http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/biol_unt_1911_16/0065
51
den Eikernen in Fig. 6 ist offenbar ein Spiremstadium vorhanden.- : In den folgenden Ausbildungsphasen der Eier
tritt aber dann die violette Farbe hervor; sowohl das: Chromatingerüst des Kerns als der Nucleolus färben sich
violett (Fig. 7, oben und rechts; Fig. 8 der Taf. XVI). Bas Protoplasma dieser Eier färbt sich in den kleinsten
Eiern rötlich mit schwach hervortretender, allgemeiner Farbe, aber \ mit stärker rotem. Mitom. Bald bemerkt man
dann, in den etwas grösseren Eiern, im Protoplasma eine immer auffallendere violette Färbung (Fig. 7, rechts;
Fig. 9, 10, 11, 12 der Taf. XVI), welche sieh diffus verbreitet, aber in der Regel nach der einen Seite des Eies
besonders kräftig erscheint. Es zeigt sich, dass diese diffuse • Violettfärbung der diffusen Schwarzfärbung der mit
Hämatoxylin behandelten Eier entspricht; sie tritt nämlich in ungefähr denselben Ausbildungsstadien auf und verschwindet
in den allmählich danach folgenden, wenn die Eier grösser werden (Fig. 13, 14, 1.5 ders. Tafel), indem
sie zuletzt nur an einem Teil (Fig. 13, 14) oder an einigen Teilen (Fig. 15) des Eiumfangs noch nachweisbar ist.
Ausserdem sieht man hin und wieder in dem Protoplasma einzelne violette Kugeln (Fig. 7, 8, 13, 14).
Ich kann nach dieser Erfahrung — und ich habe von solchen Biondigefärbten Präparaten aus den Grobius-
ovarien ganze Keinen — nicht umhin, an die in der vorigen Abteilung hinsichtlich der Ascidieneier besprochene, von
Schaxel besonders eingehend verteidigte Lehre über die Chromatinemission aus dem Keimbläschen in das Protoplasma
zu denken. Es liegen in der Tat in den Eiern: dieses Teleostiers Befunde vor, welche denen in den Eiern
der Ascidien sehr ähnlich sind. Jedenfalls findet sich hier ein offenbares Memento, diese Frage in umfassender
Weise, bei Eiern mancher verschiedener Tiere, zu erforschen. Es ist ja auch auffallend, dass die
diffuse Violettfärbung; in Ubereinstimmung mit den Befunden Sohaxel's, nur in einem gewissen Ausbildungsstadium
der Ovarialeier auftritt und mit der diffusen Schwarzfärbung durch Hämatoxylin so nahe zusammenfällt, um in
späteren Stadien zu verschwinden. Durch meinen hier erbrachten Nachweis, dass sich die fragliche Substanz nicht
nur mit Hämatoxvlin schwarz, sondern auch mit dem Biondigemisch violett färbt, wird aber die Annahme, dass
diese Substanz wirklich Chromatin enthält, noch wahrscheinlicher als vorher, indem die Schwärzung .durch Hämatoxvlin
hinsichtlich des Chromatins keine ganz spezifische Probe darstellt.
Wie ich schon oben geschildert habe, färben sich ja in den jüngeren Eiern das Chromatingerüst und der
Nucleolus violett. Diese violette Färbung wiederholt sich dann in allen den folgenden Ausbildungsstadien (Fig.
9—14 der Taf. XVI), wobei hier und da in den Nukleolen hellere Vakuolen (Fig. 12, 13) auftreten und, wie in
den Hämatoxylinpräparaten, eine Anzahl von nukleolartigen Kugeln im Kern erscheinen (Fig. ]3, 14, 15), wonach
zuletzt oft der eigentliche, grössere Nucleolus zu verschwinden scheint (Fig. 15).
Ehe ich diese Schilderung der mit Biondischem Gemische behandelten Ovarialeier abschliesse, werde ich
einige die schon abgegebenen und befruchteten Eier dieses Tieres betreffende Befunde, die mit demselben Färbungsgemische
gewonnen wurden, kurz erwähnen. Da ich nicht Zeit und Gelegenheit hatte, die Bildung der Richtungskörper
, welche besonders von Behrens eingehend untersucht wurde, und das Verhalten des Keimbläschens und
der Richtungskörperchromosomen zu der Bionclifärbung zu erforschen, musste ich mich darauf beschränken, nur
einige Stadien im dem Verhalten des Eikerns nach der Befruchtung zu studieren. Es zeigte sich hierbei, dass,
wie bei anderen Tieren, bei jeder Teilung sich die an der Teilungsspindel befindlichen Chromosomen stets stark
grün färben; die Fig. 16 der Taf. XVI gibt davon ein schönes Beispiel. Nachdem aber die Zellteilung geschehen
ist, und sich die Tochterkerne gebildet haben, wird von ihrer inneren Substanz nur die rote Farbe angenommen
(Fig. 17). Dies wiederholt sich auch fortwährend bei den folgenden Teilungen der Blastomeren.
Nachdem nun diese Färbungsverhältnisse der Ovarialeier von Gobius niger geschildert worden sind, will
ich zu dem zweiten, näher zu behandelnden Problem übergehen, welches bei dem reifen und dem befruchteten Ei
dieses Tieres erfolgreich studiert werden konnte, nämlich dem Problem der Protoplasmastruktur dieser Eier.
Als ich die mikrotomierten und mit Eisenalaun-Hämatoxvlin gefärbten Schnitte der reifen Eier von Gobius
niger untersuchte, nahm ich in den Schnitten des Keimhügels zuerst nur eine undeutliche körnig-feinfaserige
Struktur wahr. Ich ahnte sogleich, dass die Schnitte in der abschliessenden Behandlung mit Eisenalaunlösung zu
stark differenziert waren. An neuen, stärker gefärbten Schnitten trat dann bei stärkster Vergrösserung, zu meinem
Erstaunen, eine so prachtvolle Protoplasmastruktur hervor, dass ich gestehen muss, nie eine solche bisher gesehen
zu haben. Ich erwähne dies, um zu betonen, dass man, um eine gute Einsicht in die Verhältnisse zu gewinnen,
die Differenzierung der Hämatoxylinpräparate nicht zu weit treiben, sondern im Gegenteil früh unterbrechen soll.
Wenn man die Färbung in einer gut geeigneten Stärke bekommt, werden die Bilder in den Präparaten —r vorausgesetzt
, dass das Material gut fixiert war — so ausgezeichnet klar und schön, dass sie keine Zweifel über betreffende
Struktur hinterlassen können.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/biol_unt_1911_16/0065