Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., V 9622
Retzius, Gustaf
Biologische Untersuchungen
Jena, N. F. 16.1911
Seite: 27
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seren, nukleolenartigen Körnern versehen (Fig. 3), tritt an ihre Stelle in dem im übrigen hellen, ungefärbten Bauin
der nunmehr grossen Spermiekernkugel.

Der Eikern, welcher, wie oben beschrieben wurde, bald früher, bald etwas später, ganz ähnliche Veränderungen
durchgemacht hat, und der Spermiekern liegen nunmehr nebeneinander, gewöhnlich nur durch eine kleine
Protoplasmasubstanz getrennt. In den Hämatoxylinpräparaten kann man die entsprechenden Veränderungen der
Kerne wahrnehmen; hier lässt sich aber kein sicherer Unterschied zwischen den in den Biondipräparaten sich so
schön und charakteristisch färbenden blaugrünen und rot färbenden Substanzen nachweisen. Bei starker Hämatoxy-
linfärbung treten Stäbchen, Körner und Netze sämtlich schwarz und. schwarzgrau hervor, und von dieser Färbung
sind bei weiterer Differenziation in der Eisenalaunlösung alle Ubergänge bis zur vollständigen Abfärbung, wobei
die rote Eosinfärbung der Körner und Netze eintritt, zu erhalten möglich. In Fig. 9 Und 10 der Taf. XI sind
zwei solche Spermiekerne wiedergegeben. Der Best der starkgekörnten Protoplasmasubstanz des Spermiekörpers
bleibt in solchen Präparaten gewöhnlich noch als ein schwarzgefärbter Halbring neben dem Spermiekern (Fig.
9 der Taf. XI) zurück. Die Biondipräparate haben auch hier für die vorliegenden Probleme durch ihre scharfe Differenzierung
der verschiedenen Stadien in den Veränderungen der . Chromosomensubstanz einen besonderen Vorzug.

Nun tritt eine Periode der beiden nebeneinander liegenden Kerne ein, während welcher sie in den Biondipräparaten
keine Spuren mehr von sich blaugrün färbender Substanz darbieten. Alles Geformte in ihnen färbt
sich nur rot. Die Fig. 5 der Taf. VII gibt in prägnanter Weise dieses Stadium wieder. In beiden Kernen sieht
man dünne, rote, gekörnte Stränge in verschiedenen Richtungen durch den hellen Kernsaftraum ziehen, und im
Eikern bemerkt man noch dazu einen etwas grösseren roten, kugelförmigen, nukleolusartigen Körper. Aller Wahrscheinlichkeit
nach dauert diese Periode der beiden Kerne ziemlich lange und bildet eine Art Ruhestadium. Man
trifft nämlich in grösseren Partien des Uteruskanals die Kerne in diesem Stadium in zahlreicher Menge an. In
der Nähe des Spermiekerns liegt oft ein kleiner, roter/ovaler Körper von der in Fig. 5 der Taf. VII wiedergegebenen
Form; derselbe stellt vielleicht einen Rest des Glanzkorpers dar; seine mehr homogene Beschaffenheit
deutet nicht darauf, dass er aus der Protoplasmasubstanz des Spermiekörpers stammt. Diese Substanz hat sich schon
in das Protoplasma des Eies distribuiert und lässt sich nicht mehr mit einiger Sicherheit in demselben nachweisen.

Nun fängt aber allmählich eine neue Periode an. In den Biondipräparaten lässt sich diese Periode ganz
besonders schön nachweisen und verfolgen. In den beiden Kernen tritt nämlich die sich blaugrün färbende Substanz
von neuem auf, und zwar zuerst mit zerstreuten, blaugrünen Körnern in den roten Strängen; sie vermehren sich
allmählich und bilden dann mehr zusammenhängende Partien in diesen Strängen, während die rot sich färbende
Substanz sich vermindert. Die Fig. 6, 7 und 8 der Taf. VII stellen Beispiele dieses Stadiums dar. Zugleich erscheint
aber noch eine Bildung, und zwar im Eiprotoplasma in der nächsten Umgebung der beiden Kerne, gewöhnlich in
einem Winkel zwischen ihnen. Es ist dies die stark rot sich färbende -Zentrosphäre,, mit einem verhältnismässig
grossen, stark roten Zentralkörper in der Mittelpartie und einer hur schwach hervortretenden Strahlung in der
Peripherie. Die Fig. 6 stellt diese Bildung dar; die Zentrosphäre schiebt bald zwischen die beiden Kerne einen
Fortsatz hinein. Nach einiger Zeit teilt- sich diese Bildung, wie E. Van Beneden und Boveri dies zuerst beschrieben
haben, in zwei Bildungen derselben Art. Es tritt diese merkwürdige .Erscheinung noch deutlicher und
prägnanter in den Hämatoxylinpräparaten hervor. In Fig. 12, 13, und 16 der Taf. XI sind drei frühe Phasen
dieser Teilung abgebildet. Der schwarz gefärbte Zentralkörper teilt sich zuerst in zwei kleine Körner, und die
Zentrosphäre teilt sich zugleich oder sehr bald danach, indem sie sich in die Breite auszieht und allmählich sich in
zwei Zentrosphären abschnürt und teilt, wobei die schwach entwickelte Strahlung auch sich teilt und mitfolgt. Die
Zentralkörper scheinen sich nun in der Tat, wie die Zentrosphären im ganzen, zu vergrössern, wie Boveri dies geschildert
hat; sie trennen sich dann ganz voneinander ab und legen sich einander gegenüber in die Winkel zwischen
den beiden zusammengelagerten Kernen, wie die Fig. 11, 15, 17 und 18 der Taf. XI zeigen. Von nun an
lässt sich in der Regel nicht entscheiden, welcher von den beiden Kernen der Eikern und der Spermiekern ist;
nur in einzelnen Fällen erkennt man den Spermiekern an einem noch vorhandenen, in seiner Nähe befindlichen
Rest des Spermiekörpers. In den mit Hämatoxylin gefärbten Präparaten sieht man in den beiden Kernen die
anfangs sehr feinen körnigen Stränge und Geflechte sich zu immer dickeren, gebogenen Bändern umwandeln (Fig. 16,
14, 13, 12, 11, 15, 17, 18 der Taf. XI), welche sich allmählich zu kürzeren, aber noch mehr oder weniger körnig
zusammengesetzten Bildungen zusammenziehen; durch die Hämatoxylinfarbe werden sie schwarz oder dunkelgrau
gefärbt; die rote Eosinfarbe wirkt in den Präparaten, falls sie nicht zu stark durch das Eisenalaun abgefärbt
worden sind, nur auf die feinsten Netzfasern.


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