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ist es deshalb am schmälsten, doch ist es auch hier gegen das letztere deutlich abgesetzt. In der Substanz der
Hülle des Verbindungsstückes erkannte ich nur eine undeutliche Körnelung mit einer etwas rauhen Oberfläche.
Nur in Ausnahmefällen fand ich Spermien, an denen diese Hülle abgelöst war; dann zeigte sich (Fig. 6, 7) nur
der mittlere Axenfaden, und zwar als ein dünner Stab, weshalb die hier abgelöste Hülle offenbar verhältnismässig
dick gewesen sein muss. Nur selten sah ich, wie erwähnt, eine deutliche Verschmälerung der Hülle an der Halspartie
(Fig. 3, 5). An der Ansatzstelle des Schwanzes am Kopfe, neben dem kornförmigen Fortsatz, konnte an
dem zugänglichen Alkohol-Material das Verhalten der Centraikörper leider nicht eruiert werden. Was den Schwanzansatz
im übrigen betrifft, so hat es in der Regel den Anschein, dass er nicht der Mittelaxe des Kopfes entspricht,
sondern sich der Ecke des weniger konvexen Seitenrandes näher befindet; dies hängt besonders davon ab, dass
sich die breite Kopffläche nach dem konvexeren (ventralen) Kopfrande gewöhnlich auffallend mehr erweitert, wodurch
diese Kopfhälfte grösser wird.

Das Hauptstück des Schwanzes ist vorn verhältnismässig dick, verschmälert sich aber allmählich nach hinten
hin und geht zuletzt ohne stark ausgesprochene Absetzung in ein kurzes, schmales Endstück über (Fig. 1 und 2).
An den einzelnen Spermien kann der Schwanz etwas verschieden lang sein. In den Fig. 1 und 2 habe ich
die Variationsbreite der Schwanzlänge, so weit ich dieselbe gefunden habe, wiedergegeben. Das Verbindungsstück
wechselt im ganzen wenig an Länge, das Endstück auch nicht; die Wechselungen der Dimensionen des Schwanzes
fallen demnach auf das Hauptstück.

Schliesslich habe ich auch beim Orang Utan nicht selten ■ Doppelschwänze getroffen. Die Fig. 10 und 11
stellen zwei Beispiele von solchen dar.

Wenn man nun die hier beschriebenen Spermien des Orang Utans mit denen des Menschen vergleicht,
findet man nicht unbedeutende Unterschiede. Um dies deutlicher zu machen, habe ich auf derselben Tafel (XXI)
ein ganzes Spermium des Menschen (Fig. 21) mit der breiten Kopffläche und zugleich eine Kopfpartie vom Rande
gesehen, und zwar in derselben Vergrösserung, mitgeteilt. Was zuerst die Köpfe betrifft, so ist sowohl die Gestalt
der breiten Fläche als der Randansicht bei den beiden verschieden. Der Kopf der menschlichen Spermien ist gewöhnlich
, von der Fläche betrachtet, bilateral symmetrisch, derjenige des Urangs nicht; der letztere ist auch breiter.
Vor allem ist dann die Ansicht von der Seite, die Rand- oder Kantenansicht, sehr ungleich. Während der Kopf
der menschlichen Spermien in dieser Ansicht (Fig. 22) in der hinteren Partie auffallend breit, in der vorderen
Partie auffallend schmal und zugespitzt (stark abgeplattet) ist, erscheinen die Orang-Spermien in ihrer ganzen
Länge schmal elliptisch, in der vorderen Partie wenig schmäler als in der hinteren; die Abplattung der vorderen
Partie der Orang-Spermien ist auffallend geringer als an den menschlichen. Ferner ist das hintere Kopfende, wo
der Schwanz befestigt ist, an den Orang-Spermien in der Regel mehr oder weniger schief abgestutzt, was an den
menschlichen selten vorkommt. An den menschlichen Spermien setzt sich der Schwanz gewöhnlich in der Mitte
der hinteren Kopffläche als eine direkte Fortsetzung der Mittelaxe des Kopfes fort; an den Orang-Spermien scheint
der Ansatz des Kopfes mehr seitlich zu sein und fällt nicht mit der Mittelaxe des Kopfes zusammen, was von
der grösseren Breite der einen Kopfhälfte der Orang-Spermien herrührt.

Das Verbindungsstück ist bedeutend länger und dicker an den Orang-Spermien als an den menschlichen; an
diesen ist es ungefähr so lang wie die Kopflänge, an jenen mindestens anderthalb mal so lang.

Das Hauptstück des Schwanzes ist an den Spermien des Orangs, auch wenn man die Variationsbreite berücksichtigt
, länger als bei denen des Menschen. Sein Endstück ist aber bei denen des Menschen auffallend viel
länger als bei denen des Orangs, wo ich stets ein ganz kurzes Endstück fand.

Aus dieser Darstellung geht es hervor, dass wie oben hervorgehoben wurde, die Form der Spermien des
Orang Utans recht wesentlich von derjenigen der Spermien des Menschen verschieden ist. Sowohl hinsichtlich
der Formverhältnisse des Kopfes als der Proportionen und Dimensionen der Schwanzteile stehen hingegen die Spermien
des Orangs denjenigen der niederen Affen näher; ganz besonders gilt dies betreffs des Verbindungsstückes,
welches z. B. bei Inuus eine recht bedeutende Länge besitzt.

Nun gilt es aber noch die Form der Spermien des Schimpansen und des Gorillas kennen zu lernen,
ehe man berechtigt wird, allgemein geltende Schlüsse zu ziehen. Es ist ja gar nicht unmöglich, dass ihre Spermien-
formen derjenigen des Menschen näher stehen, als die des Orang Utans.


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