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2.
Der Reifungsprozess der Eier bei den Asteriden.
Taf. I—V.
Bekanntlich sind die Eier von Asterias rubens und glacialis schon seit lange ein geliebter Gegenstand
für das Studium der Eireifung gewesen. Gerade bei den Eiern der Asteriden hat vor allem Oscar Hertwig seine
grundlegenden Untersuchungen über den Prozess der Ausbildung der Richtungskörper und im ganzen über die Umwandlung
des Keimbläschens der Ovarialeier in den Eikern ausgeführt. In derselben Epoche haben auch E. Van
Beneden, Greeff und Fol ihre Studien über diesen Prozess, und zwar grösstenteils an frischen, lebenden Eiern,
gemacht. Da die betreffenden Arbeiten dieser vier Forscher wohl allgemein bekannt sind, will ich mich darauf
beschränken, hier nur die wesentlichsten Errungenschaften derselben anzuführen. Dies ist aber deshalb nötig, weil
die Geschichte dieser Fragen und die Entwicklung unserer Kenntnis auf diesem Gebiete ziemlich verwickelt ist.
Van Beneden's1) und Greeff's2) Mitteilungen erschienen ungefähr gleichzeitig im Anfang des Jahres 1876.
Beide Forscher hatten, unabhängig voneinander, gefunden, dass die Eier von Asterias (Asteracanthion) rubens,
welche in den Ovarien mit dem verhältnismässig sehr grossen Keimbläschen versehen sind, wenn sie in das Seewasser
ausgegossen werden, ihr Keimbläschen nicht mehr darbieten.
Nach Van Beneden's Auffassung wird auch der Keimfleck, nachdem er eine Reihe von Veränderungen erlitten
hat, zuletzt aufgelöst. Die in ihm befindlichen Vakuolen vereinigen sich zu einer grösseren, in der Mitte liegenden. Er
wird höckerig und zerfällt in zahlreiche Stückchen, die sich im Keimbläschen zerstreuen. Dann zerreisst die Hülle
desselben und wird allmählich ganz aufgelöst. Schliesslich gibt das Ei die beiden Polar- oder Richtungskörper ab.
Vor allem ist hier hervorzuheben, dass Van Beneden zwischen dem Keimbläschen und dem Eikern keinen genetischen
Zusammenhang fand.
In seiner ersten Mitteilung3) äusserte Greeff über die fragliche Erscheinung folgendes: »Nach der Befruchtung
des Eies schrumpft das Keimbläschen und schwindet, während der Keimfleck persistirt. Dieselbe Erscheinung
tritt aber auch ohne Befrachtung ein, wenn das reife Ei eine Zeitlang in reinem Seewasser gelegen hat. Der
Keimfleck, wenigstens ein ihm ähnliches Gebilde (Eikern O. Hertwig's) wandert in dem befruchteten Ei amöbenartig
durch den Dotter. . . Dann beginnt die erste Teilung des Dotters und Keimflecks». Hieraus geht hervor,
dass Greefp den Eikern Hertwig's mit dem Keimfleck identifizierte.
In einer bald nachher veröffentlichten Mitteilung4) schloss sich Greefp der Auffassung Van Beneden's hinsichtlich
des Verschwindens des Keimflecks an. Greeff meinte aber, es sei möglich, dass derselbe noch persistiert,
') Ed. Van Beneden, Contributions ä l'histoire de la vesicule germinative et du premier noyau embryonaire. Bull, de l'Acad. royale de Belgique, 2.
Ser., T. LXI, Nr 1, 1876.
2) B. Greeff, Ueber die Enticicklung des Asteracanthion rubens vom Ei bis zur Bipinnaria und Brachiolaria. Sitz. Ber. d. Ges. z. Beförd. d. ges.
Naturwiss. zu Marburg. Jahrg, 1876, Nr 1, 3.
3) R. Greeff, Ueber den Bau und die Entwickelung der Echinodermen. 5. Mitteilung, 2. Ueber das Verschwinden des Keimbläschens und Keimflecks im
Ei des Asteracanthion rubens. Ebenda, Nr 5, Mai 1876.
*) R. Greeff, Ueber den Bau und die Entwickelung der Echinodermen. 6. Mitteilung. Entwickelung von Asterias (Asteracanthion rubens). 1.
Umbildung des Keimflecks. 2. Keimbläschen, Bichtungskörperchen. Ebenda, 1878.
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