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einigen. Meves benutzte hierzu mit besonderem Vorteil das Altmann'sehe Gemisch (Osmiumsäure-Kaliumbichromat-
Säurefuchsin-Anilinwasserlösung). Das am Ende des Eileiters angekommene Ei zeigt dann nach ihm den folgenden
Bau: »Es enthält einen zentral gelegenen Kern, welcher infolge der starken Osmierung völlig homogen aussieht;
eine meistens vorhandene Unregelmässigkeit des Konturs ist wahrscheinlich auf Schrumpfung zurückzuführen».
Im Protoplasma fallen am meisten grosse, kugelige, homogen erscheinende Gebilde, die Spheres hyalines von Tan
Beneden, auf, in denen man eine dunklere Rindensubstanz und ein helleres Innere unterscheiden kann; ferner die
»Gouttelettes homogenes» Van Beneden's; ferner die »Corpuscules refringents» desselben Forschers, in denen »es
sich um kleine Klümpchen von punktförmigen Granulis handelt, die durch einen Kitt von annähernd derselben
Lichtbrechung wie die Granula selbst verklebt werden». »Diese Klümpchen sind», wie ich finde», sagt Meves, »von
einer feinen Membran umschlossen.» Diese Corpuscules, welche im Altm.ann sehen Gemisch öfters geschwärzt
werden, sind dann hinderlich für die Wahrnehmung der wesentlichen Strukturen. In Kanadabalsampräparaten
von anderem Material dagegen erscheinen die Corpuscules refringents als helle leere Bläschen. »Dies könnte daher
rühren, dass die geschwärzten Granula durch die weitere Behandlung zur Lösung gebracht sind. Wahrscheinlicher
ist mir aber», sagt er. »dass eine Schwärzung der Granula ausgeblieben ist.» Viele der hellen Bläschen sind aber
Protoplasmavakuolen, deren Wand sehr blass und schwer wahrnehmbar ist. »Es ist daher möglich, dass ihre Zahl
tatsächlich viel grösser ist, als sie in den meisten meiner Figuren», sagt Meves, »erscheint, so dass man, wie
v. Erlanger (1897, S. 3] 8) behauptet hat, berechtigt sein würde, von einem Wabenbau der Zellsubstanz zu
sprechen.»Wenn man sich nun die deutoplasmatischen Gebilde und die Protoplasmavakuolen weggenommen
denkt, so bleibt eine Grundsubstanz übrig, welche zahlreiche bereits am lebenden Objekt sichtbare Granula, die
»Microsomen» Van Beneden's, einschliesst, die sich bei Anwendung der altmann'schen Methode intensiv rot färben.
Mit Hilfe dieser Methode sind sie schon von den Gebrüdern Zoja (1891, S. 247) dargestellt worden, welche sie
als Plastidulen bezeichnet haben. Ich nenne sie», sagt Meves, »Piastochondrien. Sie finden sich durch den ganzen
Zelleib verstreut. Stellenweise bilden sie Gruppen. Ausserdem sind sie, wie die Gebrüder Zoja bereits konstatiert
haben, unter der Zelloberfläche . . . und an der Membran des Kerns stärker angehäuft. Sie bedecken ferner in
grösserer Zahl die Oberfläche der spheres hyalines». Nach Van Beneden sind »die Piastochondrien oder Microsomen
durch ausserordentlich zarte Fibrillen miteinander verbunden». »Auf diese Weise soll ein sehr enges Gitterwerk
entstehen, dessen Knotenpunkte die Piastochondrien darstellen. Ich habe», sagt Meves, »meinerseits von derartigen
Fäden nichts gesehen, und scheint mir ihre Existenz durch die Art und Weise, wie die Piastochondrien im Zellkörper
verteilt sind (besonders aber auch durch ihr späteres Verhalten), so gut wie ausgeschlossen zu sein.»1)
Meves führt dann die betreffenden Angaben Boveri's an, dass »die Zellsubstanz aus einer homogenen
Grundsubstanz gebildet wird, in der sich ein feinfädiges, bald eng-, bald weitmaschiges Gerüst ausbreitet. Zwischen
diesem Fadenwerk sind in die Grundmasse grössere und kleinere Dotterkörper, sehr kleine regellos zerstreute
Körnchen und eine spezifische, je nach dem Entwicklungszustand des Eies körnige oder fädige Substanz eingelagert
. Letztere wird von Boveri als Archoplasma bezeichnet». Meves fügt dann hinzu: »Zu dieser Schilderung
bemerke ich zunächst, dass ich von einem Faden- oder Netzwerk in der Grundsubstanz, wie es übrigens auch Carnoy
und Lebrun (1897, S. 66) dem Ascarisei zuschreiben, an meinen Präparaten nichts wahrgenommen habe. Das ist
allerdings durchaus kein Beweis gegen seine Existenz; denn es wäre leicht möglich, dass es infolge starker Osmierung
unsichtbar geworden wäre. Ist aber ein solches Fadenwerk an irgendwelchen anderen Reagentienpräparaten
vorhanden, so kann man andererseits nicht wissen, ob es bereits im lebenden Zustand existiert.» Dann fügt
Meves schliesslich hinzu: »Von den 'sehr kleinen regellos zerstreuten Körnchen", deren Boveri Erwähnung tut,
ist es möglich, dass sie den Mikrosomen Van Benedens, also Piastochondrien entsprechen. Sicher aber sind die
'Archoplasmakörner' nichts anderes als Piastochondrien; jedoch sah Boveri diese erst, 'während der Bildung des
ersten Richtungskörpers' auftreten, wo sie sich um das Spermatozoon anhäufen.»
Ich habe hier diese Äusserungen von Meves so ausführlich zitiert, um seine Ansichten möglichst genau
anzugeben, um so vielmehr als seit der Darstellung E. Van Beneden's vom Protoplasma des Ascariseies keine so
eingehende Schilderung gegeben worden ist als diese von Meves, welche zugleich auch die zuletzt, im Jahre 1911,
gelieferte ist. Dieselbe kann wohl deshalb, von einem so erfahrenen und umsichtigen Histologen und auf seine
eigenen neuen Untersuchungen gegründet, als ein jetziger wissenschaftlicher Standpunkt betrachtet werden.
Meves geht ferner zu dem eigentlichen Gegenstand seiner Untersuchung über und konstatiert, dass das
l) Von mir kuräiv.
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