deuten vermag, muss
ich annehmen, dass sich das Stäbchen des Spitzenstückes von vorn her sehr tief in die Substanz des Kopfes
eingesenkt hat. Ein Einwachsen des Spitzenstückes in die Kopfsubstanz ist schon früher von mir bei Spermien
anderer Tiere beschrieben worden, obwohl ich ein so tiefes, so weit nach hinten ragendes Stäbchen des Spitzenstückes
nie vorher wahrgenommen habe. Jedenfalls ist dies sehr eigentümlich. An den aus dem Canadabalsam
ausgelösten, in Eosanilin-Kaliacetat aufbewahrten Spermien sieht man noch recht deutlich das beschriebene Stäbchen
in der Axe des Kopfes (Fig. 17, 18). Eine andere Deutung der Befunde als die hier oben gegebene kann
ich bis auf weiteres nicht finden. Jedenfalls wäre es von Interesse, neues Material von reifen Spermien dieses
Tieres zur Kontrolle und zur Behandlung nach anderen Methoden zu erhalten.
Der Schwanz ist dünn, fadenförmig, von ungefähr derselben Länge wie bei Nereis pelagica. Das Endstück
fand ich aber kürzer, etwa nur halb so lang als bei jenem Tiere.
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