Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., V 9622
Retzius, Gustaf
Biologische Untersuchungen
Jena, N. F. 16.1911
Seite: 49
(PDF, 39 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Alte Drucke und Autorensammlungen

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/biol_unt_1911_16/0063
}

49

Erscheinung, dass das Protoplasma der eben besamten Salmonideneier sich nach einer Seite des Eies zusammenzieht
und dabei sich lebhaft bewegt, um einen Keimhügel zu bilden. Das Protoplasma besteht aus feinen, mit Körnchen
besetzten Fäden. Und an einer anderen Stelle sagt er: »Ein feinmaschiges Fadengerüst, mit zahlreichen Microsomen
besetzt, bildet die Grundlage».

In der in demselben Jahre erschienenen Arbeit von Behrens liest man über die Struktur des Protoplasmas
im Forellenei zur Zeit der Befruchtung folgendes: »Das Protoplasma des Forellenkeimes erschien in allen Stadien
in Gestalt eines deutlichen Maschen- oder Netzwerkes feiner Fädehen, welche wiederum an einzelnen Stellen häufig
an den Knotenpunkten leichte Verdickungen zeigten. In den früheren Stadien der Befruchtung, wo der Keim-
noch niedrig ist, war dieses Netzwerk ausserordentlich viel engmaschiger als in den späteren. Stadien. Stets fanden
sich an der Keimoberfläche die engsten, in der Tiefe die weitesten Maschen.»

Wie erwähnt, ist aber ganz besonders die letzte Arbeit von His über das Forellenei dem Protoplasmaproblem
gewidmet. Hier schildert er genauer die Bewegungen des Protoplasmas der ins Wasser ausgegossenen frischen
reifen Eier, indem es sich aus dem Dotter zusammenzieht und von ihm trennt, um mit dem Kern an einer Seite
des Eies einen allmählich höher werdenden Hügel zu bilden; rings um die Dottermasse bleibt jedoch eine dünne
Protoplasmaschicht zurück, welche mit dem Keimhügel zusammenhängt.

In seiner Darstellung der Organisation des Protoplasmas hält sich His an das Protoplasma von Blastomeren
der Eier und von jugendlichen Zellen. »An dünnen Schnitten fixirter Keime erscheint das Morphoplasma»
— His akzeptierte diese Bezeichnung von Ballowitz, den strukturierten Teil des Protoplasmas betreffend — »als
ein sehr zierliches Gerüst, dessen Fäden von kleineu Körnchen,- den Mikrosomen oder Plasmosomen, durchsetzt
sind». Die Plasmosomen J. Arnold's »sind längs der Fäden des Gerüstes in mehr oder minder unregelmässigen Abständen
vertheilt, man darf daher nicht sagen, dass die Fäden aus aneinander gereihten Körnchen bestehen. Wir
haben an ihnen als besonderen Bestandtheil ein Bindemittel zu unterscheiden, das wahrscheinlich aus einer zähen,
mit dem Hyaloplasma nicht mischbaren Flüssigkeit besteht. Nur unter einer solchen Voraussetzung lässt sich der
rasche Wechsel in Form und Vertheilung des Gerüstes einigermassen verstehen». In betreff der BüTscHLi'schen
Lehre von der Schaumstruktur sagt er, dass zwar das Vorkommen echter Vakuolen- und Schaumbildungen im'
Bereiche mikroskopischer Formen kaum zu bestreiten sei; wie weit aber das Gebiet solcher echter Schaumbildungen
reichte, sei weniger leicht zu sagen. »Meinerseits», äussert .er, »kann ich es mit der unmittelbaren Beobachtung
nicht vereinbaren, dass alle Plasmagerüste und Plasmafäden nur der Ausdruck durchschnittener Wabenwände sein
sollen. Man sieht diese Gebilde doch vielfach als Stränge und . Fäden, zum Theil als Querschnitte und unter
Bedingungen, die eine Verwechselung mit Membranen völlig ausschliessen.»

Das Morphoplasma (das Mitom Flemming's) und das Hyaloplasma (das Paramitom Flemming's) verhalten sich
nicht nur gegen Färbemittel völlig verschieden, sondern auch gegen Fixationsmittel. Die Beagentien, die wir als
solche anwenden, koagulieren sämtlich die Eiweisskörper und wirken somit trübend auf Gewebsbestandteile, die
eiweisshaltig sind. Das Hyaloplasma bleibt aber dabei klar und durchsichtig; seine Räume erscheinen, als ob sie
bloss irgendwelche wässrige Salzlösungen enthalten hätten. »Das ist nun deshalb nicht recht denkbar, weil das
lebende Hyaloplasma stark lichtbrechend und auffallend zäh ist ...■ Eher darf man an Verbindungen denken, die,
den Fetten ähnlich, bei den üblichen Methoden der Schnittbehandlung mit Xvlol oder ähnlich wirkenden Substanzen
in Lösung gehen. Um über diese Fragen ins klare zu kommen, bedarf es noch sorgfältiger mikrochemischer
Untersuchungen. A'orläufig ist soviel festzuhalten, dass die hvaline Substanz der Zellenleiber gegenüber
dem Morphoplasma eine chemisch durchaus eigenthümliche Stellung einnimmt. Im Uebrigen dürfen wir uns nicht
verhehlen, dass die Charaktere des Hyaloplasma wesentlich nur negative sind, Mangel an eigener Form und an
trübenden und färbbaren Bestandteilen. Es können im Hyaloplasma möglicher Weise sehr verschiedenartige Be-
>Tai\(ltheile enthalten sein, wässrige Salzlösungen, gequollene Schleimstoffe, Seifen, gelöste Fette u. a. m.»

In Eiern der verschiedenen Tierklassen treten uns, sagt His, mehrere Typen der Plasmaanordnung entgegen
: zunächst dotterbeladenes (lecithophores) und reines Plasma. Es sind die Dotterstoffe im Eiplasma als eine
Art innerer Sekretstoffe entstanden. Damit sie wieder Plasma werden, müssen die Dotterstoffe neuerdings in Lösung
treten, chemisch gespalten und vom lebenden Plasma assimiliert werden. Die Entwicklung meroblastischer
Eier bereitet sieh im allgemeinen dadurch vor, dass sich das Keimplasma von seinen Einlagerungen scheidet und
in mehr oder weniger reiner Form anhäuft. Dieser Sonderungsprozess kann früher oder später vor sich gehen,
bei Knochentischen erreicht er seinen Höhepunkt nach dem Eintritt der Eier ins Wasser. »Darin liegt der besondere
Werth der Knochenfischeier für Protoplasmastudien, dass in deren Keim und Blastomeren die lebende

7


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/biol_unt_1911_16/0063