Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., V 9622
Retzius, Gustaf
Biologische Untersuchungen
Jena, N. F. 16.1911
Seite: 24
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auch dieselbe Grestalt wie in den Bichtungskörpern der ersten Ordnung- und stellen zylindrische, an den Enden abgerundete
und hier zuweilen etwas verdickte Stäbchen dar, welche der Quere nach zwischen den roten Spindelfasern
die Spindel durchziehen (Fig. 2, 3, 4, 5, 7 der Taf. YI). Von ihren Enden betrachtet, zeigen sie sich
bekanntlich als runde Körner oder Kugeln (Fig. 1, 4, 5, 6 der Taf. VI); wenn man aber den Tubus hebt und
senkt, erkennt man, dass sie zylindrischen Stäbchen entsprechen (Fig. 1, 4, 5, 6). Betrachtet- man nun die rote
Spindel mit ihren blaugrünen Chromosomen in der breiten Flächenansicht genauer, so erkennt man (Fig. 2, 7 der
Taf. VI) den von den Autoren beschriebenen hellen Zwischenraum zwischen den Chromosomen und die dieselben
verbindenden Brücken. Aber ebenso wenig wie an den Bichtungskörpern erster Ordnung sieht man hier diese
Brücken blaugrün, sondern rot gefärbt. Sie bestehen also kaum aus Chromatin (resp. Nuklein), sondern wie von
einigen Autoren angenommen wurde, eher aus Linin ; man kann von solchen Brücken ;n jeder Spindelhälfte etwa
5 — 6 zählen; zwischen diesen dünnen Brücken sieht man ganz helle ungefärbte blasenartige kleine Bäume.

Als nun in der folgenden Entwicklung die äusseren und inneren Chromosomenpaare auseinander gezogen
werden, und die beiden äusseren nach dem äusseren, die beiden inneren nach dem inneren Spindelpol hin wandern,
wird dieser helle, von den roten Brückenfasern durchzogene Zwischenraum immerfort vergrössert (Fig. 8 und 9 der
Taf. VI) und die Brückenfasern werden verlängert, bis sie kaum mehr sichtbar sind. Von den vom inneren zum
äusseren Spindelpol ziehenden eigentlichen Spindelfasern bemerkt man dann nur die mehr peripheren; die zentral
gelegenen dagegen reichen nur von dem betreffenden Pol bis zu den angrenzenden Stäbchen (Fig. 7, 8 und 9 der
Taf. VI), weshalb es den Anschein in der Tat erhält, als ob die Stäbchen, wie es von mehreren Forschern angenommen
wurde, durch die Fasern zu dem entsprechenden Pol gezogen werden. Eine wirkliche Anheftung der
Fasern an den Stäbchen vermochte ich jedoch nie nachzuweisen; vielmehr sah ich diese in deutlichen Bildern nur
zwischen den Fasern eingebettet. Ebensowenig wie an den Bichtungskörpern erster Ordnung sah ich an denjenigen
zweiter Ordnung an den Polen Zentrosomen und Strahlungen im Protoplasma. Man scheint zuweilen
daran gedacht zu haben, die oft etwas verdickten und sich etwas stärker färbenden inneren und äusseren Enden
der Spindelfasern als Zentralkörperchen aufzufassen; ich stimme aber in der Ansicht derjenigen Autoren, welche
dies nicht annehmen, ein. Zwar können in Eisenalauu-Hämatoxylin-Präparaten (Fig. 1, 4 der Taf. XI) an den
Spindelpolen diese Enden der Fasern als dunkle Körner erscheinen; bei genauer Betrachtung erkennt man jedoch,
dass sie nur den eigentlichen Faserenden entsprechen. In diesen letzteren Präparaten sieht man auch, wenn sie
gut differenziert sind, dass die genannten Brücken zwischen den Chromosomenpaaren nicht durch Hämatoxylin gefärbt
, sondern hell oder, wenn Eosin zugleich angewandt worden ist, rötlich gefärbt sind (Fig. 5 der Taf. XI).

Indem sich die beiden Chromosomenpaare des Bichtungskörpers zweiter Ordnung immer mehr voneinander
trennen (Fig. 11 und 12 der Taf. VI), erreichen sie zuletzt je ihren Pol der Spindel; das äussere Paar kommt
dabei bis zur Eioberfläche, und diese erhebt sich zugleich zu einem kleinen Hügel, in den das äussere Chromosomenpaar
, welches wohl den Anstoss zur Bildung des Hügels gab, eintritt. Dann wächst immer mehr dieser
Hügel und breitet sich nach den Seiten aus, so dass er wie ein Pilz an der Oberfläche des Eies sitzt (Fig. 13 der
Taf. VI), in dessen Hut das äussere Chromosomenpaar liegt, und zwar von einer nur ganz geringen Menge von
Zellsubstanz umgeben; diese Substanzpartie scheint mir eigentlich aus der den so stark vergrösserten Zwischenraum
zwischen den beiden Chromosomenpaaren ausfüllenden, wohl aus dem Keimbläschen stammenden Kernsubstanz zu
bestehen, welche in die Spindel eingetreten zu sein scheint; dagegen bemerkt man um das in der genannten Hin-
ausstiilpung befindlichen Chromosom herum kein wirkliches Protoplasma; falls eine solche Substanz in der Tat in
die Ausstülpung eindringt, muss es in sehr minimaler Menge geschehen. Dagegen wird diese Ausstülpung stets
von einer Partie der Obefiächenschicht des Eies umgeben; diese hautartig verdickte Schicht schnürt sich dann
immer mehr ab, und bald ist die ganze Ausstülpung vollständig vom Eie abgetrennt, obwohl sie fortwährend als
ein kleiner, abgeplatteter Kuchen der Eioberfläche anliegt. Nun ist der zweite Richtung skörper fertig gebildet und
enthält das äussere Chromosomenpaar, welches immerfort seine blaugrüne Farbe behält (Fig. 15, 18, 19 etc. der Taf.
VI, im Vertikalschnitt durch die Eioberfläche gesehen; Fig. 14 derselben Tafel stellt es in der Flächenansicht dar).

Ich habe diesen Prozess der Bildung des zweiten Bichtungskörpers bei Ascaris etwas eingehender dargestellt,
weil ich von demselben viele schöne Präparate hatte und einen Vergleich mit dem entsprechenden Prozess bei
Asterias zu machen wünschte. Dass dieser Prozess bei der Bildung des ersten Bichtungskörpers bei Ascaris in
gleicher Weise vorsichgeht, liegt auf der Hand, obwohl bei diesem zwei Paar Chromosomenstäbchen in den Körper
hineintreten.

Ich gehe jetzt zu der Darstellung des Verhaltens der im Ei zurückgebliebenen Hälfte der zweiten Richtungs-


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