http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/biol_unt_1910_15/0012
2
In dieser Arbeit soll nun v. a. die erstere dieser Fragen behandelt werden. Es kann merkwürdig erscheinen,
dass trotzdem von hochbewährten Forschern so viele Untersuchungen mittelst der vorzüglichen neueren histologischen
Technik ausgeführt worden sind, die Eruierung der feineren Struktur der Eier der Echinodermen noch
keine besonderen Fortschritte gemacht hat, und dass in dieser Beziehung noch ganz konträre Anschauungen obwalten.
Unsere Ansichten von der eigentlichen, morphologischen Struktur des Protoplasmas in der jetzt herrschenden
Zellenlehre sind zum grossen Teil gerade auf die Angaben und Meinungen hinsichtlich der Struktur der Seeigeleier
gefusst. Auch die Ausbildung dieser Struktur in den jungen Eiern ist in neuerer Zeit nicht näher studiert
und deshalb nicht erkannt worden. Ihr Verhalten resp. ihre Veränderungen im befruchteten Zustande der Eier
und während der verschiedenen Stadien desselben sind zwar teilweise untersucht, aber wegen der verschiedenen
Anschauungen über den Protoplasmabau im allgemeinen noch nicht als gesichert zu betrachten.
In dieser Arbeit habe ich mich nun bemüht, die Lösung dieser Probleme vorwärts zu führen.
Aber nicht nur das Studium der Struktur der unreifen und der reifen sowie der normal befruchteten
sondern auch der durch künstliche Parthenogenese zur Entwicklung gebrachten Eier bietet ein grösseres Interesse.
Und besonders eine Vergleichung derselben mit derjenigen der normal befruchteten Eier ist verlockend. Diesmal
werde ich indessen nur einige kürzere Hinweise auf die parthenogenetischen Eier mitteilen, beabsichtige aber später
auf dieses Thema zurückzukommen.
Schliesslich sei hier bemerkt, dass ich die Struktur der sog. cytolytisch veränderten Eier untersucht habe;
diese Veränderung, welche so auffallend oft in den aus den Ovarien in das Seewasser abgegebenen Eiern eintrifft,
ist wohl allen Forschern auf diesem Grebiete als Erscheinung wohl bekannt. In der betreff. Literatur finde ich
aber keine Untersuchungen über ihre feineren Strukturverhältnisse und ihr eigentliches Wesen veröffentlicht; nach
einigen Angaben der Verfasser scheint dies nicht näher bekannt zu sein, was auch erklärlich ist, solange man die
Struktur des normalen Eiprotoplasmas nicht sicherer kennt.
Zum Material für diese Untersuchungen habe ich v. a. die Eier von Parechinus miliaris (Lin.) ausgewählt.
Dieser Seeigel ist in der der Schwed. Akademie der Wissenschaften gehörigen Zoologischen Station bei Kristineberg
auf unserer Westküste in grosser Menge zu beziehen, und da derselbe während der Sommermonate Juni und
Juli seine Fortpfianzungszeit hat, eignet sich dieses Material ganz besonders zu den betreffenden Untersuchungen
während der Sommermusse.
Ausserdem habe ich die auch in derselben Gregend vorfindlichen Echinus esculentus Lin., bei dem gewöhnlich
im April und Mai die Eier reifen, ferner den Strongylocentrotus droebachiensis 0. F. Müll., und den Echinocyamus
pusillus 0. F. Müll., die im Sommer und im Herbste laichen, zum Vergleich untersucht. Schliesslich arbeitete
ich im April och Mai 1910. einige Zeit in der Zoologischen Station zu Triest mit dem Parechinus microtuberculatus
Blainv., dem Paracentrotus lividus Lar. und dem Sphaerechinus granularis Lm., sowie im Institut du Musee oceano-
graphique in Monaco mit den letzteren beiden und der Arbacia pustulosa. Ich erlaube mir nun, den Herren Vor
stehern dieser Stationen, Herrn Dr. Hj. Östergren in Kristineberg, Herrn Prof. Dr. K. Coei in Triest und den
Herren Dr. J. Eichard und Dr. M. Oxner in Monaco für alle mir hierbei erwiesene Hilfe und Liebenswürdigkeit
herzlich zu danken.
Fe rner habe ich noch die betreffenden Verhältnisse bei mehreren anderen Echinodermen untersucht. Ich
nenne hier ganz besonders Asterias rubens Lin., Astropecten irregidaris (Penn.), Solaster papposus (Fabr.), Ophiothrix
fragilis (0. F. Müll.) und Antedon petasus (Düb. & Kor.).
In der folgenden Beschreibung werde ich die betreffenden Arerhältnisse bei Parechinus miliaris eingehender
berücksichtigen und dieselben bei den anderen Echinodermen nur im Anschluss kurz besprechen, wenn sie sich
für die Fragen erläuternd oder sonst interessant erwiesen. Was die angewandten Methoden betrifft, so habe ich,
so weit es möglich war, frisches Material untersucht; für die feineren Strukturverhältnisse kommt man bekanntlich
auf diesem Gebiete mit dieser Methode nicht weit, wenn man etwas sicher erfahren und eruieren will. Dann muss
man zur Fixierung übergehen. Ich habe hierfür mehrere Methoden angewandt, v. a. die Sublimatlösung (5—15 °/o),
die Zenker'sehe Mischung, die Flemming'sche Mischung und die Hermann sehe Mischung, sowie die Pikrinsäure-
Essigsäure-Mischung nach Hertwig-Boveri's Angaben. Von diesen haben sich die Zenker'sche und die letztgenannte
(Boveri'sche) Mischung am besten bewährt. Zur Färbung der Mikrotomschnitte ist v. a. die Hämatoxvlinmethode
nach Heidenhain benutzt, mit Nachfärbung in Ervthrosin oder Eosin. Wenn andere Methoden o-ebraucht wurden,
wird dies an den betreffenden Stellen angegeben.
Die Darstellung wird am besten auf mehrere besondere Kapitel verteilt, und zwar unter diesen Rubriken:
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/biol_unt_1910_15/0012