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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/biol_unt_1910_15/0093
4.

Über die Form der Spermien bei den

anthropoiden äffend

Taf. XXI, Fig. 1—20.

Die Frasre von der Verwandtschaft des Menschen mit den Affen ist während der letzten Dezeunien in den
Kreisen der Zoologen nnd Anthropologen vielfach besprochen worden. Seitdem Linaus in seinem Werke Systema
naturse bestimmt dem Menschen den Platz an der Spitze der Säugetiere anwies nnd innerhalb der ersten Klasse derselben
ihn, Homo sapiens, zusammen mit den x\ffen unter der gemeinsamen Rubrik Primates aufführte, hat sich
der Homo sapiens damit begnügen müssen, diese ihn so wenig schmeichelnde intime Verwandtschaft anzuerkennen.
Durch die Arbeit des ausgezeichneten englischen Anatomen Huxley »Mans place in Nature», welche im J. 1863
erschien, wurde diese nahe Verwandtschaft, so zu sagen, festgestellt, und sein Lehrsatz, dass der Unterschied zwischen
den niederen und den höheren Affen in rein morphologisch-zoologischer Hinsicht grösser ist als zwischen diesen
letzteren und dem Menschen, konnte nicht widerlegt werden. Funde fossiler Skelette, v. a. das von E. Dubois im
J. 1891 in alten Quartärschichten bei Trinil auf Java angetroffene von Pithecanthropus, trugen dazu bei, viele Forscher
von der direkten Abstammung des Menschen von den Affen oder von affenähnlichen Tierformen zu über-
zeugen, obwohl die Meinungen hinsichtlich der näheren Verhältnisse bei dieser Abstammung immer ziemlich wechselnd
und geteilt waren.

Während der letzten Jahre sind indessen die Ansichten hierüber immer mehr modifiziert worden. Wichtige
Stimmen warnten davor, den Pithecanthropus in der direkten Stammbaumlinie des Menschen, als einen seiner
eigentlichen Vorfahren, zu plazieren; man wollte diese Urform eher als einen ausgestorbenen grossen Affen vom
Gibbongeschlecht auffassen und wieder die nähere Verwandtschaft des Menschen mit den eigentlichen Anthropoiden,
dem Schimpansen, dem Orang Utan und dem Gorilla hervorheben. Das Studium der Gehirne dieser Anthropoiden,
u. a. der Anordnung ihrer Hirnwindungen, welche in neuerer Zeit der Gegenstand umfassender Untersuchungen
gewesen ist, schien in der Tat für eine ganz nahe gemeinsame Verwandtschaft zu sprechen. Ebenso haben die
physiologischen Blutexperimente eine solche angegeben. Andererseits wiesen die bisher gemachten Funde aus der
urgeschichtlichen Zeit auf eine ältere Periode, als die von manchen Forschern für die Abstammung und Ausbildung
des Menschentypus und der jetzt lebenden Affentypen aus dem gemeinsamen Stammbaum einstweilen angenommene,
hin. Meistens ist man dazu geneigt, die Abtrennung derselben in die Eocenzeit oder noch weiter rückwärts zu
verweisen. Diese Funde sind indessen noch gar zu gering an der Zahl, um sichere Beweise abgeben zu können.
Sie bestehen ja auch nur aus Skelettresten und Zähnen und können nichts anderes liefern. Unter solchen Verhältnissen
ist man fortwährend darauf hingewiesen, die genauere Untersuchung der Vertreter der noch lebenden Menschenrassen
sowohl als derjenigen der Affenfamilien fortzusetzen und ihre morphologischen Charaktere in eingehender
Weise, und zwar in allen Richtungen, sowohl makro- als mikroskopisch, miteinander zu vergleichen.

Von den Organen, welche in diesen Beziehungen die besten Erläuterungen liefern können, nehmen
natürlich die nervösen Centraiorgane, besonders bezüglich ihres feineren Baues und ihrer Organisation, den
ersten Raum ein. Die Untersuchung derselben, v. a. des Gehirns, schreitet auch stets mit immer verbesserten
Methoden und trotz der sich dieser Forschung darbietenden grossen Schwierigkeiten fort.

') Diese Mitteilung wurde zuerst in schwedischer Sprache im Arkiv f. Zoologi, herausg. von der K. Schw. Akad. d. Wias., Band ß, N:o 8,
Dec. 1909 veröffentlicht. Sie liegt hier in erweiterter Form und mit mehreren Abbildungen versehen in deutscher Bearbeitung vor.


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