Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., V 9622
Retzius, Gustaf
Biologische Untersuchungen
Jena, N. F. 16.1911
Seite: 42
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/biol_unt_1911_16/0056
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Hier will ich jedoch die wichtigsten Ergebnisse der Untersuchungen Schaxel's anführen und dabei vor
allem die Hauptmomente wiedergeben. Am Ei der Wachstumsphase unterscheidet Schaxel hinsichtlich des Keimbläschens
drei Bildungsphasen, zwischen welchen jedoch keine scharfen Trennungen existieren, nämlich den Knäuelzustand
des fädigen Chromatins, den Netzzustand des aufgelockerten Chromatins, in welchem eine starke Chromati n-
emission aus dem Keimbläschen in das Zytoplasma eintrifft, und den Zustand des fädiggeformten Chromatins.
»Im ersten Stadium», sagt Schaxel, »in dem der Kern, ohne an Umfang zu gewinnen, nicht allzu lange verharrt,
findet sich der chromatische Inhalt in Fadenform aufgeknäuelt. Daran schliesst sich ein allmähliches Wachstum
des Kerns, indem zuerst das Chromatin bei seiner Verteilung auf einem achromatischen Netz einen ansehnlichen
Nucleolus bildet und reichlich Chromatin emittiert, dann den Nucleolus allmählich wieder rückbildet, während das
Karyochromatin Fadenform annimmt, um schliesslich bis auf die Chromosomen der Reifungsspindel der Autlösung
zu verfallen.» Die drei genannten Phasen stehen in innigstem Zusammenhang mit dem Verhalten des Eikörpers.
In der ersten Phase ist das Plasma schwach färbbar, bei reiner Eisenhämatoxylinfärbung z. B. überhaupt-nicht zu
sehen, da es für Kernfarben gar keine Affinität besitzt. Bei Färbung mit Boraxkarmin, deutlicher mit Eosin oder
Lichtgrün, zeigt sein optisches Bild eine zierliche Schaumstruktur. Das Eiplasma befindet sich hierbei im > Zustande
der primären Achromasie». Die danach eintretende Chromatmemission in das Plasma durch die Kernmembran
geschieht nicht durch nachweisbare Risse und Auflösungen der letzteren; man kann also nicht von einer »Auswanderung
von Chromidien» sprechen, sondern die chromatische Substanz »scheint in feinster Verteilung zur Kernmembran
zu gelangen, diese zu durchdringen und durch sie ausgeschieden zu werden, so dass sie dann dem Kern
eine Zeitlang kalottenartig aufsitzt. Die Chromatinemission dauert ununterbrochen au, bis sie an Intensität abnimmt
und schliesslich aufhört.» Es wurde nur diese eine Chromatinemission beobachtet; im weiteren Eiwachstum
findet keine mehr statt. »Wenn der Kern aufhört, Chromatin zu emittieren und sein Inhalt in die dritte Phase,
die der fädigen Bildungen, eingeht, ist das Plasma so dicht mit chromatischer Substanz erfüllt, dass seine anfänglich
deutlich wahrnehmbare Struktur durch die Uberlagerung mit opaken Massen kaum noch erkennbar ist.
Der Eikörper befindet sich im Zustand der Chromasie.» Em letzten Stadium desselben findet man, dass »das
Chromatin so im Zellplasma verbreitet ist, dass überall die durch die plasmatische Schaumstruktur bedingten hellen
Lumina auf dünnen Schnitten zwischen den chromatintragenden Wabenwänden im optischen Bild sichtbar werden.
Dann tritt die Dotterbildung und das Auftreten der bekannten Testazellen ein. Etwa gleichzeitig bemerkt man
die Abnahme des Plasmachromatins. Die ersten Dotterspuren finden sich nicht in besonderer Nähe des Kerns,
wie oft angegeben wird, sondern sind im Plasma unregelmässig verbreitet. Der Dotterbildung folgt das Eiwachstum.
Der peripherische Chromatinmantel verschwindet indessen nicht, sondern bleibt als Rest übrig. Sonst hat zuletzt,
als das Keimbläschen seine Auflösung erleidet und die Dotterbildung vollendet ist, das Ei ein durchaus achromatisches
Aussehen. >Es befindet sich im Zustand der sekundären oder vitellinen Achromasie.» Was die Follikel
der Ascidieneier betrifft, so verdanken sie abortiven Eiern ihren Ursprung. 'Die Eollikelzeilen vermehren sich
ziemlich rasch und bilden bald eine kontinuierliche Schicht um das Ei. »Zu beiden Seiten einer ununterbrochenen
Follikelschicht liegen diskontinuierlich einzelne Zellen, die sofern sie aussen liegen, als äussere Eollikelschicht bezeichnet
werden, im Gegensatz zu der primären mütterlichen, von der sie abstammen und die nunmehr die innere
heisst, sofern sie im Ooplasma oder wenigstens in dieses eingedrückt sich befinden, nichts anderes vorstellen
als die sogenannten Testazellen.» Die Zellen der Eollikelschichten vermehren sich nicht durch Alitose — keine
solche liess sich dartun —., sondern dies muss amitotisch geschehen. Nach aussen von der Schicht der Testazellen
entsteht eine membranöse Bildung, das sogenannte Chorion, vermutlich durch Ausscheidung. Die Testazellen
nehmen das restierende Chromatin aus der Randschicht in sich auf und werden von ihm angefüllt. Diesen Prozess
deutet Schaxel als Phagozytose. »Die Testazellen invahieren, beladen sich mit restierendem Plasmachromatin, werden
ausgestossen und verfallen der Degeneration.»

Was nun zuletzt die Bedeutung der Chromatinemission betrifft, fasst Schaxel sie wesentlich derart auf,
»dass man sie ungezwungen als Gtoldschmidt sehen Chromidialapparat bezeichnen kann. Welchen Anteil dieser
Apparat qualitativ, also chemisch an der Dotterbildung nimmt, ist morphologisch nicht feststellbar. Seine quantitative
Beteiligung ist eine ganz offenkundige. Aber nicht das gesamte Chromatin erschöpft sich in der Dotterbildung
». Der Rest wird von den Testazellen aufgenommen und aus der Eizelle ausgestossen. Es spielt somit hier
ein regulativer Vorgang herein, indem überschüssiges Chromatm entfernt wird. »Wir werden also», sagt Schaxel,
»gern mit Gtoldschmidt in den Chromidien Äusserungen der Zell- bzw. Kerntätigkeit bei der Bildung eines
wichtigen Produktes sehen. Kein Zwang besteht aber, diesen Chromidialapparat dem Eikern, dem er entstammt,


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