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pherie, oft ganz einseitig, einnimmt. Die Centraikörperteile und der Schwanzfaden sind in diesen Stadien schon
angelegt- der Rrne ist oft schon stark entwickelt, breit und dick; der Schwanzfaden windet sich in verschieden
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gestalteten Windungen an der Zelloberfläche um diese herum (Fig. 27); die Manschette ist oft schon sichtbar
(Fig. 24, 29).
Von unreifen DoppelschwanzspeTmien sind schliesslich auf der Taf. LXI zwei Exemplare (Fig. 24, 25) abgebildet
, welche in der Beziehung von Interesse sind, dass in beiden nur ein distaler Centraikörperring vorhanden
ist, welcher die beiden Schwänze umfasst, sowie dass auch die vorderen distalen und die proximalen Centralkörper-
körner für die beiden Schwänze jeder Spermie gemeinsam sind. Ich zweifle aber nicht, dass es beim Menschen
auch Doppelschwanzspermien gibt, in welchen die Centraikörperteile verdoppelt sind, obwohl es mir nicht gelang,
solche anzutreffen.
Aus dieser Darstellung der menschlichen Spermien können folgende Sätze zusammengestellt werden:
1. Die reifen Spermien sind, wie man angenommen und geschildert hat, in allgemeiner Ubereinstimmung
mit den Spermien der Mammalier gebaut. Ihr Typus ist aber im ganzen einfach, ihre Grösse gering. Der Kopf
ist verhältnismässig klein, aber von wechselnder Grösse und Form, meistens oval, in der vorderen Hälfte weit mehr
abgeplattet als in der hinteren, dem sog. Hinterstück, welches auffallend dunkler ist und sich vom Vorderstück
durch eine quere Grenze gewöhnlich scharf markiert; das Hinterstück ist auch mit einer dunklen, stark lichtbrechenden
äusseren Kontur versehen, welche eine dickere Hülle anzeigt. Am Vorderstück findet sich eine sehr dünne
Kopfkappe, welche aber an den unreifen Spermien meistens dicker und deutlicher ausgeprägt ist.
2. Das Verbindungsstück ist, zusammen mit dem Halsstück, ungefähr so lang wie der Kopf und besteht aus
einem relativ starken Axenfaden, welcher sich vorn im Halsstück verbreitert und mit diesem eng und ohne Grenze
zusammenhängt; manches deutet darauf hin, dass sich der Axenfaden, in zwei etwas divergierende Fäden geteilt,
durch das Halsstück hindurch bis zum Hinterende des Kopfes fortsetzt und hier nicht durch andere Fäden
(Centrosomalfäden) ersetzt wird. Die Hülle des Verbindungsstücks, welche sich oft auch am Halsstück bis zum
Kopfe fortsetzt, erscheint an der Oberfläche etwas uneben, undeutlich körnig. Eine Spiralfaser liess sich in ihr
nie nachweisen; in noch nicht ausgereiften Stadien sind v. BRUNN'sche Körner, in einer Anzahl von meistens 6
(5—7) in der Längsreihe an jedem Rande des Verbindungsstücks, ringsum vorhanden; in den beinahe reifen Spermien
waren noch Körner, aber keine Ubergangsstadien derselben zu einer Spiralfaser sichtbar. Bis auf weiteres bin ich
also der Meinung, dass beim Menschen, wie bei mehreren anderen Mammaliern (Marsupialier, Cetaceen, Affen u. a.)
in dieser Hülle die Körner, obwohl verkleinert und durch die sie verbindende Substanz mehr oder weniger verborgen
, auch im reifen Stadium fortbestehen.
3. Der <7e^ra/£orperapparat ist regelmässig im reifen Stadium für das Auge nur durch die zwei am Vorderende
des Halsstücks gelegenen proximalen Körner vertreten; möglicherweise gibt es zwischen ihnen noch ein kleines,
undeutlich hervortretendes Korn. Zuweilen sind dann noch ein oder zwei vordere distale Körner sichtbar; im unreifen
Zustand sind diese stets vorhanden, wie auch ein besonders stark ausgebildeter distaler Bing, welcher im
reifen Stadium sich so verkleinert, dass man schliesslich von ihm kaum eine deutliche Spur wahrnimmt.
4. Das Hauptstück ist ziemlich dick, aber im ganzen kurz; es besteht aus einem Axenfaden und einer ziemlich
dicken Hülle, in welcher keine Spiralfaser nachgewiesen werden konnte, und setzt sich hinten, durch Aufhören der
Hülle, mit einem Absatz in ein verhältnismässig langes, feines Endstück fort.
5. Die Ausreifungserscheinungen sind bei den menschlichen Spermien denen der anderen Mammalier im ganzen
sehr ähnlich und bieten keine besonderen Eigentümlichkeiten dar. Bekanntlich weichen sie aber dadurch ab, dass
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