Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., V 9622
Retzius, Gustaf
Biologische Untersuchungen
Jena, N. F. 16.1911
Seite: 59
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tikalschnitten im Protoplasma diese Fäserchen vorwiegend als gegen die Eioberfläche in ziemlich vertikaler Eichtling
verlaufende, weniger schlingernde Züge hervor, um tiefer hinab das gewöhnliche Gewirr von feinen, in den
verschiedensten Richtungen ziehenden, einander umflechtenden Fäserchen darzubieten. In diesem Geflecht liegen
einzelne kleine Kugeln, welche sich mit Hämatoxylin dunkel färben. Cranz ähnliche Kugeln sind auch im Keimbläschen
vorhanden (Fig. 14) und deuten hier auf Nukleolkugeln. Mit dem I?iowc^gemisch färben sich diese
Kugeln sowohl im Protoplasma als im Keimbläschen violett; das erstere selbst färbt sich rot, das reichliche feine
Fasergeflecht des Keimbläschens wird rotviolett tingiert.

11. HomO (Taf. XX, Fig. 17-19).

Weil es diesmal jedenfalls nicht meine Absicht ist, die feinere Struktur des Eiprotoplasmas bei einer grösseren
Anzahl von Vertretern des Tierreiches zu besprechen, sondern nur bei einer geringen Anzahl solcher Vertreter
in kurzen Zügen diese Struktur zu berühren, um die allgemeinen Verhältnisse derselben vergleichsweise zu
behandeln, so werde ich von den Mammaliern hier nur einen Repräsentanten auswählen. Das Kaninchenei wurde
im vorigen Bande der Biol. Unters, schon besprochen und abgebildet. Ich wähle diesmal das Menschenei, aber
nur, um gewisse Gesichtspunkte seines Baues kurz zu berühren. Vielleicht komme ich ein anderes Mal zur Darstellung
des Baues desselben zurück.

Über die feinere Struktur des menschlichen Eies liegen in der Literatur im ganzen nur wenige nähere, auf
spezielle Untersuchungen gestützte Angaben und Beschreibungen vor. Von diesen will ich indessen vor allem
eine Darstellung von Holl1) hier anführen. Im Jahre 1891 schilderte dieser Forscher vier von dem exzidierten
Ovarium einer 42-jährigen Frau herrührende Eier aus grösseren —1,6 cm messenden) Follikeln. Der Verfasser
lieferte Abbildungen, obwohl leider in kleinem Massstab; von den vier Eiern und beschrieb besonders die Zusammensetzung
der Keimbläschen genauer. Uber die Zellleiber äusserte er folgendes: über das Ei Nr. 1 (Follikel, beil. 7*
cm im Durchmesser) »Der Zellleib erscheint durchweg als eine ungemein feine, netzartige, gut gefärbte Masse, mit
eingestreuten feinsten glänzenden Punkten»; in demselben fand sich ein dunkler Kontur, welcher ihn in eine
Rindenzone und eine Innenzone teilt, sich aber gleichgebaut wie der übrige Zellleib zeigte. Im Ei Nr. 2 (Follikel,
beil. 72 cm im Durchm.) glich der Zellleib dem des Nr. 1, nur lag der dunkle Kontur weiter peripherwärts. Im Ei
Nr. 3 (Follikel, 1 cm im Durchm.) war der Zellleib gleichmässig stark gefärbt, aber er erschien viel lockerer, mit
einzelnen kleinen chromatischen Brocken versehen. Im Ei Nr. 4 (Follikel, 1,6 cm im Durchm.) bestand der Zellleib
aus einer protoplasmatischen Aussen- und einer deutoplasmatischen Innenzone; die erstere machte die Hauptmasse
aus und bestand aus einem äusserst feinen Netzwerk mit glänzenden feinsten Punkten; die Deutoplasmazone
lag im Inneren des Protoplasmas und hatte die Gestalt eines Halbmondes mit der Konkavität gegen den Kern;
das Deutoplasmafeld erschien hell, weisslich, ziemlich locker, weitmaschig, sehr wenig gefärbt; sowohl im Protoplasma
als im Deutoplasma fanden sich zerstreute unregelmässige, scharf gefärbte Brocken chromatischer Substanz.
Diese Brocken wandern aus dem Kern aus. Das Kerngerüst, welches ein blasses Faserwerk darstellte, verschwindet
immer mehr und endlich ganz; das Kern körperchen bleibt allein im Kerne erhalten und ist bei der Befruchtung
dessen wichtigstes Gebilde.

In den Lehrbüchern und Handbüchern (Waldeyer, 0. Hertwig, Nagel, Kollmann, Minot u. a.) sind auch
mehrmals reife oder reifende menschliche Eier in frischem Zustand beschrieben und abgebildet worden.

Hier lag es mir nur ob, teils die allgemeine Protoplasmastruktur des Menscheneies, teils das Verhalten der
Eiteile zu dem Biondigemisch. kennen zu lernen.

Von den menschlichen Eiern aus den verschiedenen Ausbildungsstadien, welche in meinen Präparaten zu
Gebote stehen, habe ich zur Abbildung zwei Eier ausgewählt, das eine aus dem ganz frisch fixierten Ovarium eines
neugeborenen Kindes, das andere aus dem gleich nach einer Exzision fixierten Ovariums einer 35-jährigen Frau.
Die Fig. 17 stellt das erstere, die Fig. 18 das letztere Ei bei Zeiss' Apochr. 2 mm, Ap. 1,30 und Komp. Ok. 12
dar. Die Fixierung der Ovarien geschah mittels des Carnoyschen Gemisches, die Färbung teils mit Eisenalaun-
Hämatoxylin und Eosin, teils mit dem Biondigemische.

In d ein in Fig. 17 abgebildeten Eie vom neugeborenen Kinde erkennt man in dem von einer ganz dünnen,
inwendig mit platten, kernführenden Zellen belegten Hülle umgebenen Ei überall im Protoplasma ein dichtes Geflecht
von feinen, gewundenen, mit feinsten Körnchen versehenen Fäserchen. In der Rindenpartie ist dieses Fasergerüst
weniger dicht als in der nach innen davon folgenden Zone, welche weiter nach innen hin wieder in eine

*) M. Holl, Ueber die menschliche Eizelle. Anatomischer Anzeiger. 6. Jahrg. 1891.


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