Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., V 9622
Retzius, Gustaf
Biologische Untersuchungen
Jena, N. F. 16.1911
Seite: 19
(PDF, 39 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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holt sich dann bei jedem folgenden Teilungsakt. In dem Spindelstadium tritt die blaugrüne Farbe in intensiver Beschaffenheit
in den Chromosomen auf; in den sogenannten Buhestadien nach geschehener Teilung sind die Kerne
der Morulae immer wieder rot. Nachdem aber die Blastula gebildet worden ist, tritt merkwürdiger Weise ein neues
Verhalten ein. Alle Kerne in den Zellen der Wandung, also auch die ruhenden färben sich nunmehr blaugrün; in
den sich teilenden Zellen wird diese Farbe der Chromosomen noch mehr akzentuiert. Ebenso färben sich die Kerne
der meisten Zellen in der Körperhöhle dunkel blaugrün; nur in ganz vereinzelten Zellen sah ich nur eine rötliche
Farbe, ich vermag aber nicht die Natur dieser allerdings seltenen Ausnahme von der Pegel zu erklären. Die Fig.
1-4 der Taf. IV stellt einen Durchschnitt von einer Partie einer solchen Blastula dar.

Nachdem ich somit das fragliche färberische Verhalten der Chromosomen bei der parthenogenetischen Entwicklung
der Asteriaseier kurz geschildert habe, gehe ich zu der Darstellung desselben bei der normalen Befruchtung
der Eier von Parechinus miliaris über; diese Darstellung ist also geeignet, die in der Beschreibung der Entwicklungsverhältnisse
bei Asterias vorhandenen Lücken auszufüllen.

Nach dem Eintritt der Spermie in das Ei behält dieselbe in Biondilösung fortwährend ihre so charakteristische
Tendenz, aus dieser Lösung die Methylgrünfarbe anzunehmen. Die Fig. 7 der Taf. V zeigt einen solchen
eben eingedrungenen, noch nicht angeschwollenen, grün gefärbten Spermienkopf mit der ihm vorangehenden, rot
gefärbten Zentrosomenstrahlung auf dem Wege zum Eikern, in welchem nur ro/gefärbte Teile sich finden. In den
Fig. 8—13 der Taf. V sind bei stärkerer Vergrösserung die nunmehr angeschwollenen Spermienköpfe in den folgenden
Stadien der Entwicklung abgebildet. Diese Spermienköpfe sind zu kugligen Blasen verändert, in deren
ungefärbtem und unstrukturiertem Inhalt die Chromosomenkörner mit stark blaugrüner Farbe hervortreten. In Fig.
8 der Taf. V ist nur die Spermieblase mit dem Zentrosom und der Strahlung wiedergegeben; in den Fig. 9—13
(Taf. V) ist auch der Eikern dargestellt, und in diesem bemerkt man nur rot gefärbte Elemente. Es waren ja
eben solche Bilder, die den Ausgangspunkt für diese meine sämtliche Untersuchungen bildeten. Ich wurde von
der so auffallend verschiedenen Färbbarkeit der Chromosomen im Spermienkern und im Eikern frappiert und
wünschte besonders zu erfahren, wie sie sich nach der Verschmelzung der beiden Kerne verhalten. Die Fig. 12
und 13 der Taf. V stellen Stadien vor, welche eben dieser Verschmelzung vorangehen, wo die beiden Kerne dicht
aneinander gedrängt liegen, deich nach dem Stadium der Fig. 13, wo schon das Zentrosom geteilt ist und seine
Hälften mit je einer Strahlung im Begriffe sind, die Stelle der beiden Eipole einzunehmen, soll die Verschmelzung eintreten
. Die beiden Farben, grün und rot, sind aber noch ebenso different wie vorher. Sobald aber die Verschmelzung
eingetroffen ist, sieht man nichts mehr von der grünen Farbe der Spermiechromosomen. Der verschmolzene Kern
enthält nur rot sich färbende Elemente. Hier ist also eine Veränderung der Farbentendenz der Chromosomen der Spermie
plötzlich eingetroffen. Wenigstens gelang es mir nicht, in meinen Präparaten einen mehr allmählich geschehenden
Ubergang der Farbenveränderung, und mithin nicht wirkliche Zwischenstadien, nachzuweisen. Der danach
sich vergrössernde und elliptisch werdende Eikern, an dessen beiden Polen je ein Zentrosom mit dessen Strahlungen
im Eiprotoplasma liegt, hat in seinem Kernsaftraum immerfort nur rot sich färbende Chromatin stränge. Die
Fig. 14 der Taf. V gibt einen solchen sogenannten ruhenden Eikern wieder. Erst nachdem dieser Kern in das
Spindelstadium übergeht, trifft eine auffallende Veränderung der Chromosomensubstanz ein. In dem Stadium der
Aquatorialplatte sieht er so aus, wie die Fig. 10 der Taf. IV (aus der parthenogenetischen Entwicklungsreihe von
Asterias) angibt. Nachdem die Spaltung der Chromosomen geschehen ist und die Teilstücke nach den Polen gezogen
sind, bietet das Bild das in Fig. 15 der Taf. V wiedergegebene Aussehen. Die Chromosomen sind nun
sämtlich ganz blaugrün gefärbt. Aber dies prägnante Färbungsstadium geht wieder bald vorüber. Sobald die
Chromosomen die Pole erreicht haben, beginnt ihre Anschwellung zu je einer kleinen Blase, indem je eine solche
um sie gebildet wird; dann ist die Tendenz zur Grünfärbung wieder ganz vorbei, und das Bild zeigt sich wie in
Fig. 16 der Taf. V. Hierauf verschmelzen bekanntlich die Blasen untereinander, und an jedem Pol der sich auflösenden
Spindel entsteht, während die Spaltung des Eies vorsichgeht, ein anfangs gelappter, dann ovaler oder
rundlicher Eikern mit je einem Zentrosom und einer Strahlung. Die Fig. 17 stellt ein solches Stadium dar. In
diesem Stadium ist immerfort nur die Tendenz zur iüotfärbung der auf feine, gewundene, gekörnte Stränge verteilten
Chromosomensubstanz vorhanden.

Erst nachdem solche >ruhende» Kerne in ein neues Teilungsstadium übergehen, und sich die Chromosomen
um eine Spindel ansammeln, tritt von neuem die Tendenz zur (rrwwfärbung auf, wie dies in Fig. 12 der Taf. IV
(aus der parthenogenetischen Entwicklung) bei Asterias wiedergegeben ist, um dann nach geschehener Teilung
wieder in dieselbe Wechselung der Erscheinungen während der ganzen Morulaperiode einzutreten.


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