Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., V 9622
Retzius, Gustaf
Biologische Untersuchungen
Jena, N. F. 16.1911
Seite: 2
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/biol_unt_1911_16/0016
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Falls überhaupt möglich, durfte ich gerade bei diesen Eiern hoffen, meinen oben erwähnten ursprünglichen
Wunsch, eine spezifische Färbung der so lange getrennt liegenden spärlichen und grossen männlichen und weiblichen
Chromosomen zu erhalten, erfüllt zu sehen. Aber auch in diesen Eiern wurde diese Hoffnung nicht erfüllt. Die Biondi'-
sche Methode gab zwar sehr schöne und interessante Färbungen der Chromosomen, die Resultate stimmten aber
in der Hauptsache mit den bei den Eiern der Echinodermen gewonnenen Befunden überein. Diese Befunde
schienen mir aber schon an sich von so interessanter Beschaffenheit ^u sein, dass ich neben einer eingehenderen
Untersuchung über das betreffende Verhalten der Chromosomen der befruchteten Eier der Echinodermen, auch
eine solche über dasjenige bei den Eiern von Ascaris vornahm. Und zugleich dehnte ich auch diese Untersuchung
auf ein noch grösseres Grebiet aus, indem ich eine Anzahl von verschiedenen Geweben des Organismus mehrerer
Tiere auf ihr Verhalten zu der Biondi'sehen Färbungsmethode prüfte. Es sind nun die hierbei gemachten wesentlicheren
Befunde, welche in den zunächst folgenden Abteilungen dieses Bandes dargelegt worden sind.

Durch diese Untersuchungen wurde ich immer mehr mit dem so äusserst schwierigen, aber so hochinteressanten
Grebiet der Zellchemie in Berührung geführt. Da ich indessen leider von Anfang an kein Fachmann
auf dem fraglichen Gebiete bin, so werde ich nicht mehr, als eben für mein Thema nötig ist, die eigentlich
chemischen Fragen eingehender besprechen.

Es erscheint mir im ganzen recht merkwürdig, dass die Ehrlich-Biondi'sche Methode zur Erforschung der
Morphologie und der Biologie der verschiedenen Zellarten nicht mehr benutzt worden ist, als dies in der Tat der
Fall ist. Es liegen zwar besonders schöne und erfolgreiche Untersuchungen hierüber von Martin Heidenhain
sowie auch einzelne Befunde von anderen Forschern auf speziellen Gebieten vor. Im übrigen waren mir wenigstens
keine umfassenderen Arbeiten hierüber bekannt.

Schon die merkliche Sache, welche den Ausgangspunkt meiner eigenen betreffenden Studien bildete, dass die
Chromosomen des Eikerns und des Spermiumkerns sich gegen die Biondi'sche Färbungsmethode so verschieden
verhalten, war mir, wie erwähnt, nicht näher bekannt, und ich habe sie in den allermeisten Hand- und Lehrbüchern,
sowie in der Fachliteratur nicht erwähnt gefunden. Ich erinnerte mich indessen, irgendwo eine hierauf bezügliche
Notiz gesehen zu haben, die mir aber damals unklar erschien. Deshalb nahm ich mir eine eingehendere Nachforschung
in der betreffenden Literatur vor. Und in der Tat fand ich die fragliche Angabe wieder. In der ersten
Auflage der Enzyklopädie der mikroskopischen Technik von Ehklich-Kbause-Mosse-Rosin ist sie in dem Artikel
Zellchemie (von Magnus) enthalten, und in der im J. 1910 herausgegebenen zweiten Auflage findet sie sich noch
mit folgenden Worten dargestellt: > Die Kerne der Ganglienzellen ebenso wie die der tierischen Eizelle . . . sind mit
Methylgrün nicht zu färben». Man weist auch hier besonders auf zwei Arbeiten von Mosse hin. Infolgedessen
suchte ich diese Arbeiten von Mosse auf.

In seiner ersten, ganz kurz abgefassten Mitteilung von J. 1902 äusserte Mosse:1) »Eine besondere Stellung
unter allen Körperzellen nimmt die Nervenzelle einerseits, die Eizelle andererseits ein; a) bei beiden ist zwar ebenso
wie bei den anderen Körperzellen das Kernkörperchen basophil geringeren Grades, dagegen ist das Chromatin nicht
basophil, und zwar das Chromatin der Nervenzelle, soweit ich feststellen konnte, nach dem Ausfall der Eosin-
Methylenblaufärbung neutrophil; b) das Protoplasma der Nervenzelle ist, wie bekannt, zum Theil basophil (Nissl'sche
Schollen), zum Theil oxyphil (Zwischensubstanz); c) die Dotterelemente haben keinen einheitlichen Charakter; sie
verändern sich mit der Zunahme der Reife.» Die betreffenden Untersuchungen Mosse s waren in dem Anatomischbiologischen
Institut von Oscar Heetwig ausgeführt worden.

In seiner zweiten, auch ganz kurzen (etwa 5 Seiten umfassenden und keine Abbildungen enthaltenden
Mitteilung bespricht Mosse2) von neuem diese Fragen. »Um nun», sagt er in derselben, »die Ergebnisse meiner
eigenen, nach den verschiedenen erwähnten Methoden angestellten Färbungen zusammenzufassen, so kann gesagt
werden, dass diese entsprechend der Verteilung des Basi- und Oxychromatins Heidenhains ausfielen. Dagegen hat
sich nach einer anderen Richtung hin ein durchgreifender Unterschied herausgestellt. Die Kernkörperchen, die
bisher — wie aus den obigen Ausführungen hervorgeht — als oxyphil bezeichnet werden, nehmen durchgehends.
die Farbe des basischen Farbstoffes auf, d. h. also, sie werden blau bei Anwendung des neutralen Methylenblau-
eosins, rot bei der Neutralrotfärbung und färben sich entsprechend bei den ünna'schen Tinktionen mit dem pol.

*) Max Mosse, Heber das färberische Verhalten der thierischen Zelle gegenüber Farbegemischen, Berliner Klin. Wochenschrift (39. Jahrg., 1902,

S. 1148).

s) Max Mosse, Ergebnisse farbenanalytischer Untersuchungen der thierischen Zelle. 1. Allgemeiner Teil. Beiträge zur wissensch. Medicin und
Chemie. Festschrift zu Ehren d. 60. Geburtstages von E. Salkowski. Berlin 1904. Nr XXVI, S. 265.


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