Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., V 9622
Retzius, Gustaf
Biologische Untersuchungen
Jena, N. F. 16.1911
Seite: 73
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/biol_unt_1911_16/0087
8.

Zur Frage von der Struktur des Protoplasmas

der Nervenzellen.

Taf. XXIV, Fig. 15-27.

Durch die von Apätht, Bethe, Cajal und Bielschowski erfundenen Färbungsniethoden bei den Nervenzellen
sind bekanntlich die schon von Max Schttltze und anderen mehr oder weniger deutlich wahrgenommenen
Fibrillen s}rsteme in den verschiedenen Arten von Nervenzellen genauer erkannt und beschrieben worden. Es ist
iedenfalls nicht meine Absicht, diese schon eine ansehnliche Literatur umfassende Frage hier zu besprechen; dies
ist ja übersichtlich von mehreren Autoren geschehen. Dagegen wünsche ich diesmal eine hiermit innig zusammenhängende
Frage kurz zu berühren. Ehe man das eben erwähnte Fibrillensystem der Nervenzellen genauer kannte,
haben mehrere Forscher im Protoplasma mehrerer Arten von Nervenzellen verschiedene Strukturen feinfaseriger
Natur beschrieben, welche man mehr oder weniger deutlich sah und bald als netzartig, bald als geflechtartig auf-
fasste. Vor allem hat Flemming diesen Strukturen seine Aufmerksamkeit gewidmet und sie mehrmals geschildert.
Im Jahre 1882 x) zeigte er also, dass in den Spinalganglienzellen tingierbare Körner und feine Fädchen von im
ganzen gewundener Anordnung existieren, die mit jenen Körnern in Verbindung zu stehen scheinen. In den
einen Zellen sind die Körner feiner und die Fadenwerke dichter, in den anderen erstere gröber und lockerer verteilt
, weshalb die Zellen der ersteren Art (meistens die kleineren) ein dichtes, dunkles Aussehen haben, die letzteren
heller und gröber scheckig erscheinen.

Die betreffende Frage wurde dann von Flesch und seinen Schülerinnen, sowie von Erik Müller, Nissl
und Benda und dann noch von M. v. Lenhossek behandelt. Müller schloss sich im wesentlichen der Darstellung
Flemming's an, wogegen v. Lenhossek anfangs zu einer sehr abweichenden Anschauung kam.

Nissl, welcher ganz besonders den dann gewöhnlich nach ihm bezeichneten stark färbbaren Schollen im
Zellkörper verschiedener Nervenzellen seine Aufmerksamkeit widmete, äusserte u. a. hinsichtlich derselben: »die
sich färbende Substanz tritt in Form von grösseren oder kleineren, rundlichen, ovalen oder sphärischen, manchmal
auch eckig und unregelmässig geformten Knötchen auf, die allerfeinste fädige Ausläufer besitzen», v. Lenhossek
fand »im Zellkörper weder eigentliche Fibrillen, noch aber kurze Fädchen, wie sie Flemming beschreibt, sondern
eine schwach färbbare Grrundsubstanz, und in diese in grosser Menge eingestreut lauter kleine Kömchen, die den
angewandten Farbstoffen gegenüber (besonders Magentarothfärbung nach Nissl und Thionin) grosse Affinität zeigen.
Diese Körper sind im allgemeinen sehr viel feiner als die beschriebenen Hasmaschollen in den centralen Nervenzellen
. . . auch liegen sie viel dichter gedrängt als jene».

Im Jahre 1895 veröffentlichte Flemming2) eine neue Mitteilung über den Bau der Spinalganglienzellen, in
welcher er sich gegen v. Lenhossek's Darstellung aussprach und seine früheren Angaben aufrecht hielt. Eine

') W. Flemming, Vom Bau der Spinalganglienzellen. Beiträge zur Anatomie und Embryologie als Festgabe für I. Hknle von seinen Schülern
1882. Das Referat von Flemming's Angaben und denen der anderen Autoren ist teilweise nach Flemming's eigenem Eeferat davon angeführt.

2) W. Flemming, lieber den Bau der Spinalganglienzelleyi bei Säugethieren, %md Bemerkungen über den der centralen Zellen. Archiv f. mikrosk. Anatomie
und Entwickl.-gesch. Band 46, 1895.

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