http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/biol_unt_1911_16/0042
28
In den iftowdipräparaten erkennt man dagegen, wie schon oben betont wurde, dass alle die dickeren Stränge
in den Kernen eine intensiv blaugrüne Farbe annehmen und sich als echte Chromosomenbänder erweisen (Fig. 8, 9
und 10 der Taf. VII und Fig. 1 und 2 der Taf. VIII). Die rot sich färbenden Elemente vermindern sich gleichzeitig
hiermit immer mehr, und zuletzt bleiben nur äusserst fein punktierte, körnige Netze zurück, welche diese
Farbe annehmen (Fig. 1 und 2 der Taf. VIII). In wieweit diese roten Netzfasern natürlich sind oder von den
Fixiermitteln herrühren, ist schwer zu entscheiden. In diesen Präparaten lassen sich auch die Entstehung und die
Ausbildung resp. Teilung der Zentrosphären kontrollieren und verfolgen. In Fig. 1 der Taf. VIII sieht man also
die eben geschehene Teilung der Zentralkörper, welche indessen hier schon relativ gross erscheinen. In Fig. 8 der
Taf. VII sind die beiden Zentrosphären im Begriffe, sich voneinander zu trennen. In den Fig. 2, 3 und 4 der
Taf. VIII sind diese Bildungen schon voneinander getrennt und auf dem Wege zu ihren schliesslichen Plätzen.
Bei dieser Färbung erscheinen nun ihre zentralen Teile gewöhnlich, gross und stark rot gefärbt; ob diese grossen
roten Kugeln wirklich den eigentlichen Zentralkörpern in ihrer Totalität entsprechen, kann ich nicht entscheiden;
jedenfalls enthalten sie aber diese Elemente.
Die beiden Kerne, der Spermiekern und der Eikern, sind in der obenbeschriebenen Ausbildung ihrer
Chromatinelemente in der Regel ziemlich gleichzeitig. Zuweilen scheint jedoch bald der eine, bald der andere dem
Kameraden etwas vorauszueilen, wie z. B. bei den in Fig. 3 der Taf. VII abgebildeten. Die Grösse der beiden
Kerne ist zuweilen ungefähr dieselbe, wie bei den in Fig. 4, 5, 10 der Taf. VII, Fig. 2 der Taf. VIII wiedergegebenen
Kernpaaren. Oft differiert aber die Grösse, und sie kann in einzelnen Fällen recht bedeutend sein (Fig.
6, 8, 9 der Taf. VII). Man bekommt hierbei den Eindruck, als ob in diesen Fällen der Spermiekern gewöhnlich
, obwohl nicht immer, der grössere sei.
Nachdem die Chromosomenbänder sich schon stark entwickelt haben, legen sich die beiden Kerne ganz
dicht zusammen und platten sich gegeneinander ab (Fig. 9 der Taf. VII, Fig. 2 der Taf. VIII). In einzelnen
Fällen können sie schon dann miteinander verschmelzen; in der Regel bleiben sie aber, wie längst durch die Forschungen
von E. Van Beneden, Boveki u. a. bekannt ist, noch voneinander getrennt, indem jeder Kern noch
seine Kernmembran behält. In der Tat kann aber auch bei diesem Tier, wie Nussbaum, Caenoy, Zacharias u. a.
nachgewiesen haben, in einzelnen Fällen eine Verschmelzung der beiden Kerne recht früh geschehen (Fig. 16 der
Taf. XI). Wie oben erwähnt wurde, kann aber auch der Eikern von Anfang an und fortwährend in zwei
kleinere Kerne geteilt sein, und dieser Zustaud kann in der weiteren Ausbildung sogar noch lange bestehen (Fig.
14 der Taf. XI); es liegen dann drei Kerne um die Zentrosphäre zusammen; wie sich solche Kerne bei der späteren
Entwicklung, resp. Verschmelzung, verhalten, vermag ich nicht festzustellen; vermutlich kann aber eine solche Verschmelzung
durch eine totale Abgabe der Kernmembranen zuletzt geschehen.
Wie oben erwähnt, legen sich die beiden in normaler Weise ausgebildeten Kerne dicht aneinander, und an
den beiden Polen ihrer Berührungsflächen befinden sich die zwei Zentrosphären, wie dies in den Fig. 17 und 18
der Taf. XI wiedergegeben ist. Man erkennt hier, dass in jedem Kern zwei in verschiedener Richtung und Weise
schlingernde Chromosomen vorhanden sind. An solchen, mit Hämatoxylin gefärbten Kernpaaren bemerkt man
noch das Vorhandensein der Kernmembranen, besonders in dem äusseren Umkreise. In dem in Fig. 18 abgebildeten
Paar findet man indessen am inneren Umfang schon ein Undeutlichwerden ihrer Membranen.
Im nächsten Stadium lösen sich die Membranen auf, und die Chromosomenpaare der beiden Kerne, sowohl
des Eikerns als des Spermiekerns, liegen von nun an in einer Substanz, welche von dem Eiprotoplasma nicht
scharf und bestimmt abgetrennt ist. In Fig. 3 der Taf. VIII findet man die beiden Kerne mit ihren blaugrün
gefärbten gewundenen Chromosomenpaaren noch mit geschrumpften Membranen versehen. In Fig. 4 ders. Tafel
sind aber diese Membranen verschwunden und aufgelöst, obwohl die Zentrosphären ihre schliessliche Lage noch nicht
eingenommen haben. Die Zeit für die Auflösung der Kernmembranen kann offenbar etwas variieren.
Das nächste Stadium stellt nun das Auftreten der Spindel zwischen den beiden Zentrosphären, das sogenannte
Spindelstadium der Mitose, dar. Dieses schöne Stadium, welches aus den Hämatoxylinpräparaten v. a. durch die Fig.
1, 2 und 4 der Taf. XII und aus den Biondipräparaten durch die Fig. 5—8 der Taf. VIII vertreten ist, zeigt
bekanntlich die beiden aus dem Eikern und die beiden aus dem Spermiekern stammenden Chromosomenstäbe
nebeneinander in der Äquatorialplatte flach ausgebreitet. Aus ihrer Lage und Gestalt lässt sich nicht sicher nachweisen
, aus welchem der beiden Kerne die einzelnen Chromosomen stammen. In der Seitenansicht der Spindel
erscheinen die vier Chromosomen in der Regel als ein in ihrer Mitte quer verlaufender Streifen, in welchem die
einzelnen Chromosomen nicht deutlich, oder jedenfalls nur teilweise, sichtbar sind. Nur in seltenen Fällen kann
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/biol_unt_1911_16/0042