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spönnen ist ; in diese Substanz ist auch das Deutoplasma mehr oder weniger dicht eingelagert und von dem Fadengerüst
umsponnen. In der so beschaffenen Zellsubstanz liegen ferner die hellen, tropfenförmigen, einen homogenen
Inhalt darbietenden, verschieden grossen Teile eingeschlossen und zerstreut, welche Van Beneden als »Spheres
hyalines> und »Gouttelettes homogenes» bezeichnete.
Das beschriebene Fadengerüst mit seinen Körnchen entspricht offenbar den von Van Beneden beschriebenen
Fibrillen mit ihren Mikrosomen und ist als Flemming's Mitom aufzuführen, obwohl ich die Mikrosomen nicht als
»Knotenpunkte» des Fadenwerkes, sondern als besondere Elemente in den Fäden auffasse. Die »Spheres» und
»Grouttelettes» Van Beneden's scheinen mir dem Paramitom Flemming's anzugehören, obwohl sie von den übrigen
Protoplasmateilen etwas mehr als in manchen anderen Tiereiern abgetrennt sind. In anderer Weise kann ich die
Zellsubstanz der Ascariseier nicht mit derjenigen anderer Eier homologisieren. Jedenfalls erscheint mir dieselbe
einfacher gebaut, als Van Beneden sie aufgefasst und beschrieben hat. Seine »Corps refringents» kann ich nicht
als besondere Elemente anerkennen; wahrscheinlich entsprechen sie kleinen.Anhäufungen und Gruppen seiner
Fibrillen und Mikrosomen.
Von der MEVEs'schen Darstellung des Protoplasmas der Ascariseier weicht ebenfalls meine Auffassung in
mancher Hinsicht ab. Vor allem hinsichtlich des Fadengerüstes. Offenbar hängt es, wie er es auch als möglich
denkt, von der von ihm angewandten Fixationsmethode, und ganz besonders von der Osmierung ab, dass er das Fadengerüst
nicht walir-genommen und die Körnchen als selbständig im Protoplasma zerstreut liegend gefunden hat. Infolge
dessen sind auch seine Abbildungen vom Bau der Ascariseier von den meinigen sehr verschieden. Dass sich die
Körner durch Säurefuchsin stark rötlich färben, ist auch aus meinen Biondipräparaten zu ersehen, obwohl sie in
den Hämatoxylinpräparaten noch weit schärfer und distinkter hervortreten.
Was nun die von Meves ganz besonders behandelte Frage vom Ubergang des Spermiamprotoplasmas in die
Eisubstanz betrifft, welches er, an die Angaben der Gebrüder Zoja anknüpfend, vom Eiprotoplasma aufgenommen
werden lässt und als die Vererbungssubstanz des Protoplasmas repräsentierend aufführt, so bin ich auch schon lange
gerade hinsichtlich dieser Frage mit Untersuchungen bei mehreren anderen Tierformen beschäftigt gewesen, und
habe ich das Verhalten dieser eigentümlichen, grossen, von mir als von BRUNN'sche Körner bezeichneten Elemente
am Verbindungsstück der Spermien eingehend studiert. Bei Parechinus miliaris konnte ich die entsprechenden Körner
bei dem Befruchtungsakt bis zum Zusammentreffen des Spermium- und Eikerns verfolgen, aber leider nicht weiter.
Diese vom Spermium stammenden Körner sind zwar auch hier, wie bei Ascaris, bedeutend grösser als die Körner
des Eimitoms; infolge ihrer geringen Anzahl und der Unmöglichkeit, sie spezifisch zu färben, blieb es mir nicht
vergönnt, ihr weiteres Schicksal zu eruieren, und ich habe mich deshalb auch von weiteren Schlüssen auf diesem
so äusserst bedeutungsvollen Gebiete abgehalten. Meves aber, welcher seine Chondriosomen-Plastosomen (Plasto-
konten oder Plastochondrien) in den embryonalen Zellen gegenwärtig fand, zog daraus den Schluss, dass die Piastosomen
als die Vererbungsträger des Protoplasmas angesprochen werden sollen. Da aber diese letzteren Körner in
jedem Protoplasma vorkommen, indem sie in dem Flemming sehen Mitom vorhanden sind und diesem angehören,
ist es unmöglich hierdurch darzutun, ob sie beim Embryo vom Spermium- oder vom Eiprotoplasma herrühren; im
Eiprotoplasma finden sich solche Körner in grosser Menge und gehen von ihm in die gefurchten Embryonalzelleu
über. Dies hat man ja lange gekannt. Als Meves sie in den Zellen der Embryonen fand, scheint er geglaubt zu
haben, dass sie den ursprünglichen BENDA'schen Mitochondrien der männlichen Sexualzellen entsprächen und deshalb
eine gewisse Spezifizität innehätten. Nunmehr scheint er aber selbst zu der Auffassung gelangt zu sein, dass sie
»Piastosomen» darstellen. Diese gehören aber meiner Ansicht nach den Körnchen des Mitoms oder der Mikrosom-
gruppe an. Und Meves äussert ja selbst (1911), wie oben erwähnt: »Von den Piastosomen habe ich bereits früher
—■ — festgestellt, dass sie die Elementarstruktur des Protoplasmas darstellen.»
Dass aber die mit den Spermien in die Eier von Ascaris megaloeephala eindringenden, relativ grossen
Protoplasmakörner sich in die betreffenden Eier distribuieren, wie besonders die Gebrüder Zoja und nun noch bestimmter
und klarer Meves hervorgehoben haben, lässt sich in den geeigneten Präparaten überall dartun. Und
ich betrachte es als ein besonderes Verdienst des hervorragenden Kieler Histologen, dies betont und weiter geführt
zu haben. Dagegen ist es mir, trotz aller Bemühung, nie gelungen, zu sehen, dass, wie Meves sagt, »aus theoretischen
Gründen» angenommen werden muss, »dass nachdem die männlichen und weiblichen Plastochondrien sich
gemischt haben, früher oder später je ein männliches oder weibliches Korn miteinander verschmelzen». Für eine
solche hochwichtige Annahme hat man ja doch gar keine faktischen Beweise. Das einzige, was man sicher wahrnimmt
, ist, dass die grossen, im Eiprotoplasma zerstreuten Körner bald nicht mehr als solche zu sehen sind. Die
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