Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., V 9622
Retzius, Gustaf
Biologische Untersuchungen
Jena, N. F. 16.1911
Seite: 17
(PDF, 39 MB)
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Aus der obigen Darstellung geht also zur vollen Evidenz hervor, dass, wie Oscae Heetwig schon vor 33
Jahren an lebenden Eiern von Asterias dartun konnte, der Nucleolus des Keimbläschens die Chromatinsubstanz zu
der Chromosomenbildung bei dem Ausreifungsprozesse des Eies in sich führt und die Chromosomen abgibt. Durch die
oben dargestellten Versuche mit der Biondifärbung ist nun auch dargelegt worden, dass hierbei die Giromosomen
als fertig gebildete, offenbar aus einer Nukleinsubstanz bestehende Körper direkt aus dem Nucleolus zu der Zentrosomen-
strahlung und der Spindel hinaustreten.

Die folgenden Phasen der Bildung der Richtungskörper kann ich hier mit kurzen Worten schildern und werde
dabei besonders das Schicksal der Chromosomen besprechen.

Die in der oben beschriebenen Weise gebildete Spindel stellt sich mit ihren beiden Zentrosomen und
Strahlungen beinahe vertikal oder noch öfter etwas schief gegen die Eioberfläche (Taf. II, Fig. 1), wobei das
äussere Zentrosom gewöhnlich dicht unter der Oberflächenschicht des Eies liegt. Die blaugrün gefärbten Chromosomen
sammeln sich bald in der Äquatorialgegend der Spindel, um sich bald in der längst bekannten Weise durch
Längsteilung an Zahl zu verdoppeln, wonach die Eioberflächenschicht nnd die Hülle hügelartig erhoben werden,
und die Hälfte der geteilten Chromosomengruppe nach aussen in den Hügel eintritt, um bei der in üblicher
Weise geschehenden Abschnürung des Eichtungskörpers fortwährend als blaugrün gefärbte Körper in diesen eingeschlossen
zu werden. Aus der im Ei restierenden Hälfte der Chromosomenzahl wird bald danach in der be-
kannten Art eine neue Spindel gebildet (Fig. 2 der Taf. II), wobei sich die Chromosomen noch immer mit Biondifärbung
intensiv blaugrün färben lassen. Dann wird in bekannter Weise der zweite Eichtungskörper mit der
Hälfte der Chromosomen, noch immer blaugrün gefärbt, abgetrennt, und der schliessliche Eest der Chromosomen
bleibt mit dem Eest der Spindel im Ei. Diese letzteren Chromosomen, welche in einer kleinen Gruppe etwas
unter der Eioberfläche nackt liegen, verlieren dann bald ihre Tendenz, mit Biondilösung blaugrün gefärbt zu werden.
Man sieht sie sich mit je einer kleinen Membran umgeben, wodurch eine Gruppe kleiner Blasen im Eiprotoplasma
entsteht, welche sich rötlich färben (Fig. 3 der Taf. II). Diese schmelzen bald mit einander zusammen, so dass
ihre Anzahl immer geringer wird, zuletzt sind nur zwei Bläschen zurück, welche dann entsprechend vergrössert
sind (Fig. 4 und 5 der Taf. II) und mit je einem Nucleolus und einigen körnigen Stranggeflechten im Kernraum
versehen sind. Schliesslich vereinigen sich in der Eegel auch diese beiden Bläschen zu einem einzigen, welches
den in dieser Weise gebildeten Eikern Oscae Heetwig's darstellt (Fig. 7 und 8 der Taf. II). Während dieses
ganzen Ausbildungsprozesses des Eikerns wird von der blaugrünen Farbe der Biondimischung gar nichts aufgenommen
; nur die rote Farbe tingiert sowohl die kleinen Chromosomenbläschen als die verschmolzenen grösseren
und den schliesslichen Eikern selbst mit seinem noch vorhandenen Nucleolus und den gekörnten Strängen des
Kernsafts. Zuweilen geschieht es, dass sich die beiden letzten Bläschen nicht vereinigen, sondern noch lange getrennt
bleiben; dies lässt sich aber als einen abnormen Fall betrachten, der wohl selten in der Natur selbst eintrifft,
sondern unseren Eikulturversuchen angehört.

In den Fig. 4—9 der Taf. III sind zum Vergleich mit den Biondibildern einige Stadien der eben erwähnten
Ausbildung der Eichtungskörper und des Eikerns mit der Anwendung von Hämatoxylinfärbung wiedergegeben
. Eine nähere Beschreibung derselben ist nicht nötig; von Interesse ist die Tatsache, dass der recht
grosse Nucleolus des Eikerns und die noch nicht verschmolzenen »Mutterkerne» desselben die Hämatoxylinfarbe
nicht, oder nur ganz schwach, annehmen, sondern sich fast nur mit dem Eosin färben, während die gekörnten
'Stränge des Kernsafts hierbei stark schwärzlich hervortreten.

Während des Prozesses der Bichtungskörperbildung sieht man, besonders in den früheren Stadien, nicht
selten in ihrer Nähe in einzelnen Eiern kleine Gruppen von zwei bis vier oder sogar fünf Strahlungen im Eiprotoplasma
entstehen, welche in ihrer Mitte je ein kleines rundliches Zentrosom zeigen; sie sind natürlich als abnorm
zu betrachten und verschwinden wohl bald wieder. Bisweilen bilden sich zwischen ihnen auch abnorm gestaltete
Spindeln aus; in den Fig. 19 und 20 der Taf. II habe ich zwei solche Spindeln wiedergegeben, welche sich
zwischen drei Zentrosomen entwickelt haben, wodurch mittelst einer Verteilung der Spindelfasern Seitenarme der
Spindeln entstanden sind; von Interesse ist es hierbei auch, die Verteilung der Chromosomen an den Spindelarmen
zu beobachten.

Bei der Bildung der Eichtungskörper entsteht bekanntlich am Ei eine eigentümliche Einziehung der Ober-
fläche, an der Stelle wo sie liegen. Das Ei plattet sich oft stark ab, so dass es von der Seite wie in der Fig. 13
der Taf. III in ziemlich schwacher Vergrösserung aussieht. Wie schon Fol nnd Oscae Heetwig bemerkt haben,
entsteht hierbei auch ringsum die Grube, in welcher die Eichtungskörper eingesenkt liegen, eine Eeihe von


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