http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/biol_unt_1911_16/0011
VORWORT.
Nachdem ich im vorigen Jahre in dem XV. Bande dieser Serie die Ergebnisse meiner Untersuchungen über
den Bau, die erste Entwicklung und die Befruchtung, resp. die Parthenogenese, der Eier bei den Echinodermen,
vor allem bei dem Parechinus miliaris, und dazu noch über den Bau der Eier verschiedener anderer Tiere veröffentlicht
hatte, setzte ich in diesem Jahre die genannten Studien an denselben und mehreren anderen Vertretern
des Tierreichs fort, um in die fraglichen Probleme noch tiefer eindringen zu können.
In erster Linie wählte ich hierzu den Asterias rubens aus und suchte dabei ganz besonders mit Hülfe
der Ehrlich-Biondi-Färbungsmethode die morphologisch nachweisbaren Veränderungen in dem Zustand des Keimbläschens
ivährend der Ausbüdungs- und Reduktionsperiode desselben zu verfolgen. Dies gelang mir in einigen Beziehungen
in unerwarteter Weise. Nachdem aber die im Grullmarfjord, an dem die Schwed. Zoologische Station
der K. Akademie der Wissenschaften gelegen ist, zahlreich vorhandenen Asterien, wahrscheinlich infolge von
plötzlich eingetretenen Veränderungen in der Zusammensetzung des Meerwassers, ihre Geschlechtsprodukte beinahe
sämtlich in noch nicht ganz reifem Zustand abgegeben hatten, musste ich an den Eiern anderer Tiere die geplanten
Untersuchungen fortsetzen und wählte dazu besonders die Eier der Ascidien und Knochenfische sowie
diejenigen eines Nematoden, der für dieses Studium von alters her so viel studierten und berühmten Ascaris mega-
locephala, obwohl es sich sehr schwer erwies, hinreichend gutes Material davon zu bekommen.
Glanz besonders fehlte mir das nötige Material zur Erforschung der früheren Stadien der Ausbildung der
Ascariseier, weshalb ich diesmal davon abstehen musste. Erst nach dem Drucke der betreffenden Abteilung habe
ich durch die freundliche Beihilfe des Herrn Dr. Otto Holmquist in Lund solches in gut fixiertem Zustande
erhalten und hoffe im nächsten Bande dieser Serie meine hierauf bezüglichen Befunde mitteilen zu können.
Es waren hierbei hauptsächlich zwei Fragen, die ich zu erforschen wünschte.
Die eine bezog sich auf die Veränderungen, welche bei dem Befruchtungsprozess und der ersten Entwicklung
in dem Eikern und dem Spermiekern sowohl in morphologischer als in chemisch-physikalischer Hinsicht vorsich-
gehen, wobei in der letzteren Beziehung die verschiedene Affinität zu den Farben des genannten Dreifarbengemisches
vielleicht erläuternd sein konnte.
Die andere Frage galt einer fortgesetzten Untersuchung der Struktur des Protoplasmas, betreffs welcher ich
schon im vorigen Jahre bei den Eiern der Echinodermen und anderer Tiere eine Reihe interessanter Gesichtspunkte
erworben hatte.
Die Ergebnisse dieser beiden Untersuchungsserien sollen nun in diesem Bande veröffentlicht werden.
Um aber eine umfassendere Ubersicht über die fraglichen Verhältnisse zu gewinnen, dehnte ich den Kreis
der Objekte aus und studierte diese Verhältnisse bei den Eiern verschiedener anderer Tiere ebenso wie in anderen
Organen und Geweben, vor allem in den Zellen des Nervensystems.
Ausserdem bin ich jetzt in der Lage, als Beitrag zu meinen in den vorigen Bänden dieser Serie veröffentlichten
Beschreibungen von Spermien verschiedener Tierklassen, die Spermienformen einiger bisher fast gar nicht
in dieser Hinsicht untersuchten Tiere zu schildern. Durch die Güte des Herrn Intendanten am K. Naturh.
Pteichsmuseum in Stockholm Professor Dr. Einae Lönnbeeg habe ich also Spermien einer Reihe ostafrikanischer
Tiere, u. a. solche vom Elephas, Giraffa, Buffelus, Struthio u. s. w., welche er selbst während seiner zoologischen
Expedition im Winter 1911 für meine Rechnung eingesammelt hatte, zur Untersuchung bekommen, für welche
freundschaftliche Grabe ich ihn hier herzlich danke.
Ferner erhielt ich durch die liebenswürdige Vermittelun^ des Herrn Geheimrat Professor Dr. Waldeyer
und die gütige Zusendung des Herrn Professor Dr. A. Brauee in Berlin das von ihnen aus Kamerun requirierte
Material zur Untersuchung der Spermien des Schimpansen, wodurch es mir schliesslich gelungen ist, diese Spermien-
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