http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/biol_unt_1911_16/0066
Was die Fixierung- angeht, so erhielt ich ein gutes und fast gleichartiges Material, wenn die Eier entweder
mit Carnoy'schem, oder mit Zenker'schem oder mit Pikrinessigsäuregemisch behandelt waren. Ich benutzte deshalb
mit Vorteil das erstgenannte Gremisch, weil es so besonders leicht anzuwenden ist und schnell zum Ziele führt.
Es ist aber sehr schwer, die in dem Mikroskope erhaltenen Bilder gut abzuzeichnen und in ihrer schönen,
unzweideutigen Klarheit in den Abbildungen wiederzugeben. In den Präparaten lassen sie sich nämlich perspektivisch
verfolgen; in den Hachen Abbildungen auf der Papierfiäche lässt sich dies nur in schlechter Weise, und
zwar durch verschiedene Farbennuancen nachahmen. Dann werden schliesslich die Abbildungen wohl stets
durch die Reproduktion abgestumpft und verschlechtert. Ich betone dies hier, weil ich leider einsehe, dass
meine Abbildungen, obwohl ich mich um ihre möglichst gute Ausführung bemühte, weit hinter der Schönheit
der Natur selbst in den Präparaten stehen. Falls sie aber dazu beitragen können, noch einmal die für das
Protoplasmaproblem interessierten Kollegen auf die Untersuchung der dazu besonders geeigneten Teleostiereier
^hinzuweisen, so dürften sie indessen ihr Ziel nicht verfehlt haben. Wahrscheinlich hätte die obenerwähnte vortreffliche
Arbeit von His »Protoplasmastudien am Salmonidenkeim» vom J. 1899 weit mehr die Aufmerksamkeit
der Forscher auf sich gezogen,, und seine Ansichten wären mehr durchgedrungen, falls seine Abbildungen die Strukturverhältnisse
klarer und deutlicher wiedergegeben hätten. In der undeutlichen, verschwommenen Weise, in
welcher seine photographischen Figuren reproduziert sind, wurde es den Lesern der Arbeit in der Tat schwer, von
seinen Ansichten überzeugt zu werden. Ich muss gestehen., dass ich selbst, als ich die His'sche Arbeit gleich
nach ihrem Erscheinen also vor etwa zwölf Jahren, las und die Figuren betrachtete, zu der Anschauung kam,
dass aus so undeutlichen Präparaten und Bildern lasse sich doch nichts sicheres schliessen. Erst nachdem ich an
meinen eigenen so ausserordentlich klaren Präparaten von Grobiuseiern die Struktur selbst studierte, erinnerte
ich mich wieder die Arbeit von His über den Salmonidenkeim. Nun fand ich nach erneuertem Durchlesen
derselben, dass His gewiss im ganzen richtig gesehen hatte; und ich konnte ahnen, dass auch seine Präparate
wahrscheinlich gut und scharf gewesen sind, dass aber die photographischen Abbildungen, obwohl er selbst sie
rühmte und mit ihnen zufrieden war, den Leser nicht zu überzeugen vermochten, sondern eher abschreckten. Es
gilt diese meine Bemerkung besonders seinen Tafeln II und III, welche gerade die feinere Struktur des Keimes
wiedergeben sollten.
Wie His und andere Forscher schon längst dargetan haben, strömt in den reifen Teleostiereiern, nachdem
sie in Wasser ausgegossen worden sind, das Eiprotoplasma, welches bisher im reifen Zustande überall mit den
Dotterelementen vermischt war und zwischen ihnen lag, nach einer Seite der Eioberfiäche und bildet dort einen
Keimhügel, in dem das Keimbläschen gelegen ist und die Richtungskörperabgabe besorgt. Durch diese hochinteressante
»Bewegung» des Eiprotoplasmas wird es zuletzt fast vollständig vom Dotter abgetrennt, wobei es sich
indessen als eine äussere, sehr dünne Randschicht oder Haut als Fortsetzung des dicken Keimhügels und zusammen
mit ihm den Dotter überall umgibt. Wenn man vor der vollständigen Ausbildung des Keimhügels durch Vertikalschnitte
durch diesen und den Dotter die Struktur untersucht, so findet man noch Fortsätze und Stränge des
Protoplasmas in den Dotter mehr oder weniger hineinreichen. Nach dem Abschluss der Protoplasma-Ausströmung
aus dem Dotter ist die Grenze zwischen beiden in dem Grobiusei in der Regel scharf und deutlich ausgeprägt.
In dem Keimhügel dieses Eies hat man nun, wie His für den Salmonidenkeim betonte, zur Untersuchung
das reinste Protoplasma, das man bekommen kann. In demselben sind zwar ganz vereinzelte, kleine Dotterkugeln
noch vorhanden; sie können aber zu keiner Verwechselung Anlass geben.
An den mit Hämatoxylin gut gefärbten Vertikalschnitten des Keimhügels nimmt man bei starker Ver-
grösserung (Zeiss' 2 mm., Apert. 1,30, Komp. Okul. 12) wahr, dass die Substanz aus zwei überall durcheinander
gemischten Teilen besteht, nämlich aus einer hellen und durchsichtigen, scheinbar strukturlosen und ungefärbten
Grundsubstanz und einem diese überall durchspinnenden feinen Fasergeflecht. Die Fig. 1 der Tat". XVII stellt
eine Partie eines solchen Vertikalschnittes des Keimhügels dar; nach oben hin ist die Oberfläche desselben vorhanden
, nach unten findet sich die Grrenze gegen den Dotter, von dem einige schwarz gefärbte Dotterkörner mit
abgebildet worden sind. Das Fasergeüecht ist, wie man auch in dieser Figur bemerkt, nicht überall gleich dicht:
hier und da, wie z. B. links in der Figur, ist es dichter, in der Mitte derselben und nach oben hin ist es weniger
dicht; besonders an solchen weniger dichten Stellen lassen sich die Fasern auf recht weite Strecken gut verfolgen
. Man erkennt dann mit Sicherheit, dass sie kein Netz, sondern ein echtes Geflecht von in den verschiedensten
Richtungen und Biegungen umeinander ziehenden, feinen Fäserchen bilden, welche zwar dann und wann sich
dichotomisch teilen können, jedenfalls aber nicht netzförmig miteinander zusammenhängen. Alle diese Fäserchen,
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/biol_unt_1911_16/0066