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schrieben worden sind, weshalb ich auf dies Thema hier nicht weiter eingehe, sondern zu den normal verlaufenden
Verhältnissen zurückkehre.
Nachdem die Protoplasmastrahlung auf der Höhe ihrer Ausbreitung, wie bei dem in Fig. 1 der Taf. V
abgebildeten Ei (16 Min. nach der Befruchtung), gestanden hat, vermindert sie sich bekanntlich während der sog.
Pause wieder. Hierbei kehrt die frühere Anordnung in den Eipartien zurück, in Avelchen die Strahlung verschwindet
. Man erkennt dann nach aussen von den beiden verkleinerten Strahlungssonnen an den Endpartien
des gewöhnlich elliptisch verlängerten Eikerns wieder die in verschiedenen Pichtungen verlaufenden, von Mitom-
genechten umsponnenen Deutoplasruabalken, welche, wie gewöhnlich in den dünnen Mikrotomschnitterl, nur als
kurze, in verschiedenster Weise getroffene Stücke erscheinen. Die Fig. 2 der Taf. V zeigt einen solchen Schnitt
von einem Ei in der Pause (33 Min. nach der Befruchtung). Dass aber das Verhalten des Mitoms und Para-
mitoms sowie des Deutoplasmas hier mit dem oben aus früheren Stadien beschriebenen prinzipiell übereinstimmend
ist, erkennt man deutlich aus den gut gefärbten Präparaten von normalen Eiern. Zuweilen kann man es aber
auch an solchen Eiern, die etwas cytolytisch oder sonst verändert sind, wahrnehmen. In Fig. 6 derselben Tafel
(V) ist ein solcher Fall abgebildet; hier ist die eine Strahlungssonne durch eine sehr starke, abnorme Ansammlung
des Paramitoms sehr erweitert, wobei sich die Dotterkörner nach der Peripherie des Eies gezogen haben. Die
radiierenden Mitomstrahlen sind stark; obwohl in etwas unregelmässiger Weise, voneinander getrennt, und man
kann überall ihren Übergang in die nach der Peripherie ziehenden, wiederholt dichotomisch verästelten Mitom-
fasern wahrnehmen; die andere Sonne hatte ein normales Aussehen. Das Präparat war im ganzen ausserordentlich
instruktiv; man könnte kaum einen stärkeren Beweis für die hier dargestellte wTahre Natur der Strahlen und im
allgemeinen der Struktur des Protoplasmas verlangen.
Die wahre, faserige Natur der Strahlen geht, wie auch von mehreren anderen Autoren hervorgehoben
Avorden ist, auch aus solchen Schnitten hervor, in welchen die Strahlungen quer durch ihre Strahlenfasern getroffen
sind. Ein solches Präparat ist in Fig. 4 der Taf. V wiedergegeben; in der Mitte der Figur sieht man die dunkel
gefärbten Mitomfasern ganz quer getroffen als Punkte; nach den Seiten hin gehen die Fasern zu kurzen Strichen
über, indem sie hier immer mehr schief getroffen sind; in den Zwischenräumen erkennt man die rotgefärbten
Dotterkörner. Ein anderes schönes Präparat solcher Art ist in Fig. 4 der Taf. VI abgebildet; der Schnitt war
an einer solchen Strahlung, wie die in Fig. 5 ders. Tafel wiedergegebene, gelegt und zwar etwas höher oben,
über der Sphäre; die Strahlenfasern waren grösstenteils ganz der Quere nach getroffen, weshalb sie als mehr oder
weniger weit voneinander getrennte Punkte oder Körnchen erscheinen.
Aus dem Pausestadium ist noch die in Fig. 3 der Taf. V abgebildete Partie eines Eies mit dem Eikern
und einer seiner Sphären und mit der angehörigen Strahlung zu erwähnen, deren radiierende Fasern sich nach
aussen hin bald dichotomisch verzweigen und in das äussere MitomgeÜecht übergehen.
Dasselbe Verhalten bleibt ferner in dem folgenden Stadium, in welchem die Kernteilung vorsichgeht, bestehen
. Die Fig. 7 der Taf. V gibt ein schönes Beispiel dieser Art wieder (Zeiss' 2 mm. Apert. 1,30, Okul.
12, ausserdem 2 mal linear vergrössert). Die beiden relativ nicht grossen Strahlungssonnen senden ihre inneren
Faserenden in die Centrosphären hinein, in welchen man je einen Centraikörper erkennt; dieser Körper zeigt sich
hier als ein kleines rundes Bläschen mit einem Körnchen in seinem Inneren; in Fig. 8 ders. Tafel ist eine dieser
Centrosphären noch stärker vergrössert (3 mal linear) wiedergegeben; das Gebilde war sehr scharf ausgeprägt.
Hinsichtlich des Verhaltens des Centraikörpers und im ganzen der Centrosphäre in den befruchteten Seeigeleiern
hat bekanntlich v. a. Boveki eine sehr eingehende Darstellung ihrer Ausbildung und Zusammensetzung in den
verschiedenen Stadien gegeben. Ich habe mich bemüht, diese Folgeordnung in ihrer Entwicklung wiederzufinden,
bin aber leider hierbei recht skeptisch geworden. Eine grosse Wechselung und Variation konnte zwar nachgewiesen
werden, eine bestimmte Reihenfolge mit typischem Bau in den verschiedenen Stadien gelang es mir nicht
darzulegen. Es hängt bei diesen Gebilden so viel von der Fixierung und von der Färbung, resp. der Abfärbung,
ab, dass die Variation immer wieder zum grossen Teil von technischen Einwirkungen herzurühren scheint. Ich
werde deshalb hier nicht auf diese so vielfach umstrittene Frage näher eingehen, sondern will nur betonen, dass in
der Mitte oder sonst im Inneren der Centrosphäre bald ein feiner, punktförmiger »Centraikörper» als dunkel gefärbtes
Körnchen vorkommt, bald aber auch fehlt; bald finden sich mehrere, sogar recht viele solche Körnchen (Fig. 5
der Taf. V links), bald unregelmässige dunkle Partien (Fig. 9 ders. Tafel), bald grössere rundliche Klumpen (Fig.
5 ders. Tafel rechts) oder auch eine dunkle Totalfärbung der ganzen inneren Centrosphäre, welche auch bei starker
Differenziation im Eisenalaun intensiv schwarz bleiben kann. Ich habe hier nur einige der wichtigeren Variationstypen
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