Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., V 9622
Retzius, Gustaf
Biologische Untersuchungen
Jena, N. F. 16.1911
Seite: 68
(PDF, 39 MB)
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Befunde stimmen also mit den bei der Untersuchung der Teilungserscheinungen in den Eiern der Echinodermen,
der Ascarideu u. s. w., welche oben beschrieben worden sind, gemachten gut überein.

Bei den Spermien kommt aber dann eine neue Phase hinzu, welche mit den Teilungsphänomenen nichts
weiteres zu tun hat: Bei dem Übergang der Spermiden in Spermien, also bei der Reifung dieser letzteren, verändert
sich die Färbbarkeit des Chromatins, in einer sehr auffallenden Weise. Es tritt eine ganz prägnante Affinität
für die grüne Farbe auf, welche eben so stark ist wie bei den Chromosomen der Spindelphase des Teilungsstadiums.
Es deutet diese Erscheinung auf eine Ausbildung von sehr reinem Nuklein (resp. von Nukleinsäure) bei der Ausbildung
der Spermiumköpfe, auf eine Aufnahme von Phosphor während dieses Aktes, hin. Und diese chemische Zusammensetzung
scheinen dann die Spermiumköpfe — im Gegensatz zu dem Verhalten bei dem Teilungsakte, bei welchem sie sich
schnell verändert resp. verschwindet — immerfort zu behalten, indem sie sich erst bei dem Befruchtungsakte verliert.

Wie intensiv diese Tendenz zur Grünfärbung im Biondigemisch bei den menschlichen Spermien ist, geht
u. a. auch daraus hervor, dass sie auch noch längere Zeit, Wochen und Monate, nach der Ausholung des Spermas
aus der Samenblase, dieselbe behalten. Ich habe solche Spermien sogar, nachdem sie drei Monate in dieser Weise
in einer Schale gelegen und eine starke Fäulnis des Spermas durchgemacht hatten, im Biondigemisch untersucht und
die Köpfe noch grün gefärbt bekommen. Bekanntlich widerstehen die Spermien des Menschen und im allgemeinen
der höheren Tiere dem Fäulnisprozess in ganz wundervollem Grade; man sieht an ihnen kaum irgendwelche
Veränderungen.

*

Zum Vergleich mit den oben beschriebenen Verhältnissen bei der Färbung der Hodenzellen des Menschen
während der Spermiogenese habe ich auch denselben Prozess bei einer Anzahl anderer Tiere untersucht und im
ganzen ähnliche Ergebnisse erhalten. Die Tendenz zur Grünfärbung im Biondischen Gemisch scheint jedoch bei
den verschiedenen Tierklassen etwas zu wechseln. Bei einigen, vor allem bei den Urodelen, scheint sie auffallend stark,
hei anderen, z. B. den Vögeln, weit geringer zu sein. Da aber diese meine Untersuchungen noch nicht abgeschlossen
werden konnten, will ich mich diesmal darauf beschränken, die Verhältnisse bei der Spermiogenese von
Salamandra maculata kurz zu besprechen und eine Abbildung (Fig. 1 der Taf. XXIII) mitzuteilen. Die Grünfärbung
der Chromosomen während des Teilungsprozesses der Hodenzellen ist ausserordentlich stark und intensiv.
Die Fig. 2 der Taf. XXIII stellt mehrere Phasen dieses Prozesses dar, die Spirembildung, die Spindelbildung, die
Tochtersternbildung und Teilung, sowie rechts unten (Fig. 1—2) zwei Ubergangsphasen von und zu dem Ruhestadium,
in welchen die grün gefärbte Chromatinsubstanz in eine violett-rötliche mit mehr oder weniger zerteilten Stäbchen
und Kugeln übergeht, wiedergegeben ist. Diese Figuren sind nur als losgerückte Beispiele des ganzen Prozesses zu
betrachten; um ihn eingehend zu beschreiben, niüsste eine weit vollständigere Reihe von Abbildungen mitgeteilt
werden, was ich diesmal nicht beabsichtige.

Aus der Spermiogenese von Myxine füge ich indessen auf der Taf. XXIII eine kleine Reihe von Figuren (Fig.
3—8) bei, welche einige Phasen des Teilungsstadiums der Spermiozyten wiedergeben. Diese Figuren können als eine
Illustration zu der Darstellung, die ich von diesen Verhältnissen im Jahre 1890 lieferte, und noch mehr zu den
später von A. und K. E. Schreiner in den Jahren 1904 und 1908 veröffentlichten, eingehenden und schönen
Untersuchungen über diesen Gegenstand dienen. Man kann nun in diesen Abbildungen von Biondipräparaten die
Veränderungen in der Beschaffenheit des Chromatins in ähnlicher Weise wie bei den anderen Tieren verfolgen.
In den Vorbereitungsstadien (Ruhestadien) zur Teilung färbt sich das Netzwerk im Kerne der Spermiozyten rot,
um dann immer mehr sich grünlich färbende Körner darzubieten und zuletzt in der Spindelphase intensiv grüne
Chromosomen aufzuweisen.


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