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die drei Canideen, von denen der Fachs bei seinen Spermien die grösste Länge der Schwänze und die kleinsten
Köpfe, der Wolf die geringste Schwanzlänge darbietet, während der Hund eine Mittelstellung einnimmt; beim
Hund scheint der ovale Spermienkopf ein klein wenig grösser als beim Wolf zu sein. Das Verbindungsstück ist
am kürzesten bei Herpestes, etwas länger beim Kater, dann kommt der Wolf und so der Hund; beim Fuchs ist
es länger als bei allen den anderen.
Bei Meies ist eine deutlich auffallende Differenzierung der Spermien eingetreten, indem. der Kopf nicht
nur stark abgeplattet, sondern auch in die Beite gezogen ist und aus der ovalen Form der breiten Flächen auch
eiue schief gestaltete Form mit unsymmetrischen Seitenrändern und eine starke quere Abstutzung des hinteren
Eandes entstanden ist. Das Verbindungsstück ist von mittlerer Länge, das Hauptstück ist länger als bei den
übrigen Carnivoren.
Der von mir untersuchte Pinnipedier, Halichaerits, zeigt ebenfalls eine Art Differenzierung, indem der stark
abgeplattete und relativ grosse, mit ziemlich grosser Kopf kappe versehene Kopf schief gestaltet, nach einer Seite
hin hervorragend ist, weshalb die beiden Seitenränder auch hier unsymmetrisch gebogen sind. Das Verbindungsstück
und das Hauptstück sind kurz, weshalb die ganze Schwanzlänge unbedeutend ist.
10. Von den Prosimiern standen mir nur die Spermien einer Lemur-Arb zur Verfügung. Der Typus derselben
ist in mehrfacher Beziehung eigentümlich. Der Kopf ist auffallend kurz und breit, besonders in seinem
hinteren Teil, wo die grösste Breite des Kopfes liegt. Er ist aber auch abgeplattet, am wenigsten hinten. Die
Kopfkappe trägt vorn ein dickes, einem Perforatori um ähnliches Gebräme. Das Verbindungsstück ist relativ lang
und schmal. Das Hauptstück ist mittelmässig lang mit einem ziemlich langen, gut abgesetzten Endstück. Nach
der ganzen Gestaltung dieser Spermien dürfte man sagen können, dass sie sich am meisten denen der Carnivoren
anschliessen, obwohl bei keinem bisjetzt untersuchten Vertreter dieser Ordnung eine so bedeutende Breite des
Hinterteils des Kopfes vorkommt.
11. Von den Simiern konnte ich leider die Spermien nur bei Ilapale und Inuus sowie z. T. bei Hylobates
untersuchen. Die reifen Spermien dieser drei Affen stimmen darin überein, dass sie alle ziemlich primäre
Formen darbieten, ungefähr wie bei den niedrigeren, weniger spezialisierten Nagetieren, Ungulaten und Carnivoren.
Der Kopf ist klein v. a. bei Hylobates, oval, mehr oder weniger abgeplattet. Die Kopfkappe ist wenig ausgebildet
. Das Verbindungsstück ist schmal, bei Hylobates sehr kurz, bei Hapale etwas länger, bei Inuus am längsten,
bei welchem auch das Hauptstück als lang zu bezeichnen ist, während es bei den anderen beiden kürzer ist. Ein
Endstück ist bei Hapale und Inuus sicher vorhanden, bei Hylobates liess es sich, der Beschaffenheit des Materiales
wegen, nicht nachweisen.
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Ich kann hier nur mein Bedauern wiederholen, dass es mir nicht gelungen ist, Spermien von den
anthropomorphen Affen (Schimpanze. Orangutan und Gorilla) zu erhalten, welche für die Auffassung ihres Verhaltens
zu denen des Menschen äusserst wertvoll gewesen wären.
12. Die Spermien des Menschen. Im reifen Zustande ist die Gestalt dieser Spermien in späterer Zeit, v. a.
durch die Untersuchungen von mir und Broman, und zwar auch hinsichtlich ihrer Variationen und ihrer anormalen
Formen, eingehender bekannt geworden. Auch in Betreff des Baues führte die Forschung der letzteren Zeit das
Wissen etwas weiter zum Ziele. Wegen mehrerer Umstände, v. a. aber wegen der geringen Grösse dieser Spermien,
stösst die Eruierung des feineren Baues derselben auf bedeutende Schwierigkeiten. Durch das Studium der unreifen
Stadien und im ganzen der Spermiogenese ist es einer Reihe von Forschern gelungen, zu einer näheren Kenntnis
vom Bau der Spermien überhaupt hervorzudringen. Dies betrifft aber in besonderer Weise die Spermien einiger
niedriger stehenden Säugetiere und v. a. diejenigen des Meerschweinchens und der Eatte, durch die vorzüglichen
Untersuchungen von Brown, v. Lenhossek, Benda und ganz besonders die von Meves und seinen Schülern. Die
Spermien dieser Nagetiere bieten aber, infolge mehrerer Verhältnisse, v. a. aber ihrer bedeutenderen Grösse, ein
weit günstigeres Untersuchungsmaterial dar als die Spermien und die Spermiogenese der meisten höheren Mammalier.
Ganz besonders gilt dies letztere denjenigen des Menschen. Es ist ja in der Tat ein ganz eigentümliches Schicksal,
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