Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., V 9622
Retzius, Gustaf
Biologische Untersuchungen
Jena, N. F. 16.1911
Seite: 14
(PDF, 39 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Alte Drucke und Autorensammlungen

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/biol_unt_1911_16/0028
14

Nucleolus das Keimbläschens als irrtümlich erklärt. Infolgedessen ist eine erneuerte Prüfung des Gegenstandes in^
diziert, weshalb diese meine Befunde nützlich sein können. Wie oben erwähnt wurde, benutzte ich sowohl die
Färbung mit der Eisenalaun-Hämatoxylin- als mit der Dreifarbenmethode. Mittelst der ersteren Methode erhielt
ich eine Reihe von Bildern, welche sich denen von Hertwig und Hartmann anschlössen und ungefähr zu denselben
Ergebnissen führten. Sie lieferten aber auch, wie bei den Präparaten meiner Vorgänger, nur mehr oder weniger
dunkle Silhouettebilder der Kernsubstanzen, resp. des KeimÜecks und der Chromosomen. Auf der Tafel III habe
ich in den Fig. 1, 2 und 3 drei solche Stellen nach diesen meinen Präparaten wiedergegeben. Sie sind ja an sich
gut und interessant, geben aber keine Farbenunterschiede der Substanzen der fraglichen Gebilde. Mittelst der von
mir mit schönem Erfolg benutzten Dreifarbenmethode wurde dagegen ein Einblick in die Differenziation der Chromosomen
gewonnen, welche besonders wertvoll ist. Ich gehe deshalb sofort zur Darstellung dieser Befunde übeiy
um nur zuweilen zum Vergleich auf die mit der Hämatoxylinfärbung erhaltenen zurückzukommen.

Mittelst der Biondiiiirbung lassen sich in den Präparaten sehr gut die verschiedenen Stadien der Veränderungen
des Eies und speziell auch des Keimbläschens nachweisen, welche regelmässig in den fertigen Ovarialeiern
eintreffen, nachdem sie in Meerwasser entleert wurden, und die von meinen. Vorgängern eingehend beschrieben worden
sind. Zwar treten diese Veränderungen in den einzelnen Eiern etwas verschieden schnell ein. Zuweilen bemerkt
man an ihnen eine Verzögerung des Prozesses und sogar einen Stillstand desselben mit nachfolgendem abnormem
Verlauf; dies schien mir darauf zu beruhen, dass der Sauerstoffgehalt des Wassers in den die Eier enthaltenden
Gefässen zu beschränkt wurde, was besonders dann eintrat, wenn ich zu viele Eier in nicht hinreichend grossen
Wasserschalen aufbewahrte. Da aber auch in diesen nicht regelmässig verlaufenden »Eikulturen» einige den Pro-
zess erläuternde Erscheinungen eintraten, werde ich dieselben nach der Darstellung des normalen Verlaufes mitteilen.

Nachdem die entweder von dem Tier selbst abgegebenen oder aus den Ovarien herausgenommenen Eier
in das Meerwasser gelegt worden sind, tritt etwa binnen 10—20 Minuten die von den Vorgängern beschriebene
erste Reihe der Veränderungen im Keimbläschen ein, welche sich darin zeigen, dass dieser Kern an einem Teil
seines Umfangs schrumpft und seine Membran sich faltet. Die Fig. 1 und 2 der Tafel I geben die betreffenden
Partien von zwei solchen Eiern, die 15 Minuten im Meerwasser lagen, wieder. Bei der Schrumpfung und
Einfaltung des Kerns ist offenbar ein Teil des »Kernsafts» durch die Membran ausgetreten und füllt den dadurch
entstandenen Raum zwischen dem Kern und dem Protoplasma. In diesem Raum bemerkt man gewöhnlich rötlich
gefärbte feine Fädchennetze, welche den Charakter von ausgefällten Niederschlägen zeigen und wohl durch die
Fixationstiüssigkeit in einer hier vorhandenen Eiweislösung entstanden sind. Das Eiprotoplasma selbst mit dem
Deutoplasma ist in der Partie des Eies, welche zwischen diesem Teil des Kerns (und des erwähnten Raumes) und
der Eioberfläche gelegen ist, in der Regel auch schon dadurch verändert, dass in ihm kleinere helle; rundliche oder
ovale Räume entstanden sind, welche auf eine lokale Vermehrung des Paramitoms hinweisen; ob aber die in diesen
Räumen auftretende flüssige unstrukturierte Substanz auch aus dem geschrumpften Keimbläschen stammt, was wohl
wahrscheinlich sein kann, oder von aussen, durch Aufnahme von Meerwasser, herrührt, ist schwer zu entscheiden.

Gleichzeitig treten nun auch die Veränderungen im Nucleolus ein. . Seine Farbe in der Biondibehandlung
bleibt fortwährend violettblau; die »Vakuolen» werden aber undeutlicher und scheinen sogar zu verschwinden; statt
derselben schimmern in der Nucleolussubstanz rötlich gefärbte Partien, obwohl undeutlich, hervor (Fig. 2 der
Taf. I). Der Nucleolus wird an seiner Oberfläche etwas uneben, höckerig. Das gekörnte Geflecht im Kernraum
wird, im Zusammenhang mit der Verkleinerung dieses Raumes, dichter gedrängt; es nimmt in der Biondifärbung
eine mehr oder weniger deutliche violettrote Farbe an, welche von dem rötlich gefärbten Mitom des Protoplasmas absticht
(Fig. 1 und 2 der Taf. I). Nun tritt bald (zwischen 20 und 35 Minuten nach der Ablage der Eier) die
bekannte Auflösung der Kernmembran ein, welche an dem Umfang des Keimbläschens beginnt, der sich zuerst
eingebuchtet hatte und der Eioberfläche am nächsten liegt. Zugleich wandert der Nucleolus auch nach dieser Stelle
hin und zeigt nunmehr grosse Veränderungen (Fig. 3 der Taf. I). Er ist geschrumpft und höckerig geworden, und
in seiner Substanz ist eine deutliche Differenzierung eingetreten, indem sich eine noch stark violettblau gefärbte
Partie von der übrigen, die rötlich grau erscheint, abgetrennt hat; die blaugefärbte Substanz liegt in die andere
eingeschlossen und zeigt sich verzweigt. Der Nucleolus liegt an der äusseren Grenze des sich auflösenden Keimbläschens
und ist im Begriff in das Protoplasma hin einzuragen.

Bald danach löst sich die Kernmembran ganz auf, und der Inhalt des Keimbläschens stösst direkt an das
Protoplasma, indem sein körniges Stranggeflecht sogar hier und da kleine Fortsätze in dasselbe einschiebt. Die
etwas verschiedene Färbung der beiden Geflechtwerke ermöglicht es aber noch, ihre Grenzen zu unterscheiden. Nun


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/biol_unt_1911_16/0028