http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/biol_unt_1911_16/0076
5.
Über das Verhalten der Nervenzellen zur
BlONDIFÄRBUNG.
Taf. XXI.
Wie im Einleitungskapitel (Nr. 1) hervorgehoben worden ist, wurde schon von anderen Forschern dargetan
, dass die Kerne der Gangliensellen wie die der tierischen Eizelle sich nicht mit Methylgrün färben lassen.
Nach Mosse (1902) unterscheiden sich die Nervenzelle und die Eizelle von allen anderen Körperzellen dadurch,
dass bei beiden zwar ebenso wie bei allen diesen Zellen das Kernkörperchen basophil geringeren Grades, dagegen das
Chromatin nicht basophil, und hierbei das Chromatin der Nervenzelle neutrophil ist; das Protoplasma der Nervenzelle ist
zum Teil basophil (NissLsche Schollen), zum Teil oxyphil (Zwischensubstanz). Und Martin Heidenhain äusserte
(1907): »dass Kerne, welche der Regel nach nicht mehr in Mitose eintreten, häufig arm an Basichromatin, reich an
Oxychromatin sind. Diese meine Wahrnehmung ist oftmals bestätigt worden. Sie betrifft in erster Linie die Kerne
der Nervenzellen.»
Was nun die Eier anbelangt, habe ich in den vorigen drei Kapiteln bei verschiedenen Tierarten nachgewiesen,
dass die Eikerne nur in der eigentlichen Mitose und etwas vor und nach derselben sowie betreffs der Richtungskörper
in den Chromosomen das M.ethj\grün des Biondigernisches annehmen; im Ruhezustand färben sie sich rot oder
violett; die Kerne der Zellen in den Blastulae und Grastrulae nehmen jedoch bei Echiniden und Ästenden die
grüne Farbe auch in der Buhe an.
In dieser Abteilung will ich nun das Verhalten der Nervensellen zu dem Biondigemisch behandeln. Hierbei
muss ich mich jedoch, um mich nicht zu weit auszubreiten, darauf beschränken, einige typische Beispiele auszuwählen
. Von den Fischen habe ich also die Myxine ghttinosa und den Squalus acanthias, von den Urodelen die
Salamandra maciäata, von den Säugetieren das Kaninchen für eine kurze Besprechung dieser Verhältnisse gewählt.
Bei Myxine färben sich (im erwachsenen Zustande) im Rückenmark und Grehirn die Nervensellen, so weit
ich gefunden habe, bloss rötlich; nur der Nucleolus des Kerns nimmt eine mehr violette Farbe an, das Kerngerüst
erscheint kräftig rot, mit kaum angedeutetem violettem Anstrich. Dagegen färben sich alle Kerne in dem
um die Granglienzellen gelegenen Ependym, bezw. in den Neurogliazellen ausgeprägt grün. Die Fig. 1 zeigt aus
einem Querschnitt des Rückenmarks zwei in der grauen Substanz gelegene Granglienzellen, eine grössere und eine
kleinere, welche in der angegebenen Weise von dem Biondigemische gefärbt worden sind, und ringsum sie finden
sich die grünen Kerne der Ependym-Neurogliazellen.
Bei dem Squalus acanthias zeigten sich die Verhältnisse ganz ähnlich. In Fig. 4 ist aus dem Ganglion
gasseri eines erwachsenen Tieres eine bipolare Granglienzelle in starker Biondifärbung wiedergegeben, und rechts
von ihr sieht man ein kurzes Stück einer markhaltigen Nervenfaser. In der Zelle findet man den Zellkörper mit
den beiden Fortsätzen rot gefärbt, den Kern mit rotem Grerüst, aber mit kräftig violettem Nucleolus; an der mit
rotem Axenzylinder versehenen Nervenfaser sind zwei stark grüne Kerne vorhanden, von denen der eine an der
Innen-, der andere an der Aussenseite der Schwannschen Scheide liegt. In den guten Präparaten zeigten sich die
Verhältnisse überall einerlei.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/biol_unt_1911_16/0076