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Von der Kante betrachtet, erseheint die vordere Kopfpartie in der Eegel weit stärker grün als in der breiten
Flächenansicht (Fig. 20); nicht selten bemerkt man an solchen Köpfen keinen eigentlichen Unterschied, keine
bestimmten Grenzen zwischen der vorderen und der hinteren Partie (Fig. 22); zuweilen, bei schwächerer Färbung
(Fig. 21), ist aber die vordere Partie entschieden heller.
In der vorderen, helleren Partie erkennt man in der breiten Flächenlage oft etwas dunklere, grüne Körner
und Flecken (Fig. 17 — 19).
Ringsum den Kopf bemerkt man oft eine mehr oder weniger deutlich rötlich gefärbte, ihm dicht anliegende
Kontur, welche offenbar der sehr dünnen protoplasmatischen Hülle, resp. der Kopf kappe, entspricht; am vorderen
spitzen Ende des Kopfes erkennt mau in der Kantenansicht, mehr oder weniger ausgeprägt, diese Hülle in der
Form eines roten Knopfes (Fig. 20).
Das Verbindungsstück färbt sich sowohl an den normalen, einschwänzigen, als in den doppelschwänzigen
(Fig. 26 und 27) entschieden rot mit undeutlich körniger Zusammensetzung. Die Hauptstücke erscheinen noch
heller rötlich.
Im Zusammenhang hiermit will ich indessen auch eine abnorme Art von Spermien berühren, welche recht
oft im menschlichen Sperma vorkommt, deren Natur aber noch nicht sicher eruiert ist; man trifft nämlich in den
Spermapräparaten einzelne Spermieschwänze, welche an ihrem einen (dickeren) Ende keinen wirklichen Kopf haben,
sondern mit einem kleinen, rundlichen Knöpfchen endigen. Dass man es hier mit einem verkümmerten Kopf zu tun
hat, ist im allgemeinen angenommen. Die Bionclifärbung lehrt nun, dass in diesem Knöpfchen keine grüne Farbe
auftritt. Die Fig. 28 stellt die vordere Partie einer solchen Spermie dar. Die Ausbleibung der grünen Färbung
im Biondigemisch zeigt, dass bei diesen abnormen Spermien im Knöpfchen kein Chromatin vorhanden ist und dass
also der eigentliche Kopf fehlt. Das rotgefärbte Knöpfchen entspricht dann nur den protoplasmatischen Resten
des Sperrniekopfes.
Ich habe die Schilderung der fertigen Spermien vorausgeschickt, um nun zu der eigentlichen Darstellung
der Veränderungen ivährend der Spermiogenese überzugehen. In der Fig. 1 der Taf. XXII ist, wie schon oben
erwähnt, eine Anzahl der in ihrer natürlichen Lage angeordneten Zellen einer in normaler Sekretion befindlichen
Testisröhre abgebildet. Man trifft in dieser Partie eines Vertikalschnittes einer solchen Röhre die wichtigsten
Entwicklungsstadien der während der Spermiogenese vorkommenden Zellen des »sezernierenden» Drüsenepithels.
Oben erkennt man den Durchschnitt der äusseren Hülle der Röhre, mit Andeutung ihres geschichteten Baues und
mit den bläulich gefärbten Kernen ihrer bindegewebigen Zellen. Unten in der Figur findet sich der Lumenraum
der Röhre mit den in diesen hineinragenden, in ihrer Ausbildung begriffenen Spermiden und Spermien.
Zwischen der Hülle und dem Lumen findet man die in der Spermiogenese befindlichen Ubergangsformen
und ausserdem zwei grosse Fusszellen (Sertolische Zellen), welche von der äusseren Hülle bis in das Lumen hinein
reichen. In dem rötlich gefärbten, der Länge nach feingestreiften Zellkörper dieser Fusszellen erkennt man je
einen ovalen Kern, dessen sphärischer Nucleolus violett gefärbt ist; eine rötlich violette Farbe haben auch die Körnchen
der Stränge des Kerns angenommen.
Zwischen und neben den an der äusseren Hülle mit breitem Fuss angehefteten Sertolischen Zellen bemerkt
man die Lage der Spermiogonien in verschiedenen Phasen ihrer Ausbildung; in den zwei mittleren erkennt
man offenbar den ruhenden Zustand mit violett gefärbtem, netzförmigem, dünnem Chromatinstranggerüst in den Kernen
; in der rechts davon befindlichen Zelle ist dies Gerüst dicker, aber auch violett; links liegt neben den erstgenannten
zwei mittleren (mit violetten Kernen) eine Zelle mit stark grünem Chromatingerüst und einzelnen rötlich
-violetten Körnern in dem Kern; diese Zelle kann eine Übergangsphase vor oder nach dem Teilungsstadium
einer Spermiogonie bilden, wahrscheinlich jedoch die letztere Alternative. Ein echtes solches Teilungsstadium stellt
die grosse Zelle, welche an der linken Ecke der Figur, unter der Hülle, gelegen ist, dar; in dieser angeschwollenen
ovalen Zelle, deren Protoplasma aus einem feinen, rotmaschigen Gerüst und hellen Maschenräumen besteht, findet
sich der Kern im Zustand der Spindelbildung mit stark grünen Chromosomen; die Zentralkörper und die Spindelfasern
sind aber hier nicht sichtbar. In den Fig. 3 —8 sind aber einige einzelne Zellen in verschiedenen Phasen
des Teilungsstadiums mit Spindeln wiedergegeben, und zwar teils von der Seite (Fig. 3, 6, 7), teils von den
Enden her (Fig. 4, 5, 8). In allen diesen Zellen sieht man die ovalen Chromosomen stark grün gefärbt. In Fig.
1 bemerkt man, ausser der schon erwähnten Zelle mit grünem Kerngerüst, noch zwei andere solche in der Nähe
der Mittellinie, welche wahrscheinlich von geteilten Spermiogonien herstammen; in ihren Kernen sind einzelne
rötlich-violette Körner sichtbar. Links von der linken Sertolischen Fusszelle, unter der sich teilenden Zelle
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