http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/biol_unt_1911_16/0036
22
Spezialisten auf diesem Grebiete hervorgehoben, wie schwierig es ist, dieselben zn fixieren, indem die dicke Eischale
so wunderbar resistent und undurchdringlich ist.
Nach den obenerwähnten misslungenen Versuchen, das geeignete Material zu erhalten, blieb mir nichts
anderes übrig, als zu meinem eigenen alten Material zurückzukehren. Und in der Tat gelang es mir, in demselben
unter den schlecht fixierten Eiern eine Anzahl sehr schön fixierte zu finden, welche es ermöglichten, die geplanten
Untersuchungen grösstenteils durchzuführen, obwohl noch einige Stadien fehlten. Dann erfuhr ich noch zu meiner
Überraschung, dass mein Freund und Kollege Professor Emil Holmgren in Stockholm ein schönes Ascarismaterial
mit zwei mir gerade fehlenden Stadien besitze, und dieses hatte er die Grüte, mir zur Verfügung zu stellen,
wofür ich ihm sehr dankbar bin.
Leider fehlten mir aber von den früheren Entwicklungsstadien noch einige, so dass ich hier keine ganz
zusammenhängende Serie dieser Periode darzustellen vermag. Infolgedessen fange ich diese Schilderung mit dem
Stadium an, wo die Spermie, schon in das Ei eingedrungen, in seiner Mitte liegt und der erste Eichtungskörper
schon gebildet ist. Die vor diesem Stadium abgelaufene Periode hoffe ich ein anderes Mal, nachdem es mir gelungen
ist, das nötige Material zu bekommen, darstellen zu können.
Nach diesen einleitenden Worten über die zu überwindenden Schwierigkeiten, das geeignete Material zu bekommen
, und die dadurch entstandene Begrenzung der unten folgenden Darstellung gehe ich zu derselben über.
Bekanntlich hat sich eine ganze Eeihe hervorragender Forscher während der letzten Dezennien der Eruierung
der bei der Befruchtung und Entwicklung der Eier von Ascaris megalocephala vorsichgehenden Erscheinungen
gewidmet. Die Greschichte dieser Forschung ist auch schon wiederholt zum Gegenstand der übersichtlichen Darstellung
geworden. Ich kann mich deshalb in dieser Hinsicht darauf beschränken, auf diese Übersichten hinzuweisen
und nur die die mir speziell vorliegenden Fragen betreffende Literatur eingehender zu berühren. Durch die bahnbrechenden
, umfassenden und in die vorliegenden Probleme tief eindringenden Arbeiten von En. Van Beneden,
Boveri und Oscar Hertwig hinsichtlich der ersten Ausbildung und der Befruchtung der Geschlechtszellen von
Ascaris megalocephala, an welche Arbeiten sich eine ganze Beine von Untersuchungen anderer Forscher, Nussbaum,
Carnot und Lebrun, 0. Zacharias, Brauer, Sala, Zoja, Herla, Moszkowski, zur Strassen, Tretjakoff u. a., anschlössen
, ist dies Thema auch mit den neueren technischen Methoden in so vielseitiger und geschickter Weise
bearbeitet und erörtert worden, dass man kaum hoffen durfte, nun viel tiefer in dasselbe eindringen zu können,
indem die Lösung der noch offenen strittigen Fragen gewiss bedeutende Schwierigkeiten darbietet. Eine Unmange
von Beobachtungen und Bemerkungen sind also schon in den Beschreibungen und Abbildungen niedergelegt worden,
obwohl die Deutung der Befunde in mancher Beziehung noch mehr oder weniger unsicher und zweifelhaft ist.
Die von den Autoren bisher veröffentlichten Figuren sind aber gewöhnlich in so kleinem Massstabe wiedergegeben,
dass es oft schwer ist, ihre Bedeutung richtig zu verstehen. Ich habe mich deshalb dafür bestimmt, meine sämtliche
Abbildungen, die nach Zeiss' Apochrom. 2 mm, Apert. 1,30 und komp. Okul. 12 ausgeführt worden sind,
in noch verdoppelter linearer Vergrösserung wiederzugeben.
Weil die für diese meine Untersuchung in erster Linie bestimmte Aufgabe war, die Veränderungen der
Substanz der Chromosomen mittelst der BioNDi'schen Färbungsmethode zu verfolgen, sind die meisten meiner Figuren
in den betreffenden Farben ausgeführt. Die übrigen Tafeln stellen Präparate dar, welche mit Eisenalaun-Häma-
toxylin nach Heidenhain behandelt worden sind; diese letzteren Tafeln haben den Zweck, einen Vergleich mit
den nach Biondischer Färbung dargestellten zu ermöglichen und zugleich einige andere Strukturverhältnisse, v. a.
die des Protoplasmas, zu beleuchten.
Ich beginne nun mit der Darstellung der mittelst der Biondifärhung erzielten Befunde, welche gerade in
den Eiern von Ascaris megalocephala besonders deutlich und schön vorliegen. Viele meiner Präparate dieser Art
bieten in der Tat ganz herrliche Bilder dar; wie lange sie die Schönheit ihrer Färbung behalten werden, ist
indessen zweifelhaft, und es war deshalb wichtig, eine Auswahl derselben früh abzubilden.
Wie schon oben bemerkt wurde, konnte ich von den ersten Stadien der Entwicklung des Ascariseies kein
brauchbares, die verschiedenen Phasen dieser Perioden in zusammenhängender Eeihe enthaltendes Material bekommen.
Ich muss mich deshalb, wie erwähnt, damit begnügen, diese Darstellung mit dem Stadium anzufangen, in welchem
die Spermie schon in das Ei eingedrungen und in dessen Mitte gelegen, ist sowie der erste Eichtungskörper beinahe
fertig gebildet vorliegt. Von diesem Stadium an stellen aber meine Präparate eine zusammenhängende Eeihe von
Entwicklungsphasen, und zwar in sehr zahlreicher Menge und in prägnanter Weise, dar. Auf die schon von den
früheren Autoren mehr oder weniger ausführlich und genau geschilderten Verhältnisse will ich hier nur insofern
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/biol_unt_1911_16/0036