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mit den grünen Chromosomen, liegt ferner eine Zelle, deren Chromatinstränge im Kern teils grün, teils violett
sind, und in den sechs weiter unten in der Figur sichtbaren Zellen mit ganz violetten Kernsträngen erkennt man
eine weiter vorgeschrittene Phase von Farbe Veränderung der Chromatinsubstanz, welche Phase jedoch nicht lange besteht,
indem ja bald neue Teilungen der Zellen eintreffen sollen. In den rechts von der Mittellinie gelegenen zwei Zellen
mit stark grün gefärbten Chromatinfaden-Schlingen ist eine der Zellteilung vorausgehende Phase abgebildet,
welche bei der Spermiogenese im Hodenepithel oft und reichlich vorhanden ist. Die Fig. 2 stellt eine einzelne
solche Zelle dar. In dieser Phase sind gewöhnlich die Fadenschlingen nach einer Seite des sonst hellen und strukturlosen
Kernraums zusammengezogen; die Kerngrenze ist aber selbst schon undeutlich, indem die Membran in
Auflösung begriffen ist.
Weil es mir nicht möglich ist, die ganze Eeihe der verschiedenen Teilungsstadien der Spermiozyten
zu schildern, was nicht in dem Plane dieser Mitteilung liegt, so will ich hier nur einige der wichtigsten
derselben besprechen. Die Spindelstadien der Spermiozytenteilungen sind nicht besonders zahlreich, doch trifft man
sie dann und wann in den Präparaten und nicht selten in Gruppen, in denen einzelne Zellen recht tief, bis zu
der Spermiogonienschicht, dringen können, die meisten aber bis in die Nähe des Lumens reichen; rechts in der Fig.
1 sind sechs solche Spermiozyten im Spindelstadium wiedergegeben; man erkennt sie an ihren geringeren Grössen-
verhältnissen und der stets reduzierten Anzahl der Chromosomen, welche indessen stets eine intensiv grüne Farbe
darbieten.
Diese also geteilten Spermiozyten, welche zuletzt in das Spermidenstadium übergehen, verändern sich dabei
nicht nur hinsichtlich ihrer Gestalt und ihres Kernbaues, sondern auch betreffs der Färbbarkeit des Kerns. Am
Lumen sieht man in der Mitte der Figur, zwischen den beiden Gipfeln der Sertolischen Zellen, vier solche Sper-
midenzellen, welche aus der letzten Zellteilung horvorgegangen sind. Sie haben alle verhältnismässig kleine, reduzierte,
runde Kerne mit violett gefärbtem, netzförmigem Kerngerüst und violetter Membran. Sie sind in das »ßuhesta-
dium» eingetreten.
Nun trifft aber bald wieder die merkliche Veränderung in diesen Spermiden — oder vielleicht richtiger
Praespermiden — ein, dass gleichzeitig mit einer Verkleinerung des sphärischen Kerns (Fig. 12—13) auch von
neuem eine Veränderung in ihrer Färbbarkeit eintrifft. Sie beginnen sich wieder grünlich zu färben; die Fig. 14
stellt ein solches Zwischenstadium dar, in dem die violette Farbe der grünlichen nochmals weicht, um bald, bei
der fortgesetzten Ausbildung des Kerns zum Spermiumkopf (Fig. 15 und 16) in eine intensiv grüne überzugehen;
zugleich mit dieser Umwandlung entwickelt sich auch der Körper der Spermidenzelle, ihr Protoplasma, immer mehr
zum Körperapparat, resp. Schwanz der Spermie (Fig. 13-—16). In der Fig. 1, unten an der Lumengrenze, sieht
man in den Gipfeln der beiden Sertolischen Zellen die eben geschilderte Umwandlung der Spermiden zu Spermien
vorsichgehen. Links von der Mittellinie sind zwei Spermiden in der Phase, in welcher die violette Färbbarkeit
die grüne noch überwiegt; rechts davon sind fünf Spermiden von weiter ausgebildeter grüner Färbbarkeit abgebildet;
in beiden diesen Phasen bemerkt man an dem unteren Kernumfang, der Basis des angelegten Spermiumkopfes,
eine deutliche Verdichtung der Chromatinsubstanz, zuerst von violetter, dann von grüner Färbbarkeit. Es ist diese
Verdichtungspartie von Interesse, weil sie offenbar der stark verdichteten unteren Partie des reifen Spermiumkopfes
entspricht und ihre erste Anlage darstellt. Die Fig. 15 und 16 geben auch hiervon eine gute Andeutung.
In den sich ausbildenden Köpfen dieser jungen Spermien (Fig. 14 und 16) bemerkt man ferner Flecken,
welche die Farbe stärker annehmen und offenbar den früheren Knotenpunkten des Gerüstwerkes der noch ganz
jungen Spermiden- und Praespermidenkerne entsprechen (Fig. 12, 13, 14). Diese Flecken sind oft noch in den
reiferen Spermien (Fig. 17, 18, 19) bemerkbar oder angedeutet. In den in Fig. 1 abgebildeten Spermiden sind
auch diese körnchenförmigen Flecken angegeben.
In der folgenden weiteren Ausbildung der Spermiden zu Spermien nimmt dann die Färbbarkeit für die
methy]grüne Farbe noch mehr zu und endigt mit dem oben am Anfang dieser Mitteilung näher beschriebenen Zustand
, welcher in den Fig. 17—27 dargestellt worden ist,
"Wie ich oben geschildert habe, trifft in der Spei miogenese die Veränderung der Färbbarkeit der Chromatin
Substanz der Kerne jedesmal ein, wenn die betreffenden Zellen in ein Teilungsstadium eintreten. Die in den
Ruhestadien vorhandene violette oder rötlich violette Färbbarkeit geht in den Einleitungsphasen des Spindelstadiums
allmählich in eine grüne über, um im Spindelstadium in eine intensiv grüne überzugehen, wonach in den
Ubergangsphasen zum Ruhestadium allmählich wieder die Färbbarkeit ins Violette von neuem entsteht. Diese
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