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äusseren Eiurhfang reichen. An den Schnitten solcher Eier bekommt man dann Bilder, wie die in Fig. 7 der Taf.
XVII wiedergegebenen. Falls der Schnitt dicht über oder unter der Zentrosphäre getroffen hat, so sieht man dort in der
Mitte Querschnitte von Faserchen als runde Körner (unten in der Figur), von einer hellen Zwischensubstanz umgeben
und in etwas verschiedenen Abständen voneinander. Ringsum diese Querschnitte findet man nach den Seiten
hin immer mehr schief getroffene Schnitte von Fäserchen (Fig. 7),-welche Schiefschnitte nach aussen hin immer
längeren Faserstucken entsprechen und zuletzt, gegen den Eirund hin, in beinahe längsgetroffene Fäserchen übergehen
. Diese Schnittbilder der Strahlungen bestätigen, falls es noch nötig wäre, die Fasernatur der Strahlungsstruktur
. Keine Wabenwände, keine Schaumnatur ist in den Strahlungen nachzuweisen, wie dies auch bei Eiern
von Echinodermen und von vielen anderen Tieren schon dargelegt worden ist.
In den Grobiuseiern erhält man eine glänzende Bestätigung der Tatsache, dass nach bester Fixierung und
Färbung des selten reinen Protoplasmas sowohl in dem nicht sich teilenden (»ruhenden») als in dem sich teilenden
Zustande des Eikörpers keine Wabenstruktur nachzuweisen ist. In einer hellen, scheinbar unstrukturierten Grrundsub-
stanz, dem Paramitom Flemming's (der Interfilarmasse, dem Hyaloplasma anderer Autoren), findet sich ein Faserwerk,
welches in der gewöhnlichen Anordnung ein Geflecht, aber kein Netz, bildet, und in der Strahlungsanordnung in
sonnenartig um einen Mittelpunkt angeordnete, mehr oder weniger gerade Fäserchen übero-eht.
Diese letztere Tatsache wird nun durch die Verhältnisse in den weiter gefurchten, aus einer Anzahl von
Blastomeren bestehenden Grobiuseiern in eklatanter Weise bestätigt.
Auf der Tafel XVIII habe ich eine Auswahl von Abbildungen von Schnitten solcher Blastomeren zusammengestellt
. Sie repräsentieren die Blastomeren in verschiedenen Zuständen von Ruhe und Teilung und können
eine deutliche Auffassung von der Anordnung des Mitoms während dieser verschiedenen Zustände geben. Sie sind
nicht schematisch, sondern ganz nach den dünnen Präparaten von mir gezeichnet; nur musste ich von den in diesen
Präparaten sichtbaren Fasern eine Anzahl der in ihrer ganzen Länge verfolgbaren auswählen, um nicht durch zu
viele und besonders durch die schief getroffenen Fasern die Abbildungen zu verwirren. Hier, wie leider so oft
bei der Wiedergabe der mikroskopischen Bilder, stösst man auf die oben schon mehrmals besprochene Schwierigkeit
, perspektivische Struktur Verhältnisse, die im Mikroskope durch Heben und Senken des Tubus klar hervortreten,
in den Abbildungen darzustellen. Die hier mitgeteilten Figuren scheinen mir jedoch so deutlich die Anordnungen
wiederzugeben, dass eine nähere Beschreibung überflüssig sein dürfte. Die Fig. 1—4 und 6—7 sind in doppelter
linearer Vergrösserung des Zeiss'schen Bildes von Apochr. 2 mm, Ap. 1,30 und Komp. Ok. 12, die Fig. 5 ist
bei dieser letzteren Vergrösserung selbst wiedergegeben.
Die Fio-. 1 stellt den medianen Durchschnitt einer solchen Elastomere mit ruhendem Kern und mit der
neben ihm gelegenen eosingefärbten Zentrosphäre, um welche als Mittelpunkt die Fasern des Mitoms in schöner,
gestreckter Strahlenanordnung hervortreten, dar, nur am Rande des Eies sieht man einzelne von ihnen sich dichoto-
misch teilen und nach den Seiten hin umbiegen; zwischen diesen Fasern sind einige rotgefärbte Dotterkörner sichtbar.
Die Fig. 2 stellt eine solche Blastomere mit dem Kern in dem Teilungsstadium, und zwar in der Spindel-
phase mit den Chromosomen in der Äquatorialplatte, dar; von den beiden Zentrosphären strahlen die Mitomfasern
in der üblichen, radiierenden Anordnung hinaus und gehen in der Nähe des Eirandes, vor allem aber in der
Äquatorregion des Eies, in eine genechtartige, dichotomisch verästelte Anordnung über; einzelne, teils eosin-, teils
hämatoxvlino'efärbte Dotterkörner sind zwischen den Fasern zu sehen.
Die Fig. 3 gibt eine solche Furchungszelle in weiter vorgeschrittenem Teilungsstadium wieder, in welchem
die geteilten Chromosomen zu zwei Gruppen an den beiden Polen der Spindel neben den Zentrosphären gelegen
sind und der Zellkörper selbst die beginnende Einschnürung zeigt.
Die Fig. 4 zeigt eine Blastomere, nach abgelaufener Teilung, mit den aus den Chromosomen entstandenen
kleinen Kernbläschen in allmählich geschehender Verschmelzung derselben; ringsum die Blastomere stossen die anliegenden
Partien der umgebenden Blastomeren an, in denen die strahligen Mitomfasern bald der Länge nach, bald
schief vom Messer getroffen sind oder beinahe von ihren äusseren Enden gesehen vorliegen.
In Fig. 6 ist ein Teilungsakt abgebildet, in welchem die Trennung der beiden Tochterzellen im letzten
Moment sich befindet, indem nur noch eine Brücke sie vereinigt; in der rechten, im vollständigen ümriss wiedergegebenen
Zelle sieht man in der Mitte, wie in Fig. 4, die Phase, in welcher die Chromosomen sich zu Bläschen umgewandelt
haben und die radiierenden Protoplamafasern von der Zentrosphäre ausstrahlen. Die dichte, dunkle Brücke
zwischen dieser Zelle und der links von ihr gelegenen, von welcher nur der innere Umfang abgebildet ist, besteht
aus querliegenden Mitomfasern, welche in den Zellen ausstrahlen.
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