Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., V 9622
Retzius, Gustaf
Biologische Untersuchungen
Jena, N. F. 16.1911
Seite: 23
(PDF, 39 MB)
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eingehen, als dies für die Darstellung meiner eigenen speziellen Befunde nötig ist. Sonst verweise ich v. a. auf
die Arbeiten von E, Van Beneden und Boveri.

Die Bildung der beiden Richtung shörper ist in der Tat schon in den Arbeiten dieser Forscher so eingehend
dargestellt, dass ich hier nur auf die von mir auf den Taf. VI und XI wiedergegebenen Figuren hinweisen will.
In Fig. 27 und 28 der Taf. VI sind erste Bichtungskörper in ihrer Ausbildung im Spindelstadium nach Biondischer
Färbung abgebildet. Man sieht die aus je zwei Hälften bestehende rotgefärbte Spindel mit je vier intensiv blaugrün
gefärbten, quer durch die Spindel ziehenden Chromosomstäbchen. Ich will hier sogleich betonen, dass ich
mit Tretjakoff und mehreren Autoren jedes von diesen Stäbchen als einen Chromosom betrachte und nicht alle
vier zusammen als einen solchen Körper auffasse; in der unten folgenden Darstellung will ich auch dieser
Begel folgen. In Fig. 27 sieht man die vier Chromosomen jeder Spindelhälfte ihrer Länge nach, einander aber
teilweise deckend, so dass nur die nach oben gelegenen in ihrer ganzen Ausdehung sichtbar sind. In Fig. 28
sind alle die Stäbchen von je einem Ende her und im optischen Durchschnitt zu sehen. Zwischen den Stäbchen
sind keine blaugrün gefärbten Brücken nachweisbar. In Fig. 28 findet sich aber zwischen dem der Eioberfläche
-zunächst gelegenen (äusseren) und dem der Eimitte näheren (inneren) Stäbchenpaar ein heller Baum, durch welchen
nur einzelne rotgefärbte Fasern ziehen. Das äussere Stäbchenpaar jeder Spindelhälfte, welches die vier Chromosomen
des sich bildenden ersten Bichtungskörpers ausmacht, ist eben im Begriff, sich von dem inneren Stäbchenpaar
zu trennen und nach der Eioberfläche zu ziehen, um sich als solcher Körper vom Ei abzutrennen. Die Fig,
29—34 stellen sechs schon fertig gebildete und vom Ei abgetrennte erste Bichtungskörper, von der Fläche betrachtet
, dar; in der Begel liegen sie, wie in den Fig. 29—33, mehr oder weniger parallel nebeneinander angereiht,
zuweilen aber auch, wie in Fig. 34, zu je zwei nacheinander; hin und wieder kommen noch andere Variationen in
ihrer Lage vor. Allen diesen Stäbchen, die an den Enden gewöhnlich abgerundet und oft etwas verbreitert sind,
ist die Eigenschaft gemeinsam, dass sie sich mit der Biondimethode intensiv blaugrün färben und diese Farbe
stets behalten. Nachdem der erste Bichtungskörper gebildet ist, trennt er sich in der Begel vom Eie ganz ab,
und man findet ihn dann der Innenfläche der Kapsel angeheftet; die Fig. 11 und 19 derselben Taf. stellen solche
abgetrennte, der äusseren Kapsel angeheftete erste Bichtungskörper von der Seite her dar; weil sie stark abgeplattet
sind, erscheinen sie in dieser Ansicht dünn und lassen ihre vier Stäbchen nicht erkennen; die Fig. 29—34, in.
denen die Stäbchen so deutlich sichtbar sind, stellen von der äusseren Kapsel abgelöste Bichtungskörper von der
Fläche betrachtet dar; man trifft in den Bräparaten recht oft solche sich ablösende oder schon abgelöste Körper.
Auf der Tai. XI sind in Fig. 1, 2 und 3 mit Hämatoxylinfärbung schwarzgefärbte erste Bichtungskörper derselben
Art wiedergegeben.

Der zweite Richtungskörper wird bekannter Weise dadurch gebildet, dass neben der im Ei zurückgebliebenen
Hälfte der geteilten Chromosomen des Keimbläschens des Eies und aus der ebenfalls zurückgebliebenen Spindelhälfte
eine neue Spindel entsteht, in deren Mittelpartie die vier Chromosomen sich nebeneinander und einander
parallel zu zwei Gruppen anordnen, mit je zwei Stäbchen in jeder Hälfte der Spindel. Diese Anordnung, welche
z. B. in den Fig. 2, 3 und 7 der Taf. VI deutlich sichtbar ist, ähnelt genau derjenigen der ersten Bichtungs-
spindel, obwohl in dieser letzteren vier Stäbchen statt zwei vorhanden waren. Die Spindel selbst ist in beiden
Körpern von übereinstimmender Form und Zusammensetzung, indem sie im ganzen, von den breiteren Flächen
betrachtet, »tonnenförmigj», von den schmäleren eher spindelförmig (Fig. 7) erscheint, und, schief von der Seite
gesehen, sich wie in Fig. 2 zeigt. Im optischen Durchschnitt hat sie bekanntlich eine ovale oder biskuitförmige
Gestalt und ist an den beiden verschmälerten Enden wie der Quere nach abgeschnitten, ohne an denselben Zentro-
somen und Strahlungen zu besitzen; mir ist es, wie den meisten Forschern auf diesem Gebiete, nicht gelungen,
in meinen Bräparaten wirkliche Zentrosomen und Brotoplasmastrahlungen nachzuweisen. In den beiden, oft durch
eine schmale Längsspalte etwas voneinander getrennten Spindelhälften erkennt man eine deutliche Zusammensetzung
aus feinen, steifen, aneinander parallel verlaufenden Fasern, welche von einem Ende der Spindel bis zu dem anderen
Ende verlaufen und an beiden diesen Endflächen mit je einer ganz kleinen und schwach ausgeprägten knopf-
förmigen Verdickung in demselben Niveau der betreffenden Endfläche endigen. Diese Fasern färben sich oft
durch das Säurefuchsin des Biondigemisches stark rot, so dass man ihren Verlauf deutlich verfolgen kann. Hier
und da trifft man solche Spindeln, welche sich durch die Bräparation in ihre einzelnen Fasern aufgelöst haben,
wie dies in Fig. 4 und 5 der Taf. VI wiedergegeben ist; so auch in Fig. 3.

In allen Biondipräparaten von Bichtungskörpern zweiter Ordnung sind, wie in denen der ersten Ordnung,
die Chromosomen intensiv grünblau gefärbt und treten zwischen den roten Spindelfasern stark hervor. Sie bewahren


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