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io.
Die Spermien der Vögel.
Tafel XXIX—XXXVII.
In seiner Abhandlung vom Jahre 1865 »Ueber die Samenkörperchen und ihre Entwicklung> besprach
Schweigger-Seidel *) diese Bildungen u. a. bei den Vögeln, und zwar bei dem Haushalin und dem Finken; er gab
dabei auch einige Figuren von denselben.
Beim Haushalin erkannte er im Köpfchen zwei Bestandteile; der eine nach vorn gelegene ist scharf konturiert,
stark lichtbrechend und scheint nicht immer bis in die Spitze hineinzugehen; der hintere ist zarter, blasser und
geht unmittelbar in den dünnen Schwranz über.
Bei dem Finken liegen ganz andere Verhältnisse vor. Das Köpfchen ist deutlich gewunden, und, besonders
nach Behandlung mit verdünntem Glyzerin (oder Essigsäure), tritt eine Scheidung in zwei Abschnitte ein, in einen
oberen und einen unteren, von denen der erste durch die Grlyzerinbehandlung quillt und seine Windungen verliert.
Der Schwanzfaden zeigt nach derselben Behandlung eine Zusammensetzung aus »mehreren Fibrillen»; nämlich aus
einem mittleren stärkeren, von zwei zarteren Konturen eingefassten Faden; in anderen Fällen macht er den Eindruck
, als ob um einen Centraistrang ein Spiralfaden gelegt sei, resp. wellenförmig über denselben hinweglaufe;
diese Erscheinungen erklärte er sich nur durch ein ungleiches Quellungsvermögen der Grenzschicht und der Inhaltsmasse
entstanden, was für das Vorhandensein eines feinen, das Samenkörperchen einhüllenden Häutchens ein
Beweis ist.
In demselben Jahre besprach v. la Valette St. George j) bei seiner Darstellung der ersten Entwicklung
der Spermien kurz auch diese bei einigen Vögeln (Sperling, Buchfink, Distelfink, Taube), ohne doch diese Frage
viel weiter führen zu können.
In seiner ersten Mitteilung über die Struktur der Spermien erwähnt 0. S. Jensen 3), dass er diese Elemente
bei Mergus serrator genauer untersucht hatte und nach einer natürlichen Maceration im Mittelstück zwei nebeneinander
liegende Stränge sich trennen sah, von denen keiner Spuren von Spiralwindungen zeigte. Auch die
Stränge des Schwanzes traten sehr deutlich hervor. Jensen lieferte auch eine Abbildung des ganzen Spermiums,
an dem man einen langen schmalen, vorn zugespitzten Kopf, ein kurzes cylindrisches Mittelstück und einen feinen
fadenförmigen, nach hinten hin viel verschmälerten Schwanz erkennt.
Im J. 1884 lieferte dann v. Brunn4) eine zwar kurz gefasste, aber in mancher Hinsicht vorzügliche Darstellung
der Spermien des Sperlings, zu welcher auch sieben Figuren gefügt wurden. Am Kopfe erkennt man nach
ihm, besonders nach Osmium-Fuchsinbehandlung, die Sonderung in zwei Teile, wobei der untere Teil den Farbstoff
nicht aufnimmt; mit Alaunkarmin behandelt, färbt sich dagegen das untere Stück, das obere bleibt farblos.
Das untere (hintere) Stück des Kopfes, die untere Windung, verhält sich wie die Köpfe der Säugetierspermien
und entspricht nicht dem Mittelstück bei Säugetieren und Amphibien, wie Schweigger-Seidel will, sondern dem
ganzen Kopfe der Säugetierspermien. Das untere Stück (das Hauptstück) des Kopfes ist sonst auch vom oberen
(dem Spiess) verschieden; es ist resistenter gegen Maceration in Kochsalzlösung, wobei das obere Stück quillt und
M F. Schweigger-Seidel, Ueber die Samenkörperchen und ihre Entwicklung. Archiv für mikroskop. Anatomie. Band I, 1865.
2) v. la Valette St. George, Ueber die Genese der Samenkörper. Archiv für mikroskop. Anatomie, Band I, 1865.
3) Olaf S. Jensen. Die Structur der Samenfäden. Bergen 1879.
4) A. v. Brunn, Beiträge zur Kenntniss der Samenkörper und ihrer Entwicklung bei Säugethieren und Vögeln. Archiv für mikroskop. Anatomie, 23
Band, 1884.
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