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zeichnen . . . Nach den geschilderten Stadien kommt nicht mehr ein weiteres Wachstum der Cytosomen, sondern
ein ziemlich rasch einsetzender Zerfall derselben, ein Kleinerwerden Hand in Hand mit einer starken Vermehrung
ihrer Anzahl zustande. Jetzt erfüllen sie zunächst als feine Körnchen, dann mit Vorliebe zu mehreren in einer
Reihe aneinandergeschmiegt und so kleinste Fädchen darstellend, das ganze Cytoplasma, welches in seiner Grund-
masse ein vollkommen homogenes Aussehen bekommen hat.»
Ich habe diese Äusserungen Bluntschli's wörtlich hier angeführt, weil aus ihnen offenbar hervorgeht, dass
er die Körnchen, die Mikrosomen, des Mitoms der jüngeren Ascidieneier gesehen und sie sogar reihenweise zu
»kleinsten Fädchen» angeordnet gefunden hat. Er scheint indessen nicht die dabei die Körnchen verbindende
Fadensubstanz bemerkt und auch nicht gesehen zu haben, dass diese Körnchen schon in den jüngsten Eiern, in denen
man sie findet, stets einem solchen Eadengeflecht, einem Mitom, angehören. Die von ihm beschriebene Vergrös-
serung und der folgende Zerfall der Körnchen erklären sich am leichtesten als eine gruppenartige Ansammlung
und spätere Trennung der Körnchen.
Die grösseren Eier in meinen Figuren 1 und 2 der Taf. XIV zeigen schon eine sehr charakteristische
Ausbildung des Mitoms, mit oft auf längere Strecken verfolgbaren körnigen Fasern, welche jedenfalls nicht netzförmig
zusammenhängen, hier und da aber, obwohl nicht besonders oft, sich dichotomisch teilen und, so lange das
helle Paramitom oder die Interfilarsubstanz, worin sie eingebettet sind, verhältnismässig reichlich ist, ganz schön
und deutlich hervortreten. In der Natur selbst, in den Präparaten, ist dies stets noch weit mehr der Fall, weil
man sie durch Heben und Senken des Mikroskoptubus perspektivisch verfolgen kann, was dagegen in den Abbildungen
so feiner Fäden sich kaum wiedergeben lässt.
Als ich dann die folgenden Stadien durchmusterte, in welchen sich die Eier immer mehr vergrössert hatten,
so fand ich nicht nur eine der Eigrösse im allgemeinen proportioneile Vergrösserung des Keimbläschens und dessen
Kernkörperchens sowie eine mehr oder weniger starke Vermehrung der gekörnten Chromatinschlingen im Keimbläschen
; sondern gewahrte auch im Eiprotoplasma selbst, dem Zytoplasma, eine ganz auffallende Vermehrung der sich
durch Hämatoxylin färbenden Substanz. Es wäre vielleicht von Interesse gewesen, eine ganze Reihe solcher Eier von
anwachsender Grösse nebeneinander wiedergegeben zu haben. Ich musste mich aber damit begnügen, in den Fig.
3, 4 und 5 der Taf. XIV drei solche Eistadien darzustellen. Man findet in ihnen eine starke Vermehrung des
eigentlichen mitomähnlichen Fadengeflechtes; aber dazu kommt noch an dem einen Umfang des Eikörpers eine
auffallende Schwarzfärbung des Protoplasmas. Diese Färbung ist oft so intensiv, dass man in der fraglichen Partie
kaum eine Struktur (Fig. 3, 4) oder, in den noch grösseren Eiern, nur eine Andeutung zu einer solchen bemerkt.
In den einzelnen Eiern ist diese Färbung indessen verschieden stark. Es scheint, als ob die gesamte Substanz
der betreffenden Partie die Farbe aufgenommen hätte; sie beruht offenbar nicht auf einer so dichten Anhäufung
des Mitoms; das Paramitom scheint also auch gefärbt zu sein. Uberall in den Präparaten sieht man solche Eier
einzeln oder gruppenweise liegen. In den Ascidienovarien trifft man ja bekanntlich die Eier in den verschiedensten
Entwicklungsstadien zerstreut. Von einer schwachen Differenzierung hängt diese starke Färbung nicht ab.
An solchen Eiern erkennt man dann noch den ersten deutlichen Anfang einer sog. Follikelhülle, und zwar
in der Gestalt einer dünnen Haut mit an ihr gelagerten platten Kernen, welche im queren Durchschnitt sich als
schmale, ovale, in spärlicher Anzahl vorhandene Gebilde zeigen (Fig. 3, 4). An den grösseren Eiern dieser Art
sind diese Kerne schon zahlreicher und erweisen sich als zu körnigen Zellen gehörend, welche unter der genannten
Haut liegen und in das Protoplasma des Eies als flache Hügel hineinragen (Fig. 5). Diese Zellen der Hülle
haben sich offenbar vermehrt, obwohl man in den Präparaten nie eine Mitose derselben wahrnimmt.
In den bisher hier besprochenen Ausbildungsstadien findet man noch keine Botterkömer. Diese treten erst
in den danach folgenden Stadien auf. Durch die Eosinfärbung erhält man dann in den Hämatoxylin-Eosinpräpa-
raten rötlich gefärbte sphärische Körner, welche in der Regel zuerst in der den Kern umgebenden Zone, zuweilen
aber auch weiter davon entfernt einzeln oder gruppenweise auftreten und in Maschen des Mitoms gelegen sind.
In den Fia\ 6 und 7 der Taf. XIV sieht man diese roten Körner zwischen den feinen Fäden des Mitoms. Ihre
Anzahl vermehrt sich dann ziemlich schnell, so dass sie in den folgenden Stadien immer mehr die Mitommaschen
voneinander drängen und erfüllen (Fig. 9, 10, 13, 14 der Taf. XIV). Man sieht dann die schwarz gefärbten gekörnten
Fäden die zwischenliegenden kleinen hellen Paramitomräume, in denen die roten Dotterkörner liegen, in verschiedenen
Richtungen umspinnen. Die Abbildung in Fig. 14, in doppelter lineärer Vergrösserung des mit Zeiss'Apo-
chrom. 2 mm Apert. 1,30 Komp. Ok. 12 gelieferten Bildes, gibt hiervon eine deutlichere Auffassung als die anderen
Figuren, welche nur das eigentliche Mikroskopbild (nicht in doppelter lineärer Vergrösserung) darstellen. An
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