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matlösungen bekommt man in den Nukleolen nur Schwärzung in verschiedenen Nuancen unter mehr oder weniger
Hellbleiben der »Vakuolen». Meine Hoffnung konzentrierte sich deshalb auf die Befunde bei der Biondifärbung.
Meine zahlreichen Versuche unter verschiedener Anwendung dieser Methode ergaben nun für das Ovarialei das
Resultat, dass der Nucleolus im frischen Zustande keine spezifische "Färbung zeigt; nach seinem Fixieren in den
oben genannten Gemischen nimmt er aber konstant eine violettblaue, nie eine rote oder blaugrüne Farbe an, und
zwar in allen Stadien der Ausbildung, indem die kleineren in der Regel heller und die grösseren immer dunkler
gefärbt werden. In der violettblau gefärbten Substanz treten dann auch die »Vakuolen» als helle Kugeln hervor»
gerade so wie es bei den Ovarialeiern von Parechinus miliaris der Fall ist. Auf der Taf. IV habe ich in Fig. 1—
5 von Asterias rubens eine Reihe von Ovarialeiern und Nukleolen verschiedener Grösse und Ausbildung abgebildet,
in denen diese Verhältnisse jlm sehen sind. Nur hier und da, aber nicht als Regel, treten in der violettblau gefärbten
Substanz etwas dunklere, unscharf begrenzte Stellen hervor, welche wohl der dunkleren Substanz von
Hertwig und Hartmann entsprechen mögen; in Fig. 5 ist ein solcher Nucleolus allein wiedergegeben. Wenn Neben-
nukleolen vorkommen, was jedenfalls nicht allgemeine Regel ist, so nehmen sie auch dieselbe violettblaue Farbe an.
Was bedeutet nun diese Färbung der Nukleolen der Ovarialeier? Nach den oben erwähnten chemischen
Färbungsindizien enthalten diese Nukleolen nicht reines Nuklein, noch weniger reine Nukleinsäure, denn dann
würden sie ja blaugrün oder grün gefärbt sein. Reine Eiweisstoffe enthalten sie auch nicht; dann sollten sie rot gefärbt
werden. Aller Wahrscheinlichkeit nach bestehen sie aus einer Mischung von Nuklein und Eiweisstoffen, welche
die violettblaue Färbung abgibt. Ihre Vakuolensubstanz, die sich nicht oder jedenfalls äusserst schwach färbt,
scheint keine von diesen Substanzen zu enthalten; es wäre ja anzunehmen, dass sie Eiweissubstanz enthalte; es
gelang mir aber nicht, eine deutliche Rotfärbung derselben wahrzunehmen. An den mit Eisenalaun-Hämatoxylin
gefärbten Präparaten sah ich in den grösseren Vakuolen oft das feine, auch von anderen Autoren erwähnte Netzwerk
. An den Biondipräparaten trat dies nicht hervor, jedenfalls nicht mit besonderer Farbe.
Durch diese Befunde kam ich deshalb zu der Uberzeugung, dass, abgesehen von den »Vakuolen», die ganze
übrige Substanz der Nukleolen in den Ovarialeiern, nach den FärbungsVerhältnissen zu beurteilen, aus einer und
derselben Substanzmischung besteht, welche zwar stellenweise »verdichtet» werden kann, aber in sich keine eigentlich
spezifisch verschiedene Beschaffenheit besitzt. Es ist diese Tatsache von besonderem Interesse, wenn man sie
in der Beleuchtung der bei der Ausreifung auftretenden Erscheinungen betrachtet. Ehe ich aber zu der Darstellung
derselben übergehe, sollen noch die übrigen Bestandteile des Inhalts der Ovarialeikerne kurz besprochen werden.
Die unstrukturierte Substanz des »Kernsafts» nimmt durch die Biondimethode keine spezifische Färbung an,
höchstens wird sie äusserst schwach rot. In ihm finden sich aber in den fixierten Präparaten teils stärkere, gekörnte
Stränge von wechselnder Länge, Dicke, Gestalt und Richtung, teils bemerkt man oft auch zwischen ihnen
feinere, ebenfalls gekörnte Stränge und Geflechte. Dass unter diesen beiden ein Unterschied besteht, geht besonders
an Eisenalaun-Hämatoxylin-Präparaten hervor, indem in diesen, bei genauer Differenziation, sich eine starke
Farbendifferenz zeigt; die sparsameren gröberen Stränge behalten die Hämatoxylinfarbe noch lange, nachdem die
feineren die ihrige abgegeben haben. An den Biondipräparaten färben sich eigentlich nur die gröberen Stränge
distinkt, und zwar mit kräftig rötlicher Farbe (Taf. IV., Fig. 1—4). Nicht selten bemerkt man indessen bei
starker Färbung eine gewisse violette Schattierung der roten Farbe, welche sich auch später in den sich ausreifenden
Eiern nachweisen lässt. Diese Stränge, welche wohl auch in den Ovarialeikernen aus Lininsubstanz bestehen,
pflegen ja in den meisten Zellarten Chromatinkörner, Chromiolen, zu tragen. Ihre rötliche Färbung spricht
nun in diesen Eikernen dagegen; der zuweilen vorkommende Anstrich ins Violette scheint jedoch darauf hinzudeuten,
dass sie wenigstens zuweilen doch etwas Chromatinsubstanz, obwohl gewöhnlich nur in geringer Menge, enthalten
. Die erwähnten feinsten Stränge und Geflechte, welche nur schwächer hervortreten, färben sich dann auch
rötlich. Ob dieselben natürliche Elemente sind oder nur nach dem Tode auftreten und Niederschläge darstellen,
ist übrigens noch nicht sicher entschieden.
Indem ich nach dieser Einleitung zu der Darstellung der Befunde bei der Ausreifung der Asteriaseier übergehe,
betone ich zuerst noch einmal, dass, nachdem durch die oben referierte Untersuchung M. Hartmann s die von Van
Beneden, Greeff, Fol und vor allem Oscar Hertwig schon längst gewonnenen Entdeckungen und Erläuterungen
dieses wundervollen Prozesses, wenigstens teilweise, auch mittelst der Anwendung der neueren histologischen Technik
bestätigt worden sind, ich in meiner Darstellung kurz sein kann und nur, was in meinen Befunden neu ist, etwas
ausführlicher besprechen will. Durch die Angaben und Behauptungen Schaxel's ist aber auch in der allerletzten
Zeit die ganze Lehre von der direkten Herkunft der Chromosomen der Richtungskörper und des Eikerns von dem
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