Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., V 9622
Retzius, Gustaf
Biologische Untersuchungen
Jena, N. F. 16.1911
Seite: 33
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/biol_unt_1911_16/0047
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Ob die Gebrüder .Zoja1) in den beiden Mitteilungen, welche kürzlieh von Meves hinsichtlich des Verhaltens
der »Plastidulen> der Spermien im Ascarisei nach der Befruchtung angeführt worden sind, eine nähere Darstellung
der Protoplasmastruktur dieser Eier gegeben haben, ist mir leider nicht bekannt, da dieselben in mir nicht zugänglichen
italienischen Veröffentlichungen aus den Jahren 1891 und 1896— 1898 gedruckt sind.

Im J. 1897 erschien eine die Protoplasmastruktur ausführlich behandelnde Abhandlung von R. v. Eklan-
ger-j, welche auch ganz besonders das Ascarisei betrifft. In dieser Arbeit schloss sich v. Eblanger hinsichtlich des
Protoplasmas den Ansichten seines Lehrers Bütschli an. Ich führe aus seiner Darstellung hier folgendes Zitat
an: »Es lässt sich an diesen Objekten (Furchungszellen von Amphibieneiern) nachweisen, wie das ruhende Oyto-
plasma ein gleichmässig wabiges Gefüge besitzt3) und die .Spindelfigur allmählich aus der Umordnung der Cyto- oder
Karyoplasma-Alveolen zu Längsreihen entsteht. 'Ganz dasselbe zeigt das Ascarisei5). Ich habe zum Vergleiche und
zur Controlle eine Eeihe von anderen Objekten in derselben Hinsicht geprüft... und stets gefunden, dass das
ruhende Cytoplasma wabig gebaut ist:;; und dass die Spindelfigur aus der Umlagerung von Cyto- oder Karyoplasma-
Alveolen hervorgeht».

Diese Anschauung von einer wabigen Struktur des Eiprotoplasmas im Sinne Bütschli's hat in neuerer Zeit
offenbar viele Anhänger gewonnen. • ;-• •• : ..

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Schliesslich hat dann Er. Meves4) in seiner in diesem Jahre erschienenen Arbeit »Uber die Beteiligung der
Plastochondrien an der Befruchtung des Eies von Ascaris megalocephala» im Anschluss an seine vorigen Arbeiten,
auch die Protoplasmafrage im allgemeinen berührt.

In Anbetracht dieser in der biologischen Wissenschaft so bedeutungsvollen Frage will ich die betreffenden
Angaben und Ansichten des hervorragenden Histologen etwas eingehender besprechen.

Wie ich schon früher hervorgehoben habe, ist es zu bedauern, dass Meves von der BENDA'schen Mitochondrien-
theorie gewissermassen auf einem Umweg zu der Behandlung der eigentlichen Protoplasmastruktur im allgemeinen
gelangt ist, statt von Anfang an an die Beobachtungen und Ansichten seines hochverdienten Lehrers Flemming
über den Protoplasmabau direkt anzuknüpfen. Eben infolge dieses Umweges sind wir mit einer Eeihe von Namen
und Bezeichnungen bereichert worden, welche jedenfalls nicht geeignet sind, die so überaus wichtigen Fragen und
Probleme zu erläutern und zu erklären: Man ging von den als ganz spezifische Elemente von Anfang an betrachteten
»Mitochondrien» aus — dann entstanden die »Chondriokonten» oder *Plastokonten», »Plastochondrien», und schliesslich
die > Chondriosomen» und »Piastosomen». Wenn man nun untersucht,, was für einer neuen Art von Begriffen alle
diese neugeschaffenen Termen und Bezeichnungen entsprechen, so rindet man, dass die zuletzt angegebenen Namen
den von Flemming schon längst erkannten und als Mitom oder ^«.beschriebenen gekörnten Fäden sowie den
von E. Van Beneden mit Mikrosomen versehenen Fibrillen entsprechen. Meves identifiziert nun selbst auch die
Mitochondrien mit den Körnern Altmann's. In seiner hier angeführten letzten Abhandlung sagt er ja (S. 684)
selbst: »Die Chondriokonten oder Plastokonten sind mit den Fi/a Flemmings von 1882, die Mitochondrien oder
Plastochondrien mit den Körnern Altmann's identisch.»''') ..

Meves betont, dass der positive Nachweis fehlte, »dass sich im Protoplasma eine spezifische Struktur, ein
Idioplasma im Sinne Nägeli's findet, welches bei der Befruchtung mitwirkt. Die Frage, welche Struktur hierfür
in Betracht kommen könnte, stellt uns vor die andere, welche Struktur dem Protoplasma überhaupt zukommt. >8)

»Es ist bekannt», fügt Meves hinzu, »dass in dieser Beziehung lange Zeit zwei Theorien einander gegenüber
gestanden haben, die Fadenlehre Flemming's (1882) und die Granidalehre Altmann's (1890). Ich habe», sagt er,
»neuerdings beide in der Theorie der Chondriosomen oder Piastosomen vereinigt, von denen ich gezeigt habe, dass
sie bald in Form von Fäden, Chondriokonten oder Plastokonten, bald in derjenigen von Körnern, Mitochondrien
oder Plastochondrien, auftreten».3)

Es ist nun aber zu betonen, dass Flemming seine FUa oder sein Mitom schon lange vor Meves als gekörnte
Fäden beschrieb, und dass deshalb auch seine Bezeichnungen die Priorität haben müssen.

L. und E. Zoja. Intorno ai plastididi fucsinofili (bioblasti del Altmann). Mem. ist. Lomb. sc. lett. Milano. Vol. 16, 1891. — Zoja, R, Sfcato
attuale degli studi sulla fecondazione. Diss. di lib. docenza. Bolletino scient. Anno 18—20. Pavia 1896—98.

2) B. v. Erlanger, Beiträge zur Kenntniss der Structur des Protoplasmas, der karyokinetischen Spindel und des Centrosoms. Archiv f.
nükroskop. Anat. u. Entwickl.-gesch, Bd, 49, 1S97.

3) Von mir kursiviert.

4) Fr. Meves, Über die Beteiligung der Plastochondrien an der Befruchtung des Eies von Ascaris megalocephala. Archiv f. mikroskop. Anat. u. Ent-
wickl. gesch., Bd. 76. 1911.

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