Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., V 9622
Retzius, Gustaf
Biologische Untersuchungen
Jena, N. F. 16.1911
Seite: 60
(PDF, 39 MB)
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weniger dichte Zone übergeht, die das Keimbläschen umgibt; eine solche ring- oder eigentlich sehichtförmige
Verdichtung des Protoplasmamitoms kommt zuweilen, aber nicht immer, vor; wahrscheinlich entspricht diese Verdichtungszone
der von Holl in den Eiern Nr. 1 und Nr. 2 erwähnten. Das Keimbläschen mit seiner Membran,
dem Nukleolus und den Chromatinkörner führenden Strängen ist in der Figur deutlich zu sehen.

In dem in Fig. 18 wiedergegebenen Ei der 25-jährigen Frau ist eine andere Art Verdichtung im Protoplasma
sichtbar. An einer Seite des Umfangs des Keimbläschens bemerkt man, dass das sonst im Zelleib weniger reichliche
Mitomgeflecht des Protoplasmas sich stark verdichtet und in dünner Halbmondform dem Keimbläschen eng
anliegt; in dieser dichten Partie bemerkt man ferner einen runden Körper, der sich mit Eosin rot gefärbt hat; eine
schwächere rötliche Farbe hat auch die ganze halbmondförmige Partie angenommen. In dem übrigen, eigentlichen
Mitomgeflecht sind in den hier und da dichotomisch verästelten Fäserchen Körnchen eingelagert, Avelche die Hä-
matoxylinfarbe angenommen haben. Die Chromatinkörner in den Strängen des Keimbläschens sowie der Nucleo-
lus haben sich noch stärker schwarz gefärbt.

Was stellt nun die geschilderte halbmondförmige Partie dar? Bekanntlich hat man schon ziemlich lange
in Eiern verschiedener Säugetiere im Protoplasma ein eigentümliches Organ beschrieben, welches in etwas verschiedener
Weise gedeutet worden ist. Man hat es lange als »Dotterkern» (Balbiani'scher Kern oder Körper) bezeichnet
und es in Verhältnis zu der Dotterbildung gebracht. In späterer Zeit, besonders nachdem man es auch im
Eie des Menschen in verschiedenen Altersstadien angetroffen (H. v. Winiwarter, 0. Van der Stricht) und seine
Ähnlichkeit mit einer Zentrosphäre (dem Idiozom) bemerkt hat, scheint man immer mehr zu der Meinung gelangt
zu sein, dass es einem solchen Organ entspricht; bei anderen Mammaliern, vor allem bei Kaninchen, hat man teilweise
noch gemeint, dass es komplizierter Natur sei. Da es diesmal nicht meine Absicht ist, auf diese Fragen
näher einzugehen, so will ich hier nur bemerken, dass ich hin und wieder in den menschlichen Eiern, sowohl
bei Neugeborenen als bei Erwachsenen, in den sich mit Eosin rot färbenden Körperchen mit Hämatoxylin stark gefärbte
Zentralkörperchen gesehen habe. Sogar in solchen Eiern von Erwachsenen (25-jährig. Frau), welche zu
zweien in einem Follikel lagen, hatte jedes Ei sein besonderes Organ gut ausgebildet. Ich könnte hier eine ganze
Reihe von Bildern desselben von etwas verschiedener Grösse und Form mitteilen, will es aber diesmal nicht tun,
weil die Sache noch näher studiert zu werden verdient. Ein Teil der Bilder deutet offenbar auf die Richtigkeit
der Annahme, dass hier im menschlichen Ei eine echte Zentrosphäre vorliegt; dann findet sich aber auch eine
Anzahl von Eiern, wo in der Kugel des Organs das Zentralkörperchen (d. Zentriol) sich nicht nachweisen lässt. Ich
stimme deshalb den Kollegen (Waldeyer, Van der Stricht u. a.) bei, dass noch eingehendere Untersuchungen,
und zwar bei verschiedenen Tiereiern, nötig sind, um zu einem ganz sicheren Schluss über dessen Natur zu gelangen.

In dem Biondigemisch (Fig. 19 der Taf. XX) färbt sich auch in den Eiern des Menschen der anfangs verhältnismässig
kleine Nucleolus violett mit ziemlich rötlicher Nuance; die Chromatinkörnerstränge des Keimbläschens
nehmen eine rotviolette Farbe an; das Protoplasma, oder eigentlich das Mitom, wird rot; rot färbt sich auch
die eigentümliche, den sogenannten Dotterkern enthaltende Verdichtung im Protoplasma, welche gewöhnlich an
einer Seite des Keimbläschens liegt und dasselbe umfasst (Fig. 19) und ein stark rot erscheinendes, kugliges oder
ovales Körperchen enthält.

Das das Ei dicht umschliessende Follikelepithel, welches an den jungen Eiern einschichtig, später immer
mehrere Schichten erhält, zeigt nach der Biondibehandlung immer stark grün gefärbte Kerne; grün färben sich dazu
die Kerne in dem die Follikel umschliessenclen Bindegewebe (Fig. 19).

Rückblick,

Da ich nun zu einem Rückblick auf die Ergebnisse der letzten Abteilung gelangt bin, so werde ich versuchen
, dies in einigen kurz gefassten Sätzen zu tun. Zuerst soll die Frage von der Protoplasmastruktur berührt
werden, und dann will ich die Befunde mittelst der Biondifärbuug der Eiteile besprechen.

1. In den Eiern der verschiedenen untersuchten Tiere ist nach der Anwendung der Fixierung mit Car-
noyschem oder Zenkerschem Gemisch (oder Sublimat-Essigsäure oder Pikrinessigsäure) und Färbung mit Eisenalaun-Hä-
matoxylin (nach Heidenhain) im Protoplasma ein die helle, scheinbar unstrukturierte, nur sehr schwach färbbare Grund-
substanz (das Paramitom Flemming's, das Hyaloplasma von His u. a.) durchspinnendes Geflecht feiner, in kleinen
Abständen Körnchen führender, nicht netzförmig verbundener, aber mehr oder weniger dichotomisch verästelter Fäserchen
(das Mitom Flemming's, das Morphoplasma Ballowitz's und His') nachzuweisen. Schon in den jungen


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